Ukraine-Krieg: Zweideutiger Funkspruch führte zu Russen-Beschuss

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Ukraine-KriegFunkspruch führte fast zur Eskalation zwischen Russland und der Nato

Ein russischer Pilot versuchte im September 2022, ein britisches Spionageflugzeug abzuschiessen. Er glaubte fälschlicherweise, die Erlaubnis zum Abschuss bekommen zu haben. 

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Im September 2022 feuerte eine russische Su-27 über dem Schwarzen Meer eine Rakete auf ein Nato-Flugzeug ab.

Im September 2022 feuerte eine russische Su-27 über dem Schwarzen Meer eine Rakete auf ein Nato-Flugzeug ab.

Screenshot/WATM
Der russische Verteidigungsminister Sergei Schoigu hatte damals von einem technischen Defekt gesprochen, der den Start der Rakete ausgelöst haben soll.

Der russische Verteidigungsminister Sergei Schoigu hatte damals von einem technischen Defekt gesprochen, der den Start der Rakete ausgelöst haben soll.

via REUTERS
Der russische Jet verfehlte das britische Spionageflugzeug mit einer Luft-Luft-Rakete, die erfolgreich startete, aber ihr Ziel nicht erreichte.

Der russische Jet verfehlte das britische Spionageflugzeug mit einer Luft-Luft-Rakete, die erfolgreich startete, aber ihr Ziel nicht erreichte.

Wikimedia Commons/Si Pugsley

Darum gehts

  • Ende September 2022 feuerte eine russische Su-27 eine Rakete auf ein britisches Spionageflugzeug.

  • Der russische Pilot feuerte eine Luft-Luft-Rakete ab, die erfolgreich startete, aber ihr Ziel nicht erreichte.

  • Die Rakete wurde abgefeuert, weil der Jet-Pilot einen Befehl der Bodenstation falsch verstanden hatte.

Ein fehlverstandener Funkspruch führte zu einer äusserst brenzligen Situation zwischen Russland und der Nato: Neue Details zeichnen ein genaueres Bild des Vorfalls, bei dem am 29. September 2022 ein russisches Su-27-Kampfflugzeug eine Rakete auf ein britisches Spionageflugzeug abfeuerte. Das Ganze ereignete sich über internationalen Gewässern südlich der von Russland annektierten Halbinsel Krim.

Schoigu sprach von technischem Fehler

Der russische Verteidigungsminister Sergei Schoigu sprach damals von einem Versehen bzw. einer technischen Fehlfunktion, die für den Vorfall verantwortlich gewesen sei – auch auf britischer Seite ging man nicht von einem gezielten Abschussversuch aus.

Abgehörte Funksprüche zeigen nun, dass einer der russischen Piloten dachte, er habe die Erlaubnis erhalten, das britische Flugzeug anzugreifen. Er hatte einen zweideutigen Befehl von einer russischen Bodenstation erhalten. Der zweite russische Pilot versuchte, ihn zu stoppen: Er protestierte und beschimpfte seinen Flügelmann, als dieser die erste Rakete abfeuerte.

Zweideutiger Funkspruch von Bodenstation

Eine westliche Quelle berichtete der BBC, dass der Funkspruch in etwa lautete: «Sie haben das Ziel.» Diese zweideutige Formulierung wurde vom russischen Piloten als Erlaubnis zum Feuern interpretiert – und sorgt für Kritik aus dem westlichen Lager. Die lockere Sprache zeige ein hohes Mass an Unprofessionalität bei den Beteiligten, so die Quellen. Im Gegensatz dazu sollen Nato-Piloten eine sehr präzise Sprache verwenden, wenn es um Feuererlaubnis geht.

Der russische Pilot feuerte eine Luft-Luft-Rakete ab, die erfolgreich startete, aber ihr Ziel nicht erreichte. Es handelte sich um einen Fehlschuss, nicht um eine Fehlfunktion, worüber die «New York Times» bereits berichtete. Aus Verteidigungskreisen erfuhr die BBC zudem, dass der Pilot trotz Widerspruch seines Kollegen eine weitere Rakete abfeuerte. Die zweite Rakete sei einfach von der Tragfläche gefallen, was darauf hindeutete, dass die Waffe entweder eine Fehlfunktion hatte oder der Abschuss abgebrochen wurde.

Briten spielten Leaks hinunter

Als Reaktion auf den durchgesickerten Bericht über einen «Beinahe-Abschuss» gab das britische Verteidigungsministerium eine weitere Erklärung ab, die mehr Verwirrung als Klarheit brachte, denn es hiess, ein «erheblicher Teil des Inhalts dieser Berichte [aus den Dokumenten] sei unwahr, manipuliert oder beides». 

Natürlich hatte der britische Geheimdienst eigentlich genaueres gewusst, doch wollte wohl keine der beiden Seiten eine Eskalation herbeiführen, die möglicherweise ein Nato-Mitglied in eine militärische Konfrontation mit Russland hineinziehen könnte. Aber der Vorfall zeigt einmal mehr, wie ein Fehler und eine Fehleinschätzung eines Einzelnen einen grösseren Konflikt auslösen kann.

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