St. Gallen: Uber gegen Taxi – «Das macht die Branche kaputt»

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St. GallenUber gegen Taxi – «Das macht die Branche kaputt»

Das kalifornische Unternehmen Uber will nach St. Gallen expandieren. Bisher hat das Taxireglement Uber davon abgehalten. Das könnte sich jedoch bald ändern. Einheimische Taxiunternehmen sind besorgt.  

Ammar Jusufi
von
Ammar Jusufi
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Der Stadtrat in St. Gallen möchte seit rund drei Jahren eine Revision des Taxireglements vornehmen.

Der Stadtrat in St. Gallen möchte seit rund drei Jahren eine Revision des Taxireglements vornehmen.

20min/ Ammar Jusufi
Diese Revision würde es dem kalifornischen Unternehmen Uber erleichtern, in St. Gallen Fuss zu fassen.

Diese Revision würde es dem kalifornischen Unternehmen Uber erleichtern, in St. Gallen Fuss zu fassen.

20min/Marco Zangger
Die St. Galler Taxiunternehmen sind verärgert.

Die St. Galler Taxiunternehmen sind verärgert.

20min/ Ammar Jusufi

Darum gehts

  • Der St. Galler Stadtrat will das Taxireglement aus dem Jahr 1995 überarbeiten.

  • Die Änderungen im Reglement könnten Uber zugute kommen. 

  • Für einheimische Taxiunternehmen wäre die Einführung von Uber in St. Gallen eine Tragödie. 

Viele Personen in der Schweiz nutzen Uber, um sich fortzubewegen. In der Stadt St. Gallen ist das Unternehmen jedoch bis heute nicht angekommen. Grund dafür ist mitunter das St. Galler Taxireglement aus dem Jahr 1995, das für eine Fahrbewilligung beispielsweise gute Ortskenntnisse voraussetzt. 

Im Vergleich zu anderen Städten boomt das Taxi-Geschäft in St. Gallen. So hörten nach Zahlen der Stadtpolizei Zürich mehr als ein Drittel der Taxifahrer in Zürich auf. In Basel sieht die Situation ähnlich aus, wie SRF berichtet. Zu begründen sei dies unter anderem mit der Einführung von Uber in den Schweizer Städten. 

Taxireglement soll demnächst revidiert werden

In St. Gallen sieht es anders aus. Dort schrecken die guten Ortskenntnisse als Voraussetzung Uber ab. Diese sind jedoch umstritten, denn bei der Entstehung des Reglements 1995 standen Taxifahrerinnen und Taxifahrern keine Navi-Geräte zur Verfügung. Im Jahr 2020 sollte das Taxireglement überarbeitet sowie die vorausgesetzten Ortskenntnisse entfernt werden, wie das «Tagblatt» schreibt. 

Bis heute hat sich am Taxireglement noch nichts geändert. Stadträtin Sonja Lüthi begründet das mit der Komplexität der Materie. Es bedürfe vieler Abklärungen und nehme mehr Zeit in Anspruch als ursprünglich angenommen. Demnächst werde man sich mit der Revision beschäftigen. 

Uber zahlt keine Steuern 

Für die St. Galler Taxiunternehmen keine Freude: Bereits vor eineinhalb Jahren haben sie dem Stadtrat ihre Kritikpunkte zum Entwurf des neuen Reglements dargelegt. Darauf erhielten sie jedoch keine Antwort. «Die etablierten Taxiunternehmen bezahlen Steuern, Sozialabgaben, Mehrwertsteuern und Standplatzgebühren. Das meiste davon macht Uber nicht», sagt Samuel Holenstein, Geschäftsführer Herold Taxi, gegenüber dem «Tagblatt» (Bezahlartikel). 

Besnik Ziba führt seit 15 Jahren sein eigenes Taxiunternehmen in St. Gallen. «Das geht für mich gar nicht. Das kann doch nicht sein, dass ich jahrelang etwas aufbaue und jemand einfach ein Auto und eine App holen kann und den gleichen Job macht», so Ziba. «Die Fahrer bei Uber verdienen wenig, wir verdienen weniger und die Branche geht kaputt. Die Einzigen, die verdienen, sind Uber und seine Aktionäre», sagt Ziba weiter. 

Für den 72-jährigen R.F., der nach seiner Pensionierung nebenbei für ein Taxiunternehmen arbeitet, war die Fahrbewilligung von Herausforderungen geprägt. «Man muss eine Prüfung über Pausen und Ruhezeiten ablegen, dann eine Ortskundeprüfung bei der Stadtpolizei und zuletzt muss man auch eine Deutschprüfung ablegen», so R.F. Für ihn persönlich sei es kein Problem, weil er nicht vom Taxifahren leben müsse. «Wenn neben all den bereits vorhandenen Möglichkeiten noch Uber dazukommt, weiss ich nicht, ob es möglich ist, als Taxifahrer zu überleben», sagt der 72-Jährige. 

Uber für Jugendliche attraktiv

Ein 19-jähriger Schweizer würde sich über Uber in der Stadt St. Gallen freuen. «Uber ist halt günstiger und wenn man mit Freunden vom Ausgang nach Hause möchte, kann man sich zusammen einen Fahrer auf der App bestellen», sagt der 19-Jährige. Über die Sicherheit mache er sich weniger Sorgen. «Durch das Bewertungssystem sieht man, wie der Fahrer sich macht. So kann man das grob einschätzen», so der 19-Jährige weiter.  

Auszug des Taxireglements

Art. 13  Bewilligungsvoraussetzungen

Eine Fahrbewilligung wird erteilt, wenn die Bewerberin oder der Bewerber

a) den eidgenössischen Führerausweis für den berufsmässigen Personentransport besitzt;

b) Gewähr für eine einwandfreie Berufsausübung bietet;

c) ausreichende Deutschkenntnisse nachweist;

d) in einer Fachprüfung gute Ortskenntnisse nachweist;

e) die Kenntnis der Vorschriften über das Taxiwesen nachweist.

Vor allem um den Punkt im Artikel 13 d) geht es in den aktuellen Diskussionen. Dieser könnte in naher Zukunft durch die Politik aufgehoben werden. 

Fährst du lieber Uber oder Taxi?

Hast du oder hat jemand, den du kennst, Probleme mit dem Job?

Hier findest du Hilfe:

Arbeit.swiss, Informationen und Adressen für Stellensuchende

Lohnforderung.ch, Rechte bei fristloser Kündigung

Dargebotene Hand, Sorgen-Hotline, Tel. 143

Pro Juventute, Beratung für Kinder und Jugendliche, Tel. 147

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