BIERBRANCHEÜbernahmepoker um Budweiser-Brauerei
Der belgische Brauriese Inbev will die die grösste US-Brauerei Anheuser Busch kaufen. Dabei geht es um 46 Milliarden Dollar und die beiden meistverkauften Biermarken der Welt: Budweiser und Bud-Light. Die Gründerfamilie wehrt sich.
Das Resultat des gelungenen Deals wäre der grösste und mächtigste Bierkonzern der Welt mit einem Umsatz von rund 42 Milliarden Dollar, über 300 Biermarken in aller Welt und einer Produktion von 370 Millionen Hektoliter Bier im Jahr. Jedes vierte auf der Welt getrunkene Bier käme dann vom Weltmarktführer, schreibt die «Financial Times». Inbev besitzt bereits heute so illustre Marken wie Becks, Stella Artois oder Quilmes.
Wegen billigem Dollar Ausverkauf der US-Wirtschaft?
Doch die Gründerfamilie um August Busch IV, Ururenkel des Gründers Adolphus Busch, will unbedingt eigenständig bleiben. Zwar kontrolliert die Familie nur noch etwa vier Prozent des Kapitals, doch ist das Unternehmen im täglichen Geschäft nach wie vor auf die Familie ausgerichtet. Die 150 Jahre alte Brauerei gilt als US-Vorzeigefirma, die mit Marken wie Budweiser und Bud Light den US-Markt mit rund 50 Prozent beherrscht. Der mögliche Kauf des Traditionsunternehmens durch einen europäischen Konzern lässt vermehrt Stimmen aufkommen, die wegen dem billigen Dollar einen Ausverkauf der US-Wirtschaft befürchten.
Feindliche Übernahme möglich
Analysten gehen davon aus, dass die beiden Firmenkulturen nicht zusammenpassen. Die Analystin Ann Gilpin von der Fondsrating-Agentur Morningstar sagt: «Bei Inbev quetschen Investmentbanker die höchstmögliche Marge heraus, die sie bekommen können, während Anheuser- Busch traditionell liberaler mit Ausgaben für Dinge wie Administration und Anzeigen umgeht». Entsprechend fällt die Gewinnmarge mit 34 Prozent bei Inbev bedeutend höher aus als die 23 Prozent beim grössten US-Brauer. Genau dieses Einsparpotential macht den US-Konzern für Investoren attraktiv. Selbst wenn sich das Management wehrt, könnte Inbev mit einer feindlichen Übernahme Erfolg haben.
Zweiteilung des Biermarktes
Die Bierindustrie steht weltweit unter Druck. Es gibt im Markt verstärkte Bereinigungstendenzen. Die Märkte in den Industrieländern sind gesättigt. Die Rohstoffe wie Gerste, aber auch Glas und Aluminium für Flaschen und Dosen, verteuern sich ständig. Dabei zeichnet sich eine Zweiteilung des Biermarktes ab. Wolfgang Salewski, früherer Chef der deutschen Paulaner-Brauerei und heutiger Berater, sagt im «Tages-Anzeiger»: «Auf der einen Seite stehen globale Massenbiere, auf der anderen Seite existieren die regionalen Qualitätsmarken.» Beide Seiten könnten bestehen.
(scc/Dajan Roman)