Zorniger AuftrittUeli Maurer schiesst erneut gegen «Rundschau»
Bisher hiess es, die F/A-18 würden 2030 ausgemustert. Laut VBS-Chef Ueli Maurer wäre es aber bei einem Nein zum Gripen am 18. Mai einige Jahre früher.
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- bee

Verteidigungsminister Ueli Maurer referiert Ende März am Kasernengespräch auf dem Militärflugplatz in Payerne.
Plötzlich kann die Schweiz schon ab 2025 den Luftpolizeidienst nicht mehr gewährleisten, falls die Stimmbürger den Kauf von 22 neuen Kampfjets am 18. Mai verweigern. Diesen Eindruck vermittelte Verteidigungsminister Ueli Maurer im Fernsehinterview mit der «Rundschau» von vergangenem Mittwoch. Laut dem SVP-Bundesrat hat die Schweiz bei einem Nein bald «gar nichts mehr in der Luft».
Laut Maurers jüngsten Aussagen müssten also nicht nur die 54 Tiger-Jets rasch ersetzt werden – sondern auch der F/A-18-Kampfjet mache es nicht mehr lange, schreibt die «SonntagsZeitung». Nur noch bis «2025 oder 2030», so Maurer. Erstaunlich, hiess es doch zuvor noch, der F/A-18 könne bis 2035 Dienst tun. Noch im Herbst 2012 verkündete Armeechef André Blattmann laut der Zeitung, der F/A-18 reiche wohl bis 2040.
Maurer muss sich erklären
Sowohl Gripen-Befürworter wie auch Gegner stören sich an Maurers Behauptung, die Beschaffung eines neuen Kampfflugzeugs dauere 18 Jahre. Laut der «SonntagsZeitung» sind Experten überzeugt, dass ein neuer Jet in acht bis zehn Jahren zu beschaffen sei. Zudem vermittelte der Verteidigungsminister den Eindruck, dass Österreich erst seit 1990 wieder eine richtige Luftwaffe hat. Das österreichische Verteidigungsministerium widerspricht dem. Maurer verschwieg, dass die Österreicher ihre Luftwaffe bereits ab 1955 wieder aufbauen konnten. «Die Alliierten verboten uns nur den Kauf von Flugzeugen aus deutscher und japanischer Produktion», präzisierte gestern ein Sprecher des österreichischen Verteidigungsministeriums.
Die Gripen-Gegnerin und SP-Parlamentarierin Chantal Galladé wirft Maurer deshalb «Panikmache» vor. Für Galladé ist darum klar, dass sich der VBS-Vorsteher erklären muss. Er müsse darlegen, ob seinen Aussagen neue Erkenntnisse zugrunde liegen. Wenn das nicht der Fall sei, müsse Ueli Maurer die Mär von der schutzlosen Schweiz im Jahr 2025 revidieren.
«Es ärgert mich, wenn man versucht, die Armee und ihr Umfeld zu diskreditieren»
Maurer selbst nahm im Interview mit dem «SonntagsBlick» Stellung zu seinem Auftritt in der «Rundschau» und erklärte, was ihn so zornig machte. Er sei es gewohnt, dass man ihn beleidige. «Aber es ärgert mich, wenn man versucht, die Armee und ihr Umfeld zu diskreditieren», so der Verteidigungsminister.
Grund für seinen Ärger war ein Beitrag über den Gripen. Gebührenfinanziertes TV müsse ausgewogen berichten. «Bei privaten Medien kann ein Bericht auch mal meinungslastig sein. Bei der SRG geht das nicht. Sie erhält mehr als eine Milliarde Gebührengelder. Sie muss deshalb fair über ein Abstimmungsthema wie den Gripen berichten», sagte der VBS-Chef.