«Überall Blut und verletzte Menschen kriechen über den Boden» - 80 Tote in Jaipur
Bei einer Anschlagsserie in der nordwestindischen Touristenmetropole Jaipur sind 80 Menschen getötet worden. Rund 150 Personen wurden verletzt. Die Täter sind unbekannt.
Die Behörden gingen von einem terroristischen Hintergrund aus. Ein Verdächtiger sei festgenommen worden und werde verhört, hiess es. Indiens Premierminister Manmohan Singh verurteilte die Anschläge und rief die Bevölkerung zur Ruhe auf.
Binnen zwölf Minuten waren mindestens acht Bomben auf belebten Märkten und in der Nähe eines Tempels explodiert. In den engen Gassen der dicht besiedelten Altstadt brach Panik aus. Sofort bildeten sich riesige Staus.
«Es war ein Terrorangriff», sagte der Generaldirektor der Polizei, Amjorot Singh Gill. Die Behörden riegelten die Grenzen des Bundesstaats Rajasthan ab und lösten auch für benachbarte Gebiete die höchste Alarmstufe aus. Polizeikräfte rückten aus, um Kraftwerke, Moscheen und Tempel zu schützen.
Das Fernsehen zeigte Bilder von Fahrrädern und Blutlachen, im Hintergrund waren die Sirenen von Ambulanzen und Polizei zu hören. «Ich hörte einen ohrenbetäubenden Knall, und erst dachte ich, eine Gasflasche sei explodiert», erzählte ein Zeuge. «Dann war überall Rauch und ich konnte meinen Sohn zunächst nicht mehr finden.»
Es sei «überall Blut, und verletzte Menschen kriechen über den Boden», sagte ein Augenzeuge, der die Explosion in der Nähe des Schmuckmarktes miterlebt hatte.
Jaipur hat mehr als zwei Millionen Einwohner und befindet sich rund 300 Kilometer von Neu Delhi entfernt. Die Hauptstadt des Wüstenstaates Rajasthan gehört zu den beliebtesten Reisezielen ausländischer Touristen. Sie ist wegen der vorherrschenden Gebäudefarben ocker und rosa auch als «rosa Stadt» bekannt.
Spekulationen über Täterschaft
Die Nachrichtenagentur PTI berichtete unter Berufung auf Quellen im Innenministerium, die muslimische Terrorgruppe Harkut-ul-Jehadi Islami (HuJI) aus Bangladesch werde als Urheber verdächtigt.
In Indien verüben muslimische und andere Extremistengruppen immer wieder Anschläge. Attentate wie die vom Dienstag hatte es bisher nicht in Jaipur und in dem bei Touristen beliebten Wüstenstaat Rajasthan gegeben.
Immer wieder Anschläge
Indien wurde in den vergangenen Jahren immer wieder von Bombenanschlägen erschüttert. Im August 2007 kamen bei einer Anschlagsserie in der südindischen Millionenstadt Hyderabad 43 Menschen ums Leben.
Im vergangenen November wurden bei mehreren nahezu zeitgleich verübten Bombenanschlägen auf Gerichtsgebäude in drei nordindischen Städten mindestens 13 Menschen getötet. Die Behörden lasten die Anschläge muslimischen Extremisten aus der umkämpften Kaschmir- Region an.
(sda)