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MarokkoTV sendet Schmink-Tipps für verprügelte Frauen

Ein marokkanischer TV-Beitrag gibt Tipps, wie Frauen die Spuren von Misshandlungen überschminken können. Der Sender musste sich entschuldigen.

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Protest liess nicht lange auf sich warte: Frauenmagazin gibt Beauty-Tipps für die geschlagene Frau. (Bild: Screenshot «2M»)

Das Frauenmagazin «Sabahiyat» des staatlichen TV-Senders 2M in Marokko widmete sich am vergangenen Mittwoch einem besonderen Thema: Eine Visagistin gab Tipps, wie Frauen die Verletzungen, die sie aufgrund von häuslicher Gewalt im Gesicht haben, wegschminken können.

Die Umsetzung wurde gleich an einem präparierten Opfer im TV-Studio demonstriert. Mit einem Pinsel in der Hand zeigt die Maskenbildnerin, wie die blauen Flecken oder Schwellungen im Gesicht nahezu unsichtbar gemacht werden können. Musikalisch untermalt sind die grotesken Szenen von eleganter Gitarrenmusik. «Wir hoffen, dass diese Beauty-Tipps Ihnen dabei helfen, das alltägliche Leben fortzuführen», sagte die Visagistin laut «Guardian» zum Abschluss des Beitrags.

Shitstorm losgetreten

Schon kurz nach der Ausstrahlung der Sendung kam es zu wütenden Protesten in den sozialen Medien. Wenn versucht werde, Gewalt gegen Frauen als etwas Alltägliches zu beschreiben und den Missbrauch zu verbergen, handle es sich um eine Art Gehirnwäsche, lautete die Kritik.

Der Bericht rief auch bei Frauenrechtlerinnen in Marokko wütende Proteste hervor. Über 1700 Personen unterschrieben eine Online-Petition, die Sanktionen gegen den Sender forderte. Das staatliche Fernsehen sollte lieber Täter verurteilen und Aufklärungsarbeit leisten, statt «häusliche Gewalt mit Make-up zu verdecken».

Sender hat mittlerweile reagiert

Die Proteste verfehlten ihre Wirkung nicht: Der Sender soll den Clip von seiner Website entfernt haben. In einer Stellungnahme auf Facebook entschuldigten sich die Verantwortlichen des Senders später für die falsche Behandlung des Themas durch die Redaktion. Der Beitrag sei «völlig unangemessen».

Dass Gewalt gegen Frauen in Marokko alltäglich ist, darauf wies bereits Anfang des Jahres Human Rights Watch in einem Brief hin. Die Menschenrechtsorganisation zeigte sich besorgt über die Lage in Marokko: Polizei und Justiz würden oft nicht gegen die Täter vorgehen und den Missbrauch dulden.

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