Rassismus-Debatte : Umstrittenes Berner Wandbild wandert ins Museum 

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Rassismus-Debatte Umstrittenes Wandbild in Berner Schule wandert ins Museum 

Ein Wandbild mit kolonial geprägten, stereotypierten Darstellungen in einem Berner Schulhaus geht als Schenkung ans Historische Museum. Dort soll es im Rahmen einer Ausstellung kritisch eingeordnet werden. 

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Das Wandalphabet im Schulhaus Wylergut geht als Schenkung ans Bernische Historische Museum.

Das Wandalphabet im Schulhaus Wylergut geht als Schenkung ans Bernische Historische Museum.

Attila Janes
Es enthält Darstellungen von Menschen, die heute als koloniale Stereotypen erkannt werden. 

Es enthält Darstellungen von Menschen, die heute als koloniale Stereotypen erkannt werden. 

Franziska Rothenbuehler/Tamedia AG
Im Zuge der Kontroverse waren im Juni 2020 die drei Bildfelder C, I und N von Unbekannten schwarz übermalt worden.

Im Zuge der Kontroverse waren im Juni 2020 die drei Bildfelder C, I und N von Unbekannten schwarz übermalt worden.

Franziska Rothenbuehler/Tamedia AG

Darum gehts 

  • Das Wandbild Wylergut geriet aufgrund seiner stereotypen Darstellungen nicht weisser Menschen in die Kritik.

  • Das Siegerprojekt eines städtischen Wettbewerbs sah deshalb die Verschiebung des Wandbildes in ein Museum vor.

  • Nun steht fest: Das Wandbild geht als Schenkung an das Bernische Historische Museum. 

Im Zuge der weltweiten «Black Lives Matter»-Proteste gerieten Denkmäler und Malereien mit rassistischen Wurzeln ins Visier. Auch um ein historisches Wandalphabet im Schulhaus Wylergut entzündete sich eine heftige Diskussion: Es enthält Darstellungen von Menschen, die heute als koloniale Stereotypen erkannt werden. 

Ausstellung 2024

Nun ist klar: Das Wandbild wandert als Schenkung an das Bernische Historische Museum. Wie die Stadt Bern mitteilt, sind die Arbeiten zur Verschiebung des Werkes bereits angelaufen. Bis Ende Jahr solle das Wandbild fachgerecht abgenommen sein. Dort wird 2024 eine Ausstellung stattfinden, welche das Werk kontextualisiert und eine öffentliche Debatte ermöglichen soll. 

Nach den heftigen Kontroversen im Jahr 2019 hatte die städtische Kommission für Kunst im öffentlichen Raum nach Projekten gesucht, um das Kunstwerk kritisch neu zu verorten und zu schulinternen und öffentlichen Debatten anzuregen. Den öffentlichen Wettbewerb gewann schliesslich das Projekt «Das Wandbild muss weg!», das eine Verschiebung des Werkes in ein Museum und eine Kontextualisierung im Rahmen einer Ausstellung forderte. 

Nicht für Kinder geeignet

Das Wandbild gehört für Projektleiterin Vera Ryser deshalb ins Museum, weil es stereotype Darstellungen nicht weisser Menschen in eine Reihe mit Tieren, Pflanzen und Gegenständen einordne. Die Buchstaben N und I übten Fremdbezeichnungen ein, die inzwischen diskreditiert seien. «Das wollen wir Kindern so nicht länger vermittelt sehen», lässt sich Ryser zitieren. Die Frage, wie rassistische Denkmuster unsere Gesellschaft und Schulmaterialien historisch und bis heute prägen, sei differenziert zu diskutieren: «Das kann ein Museum besser leisten als eine Schule auf Basisstufe.»

Das Wandbild Wylergut der Künstler Eugen Jordi (1894-1983) und Emil Zbinden (1908-1991) hing seit 1949 im Schulhaus Wylergut. Es zeigt ein Alphabet, das die Buchstabenfolge mit Tierbildern, einzelnen Pflanzen und Artefakten, aber auch mit drei stereotyp dargestellten Menschen aus Asien, Afrika und Amerika illustriert. Im Zuge der Kontroverse um den Umgang mit dem Wandbild wurden im Juni 2020 diese drei Bildfelder C, I und N von Unbekannten schwarz übermalt. Das aktuelle Projekt wird auf eine Restaurierung der übermalten Stellen verzichten und sie als historisches Dokument belassen.  

Bist du oder ist jemand, den du kennst, von Rassismus betroffen?

Hier findest du Hilfe:

Beratungsnetz für Rassismusopfer

GRA, Stiftung gegen Rassismus und Antisemitismus

Pro Juventute, Beratung für Kinder und Jugendliche, Tel. 147

Dargebotene Hand, Sorgen-Hotline, Tel. 143

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