Tour-Leader Froome: Unangenehme Fragen und Pfiffe von den Fans

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Tour-Leader FroomeUnangenehme Fragen und Pfiffe von den Fans

Chris Froomes Solosieg am Mont Ventoux erinnert stark an die unmenschlichen Antritte von Lance Armstrong. Davon will der Brite nichts wissen: «Lance hat gelogen, aber ich lüge nicht.»

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Chris Froome sieht sich am Ruhetag nach seiner Triumphfahrt am Mont Ventoux mit ungemütlichen Fragen konfrontiert. Bei der Pressekonferenz im Teamhotel in Orange drehen sich die Fragen nach seinem beeindruckenden Solosieg fast nur um das Thema Doping. «Hier sitze ich nach dem grössten Sieg meiner Karriere und werde beschuldigt, ein Lügner und Betrüger zu sein», sagt Froome und verlässt den Raum wutentbrannt.

«Ich habe lange und hart trainiert. Es war eine Schlacht, bis ich zu dieser Form gekommen bin», sagte der 28-jährige Brite, der sechs Renntage vor dem Ende der 100. Tour de France das Gesamtklassement mit 4:14 Minuten vor dem Holländer Bauke Mollema und 4:25 Minuten vor dem zweimaligen Toursieger Alberto Contador anführt.

Pfiffe aus dem Publikum

Die ungemütlichen Fragen haben allerdings ihre Berechtigung. Ohne zu schalten und ohne aus dem Sattel zu steigen, hängte der Tour-Leader bei seinem entscheidenden Angriff seine härtesten Konkurrenten Contador und Roman Kreuziger ab. Erinnerungen an die übermenschlichen Antritte von Lance Armstrong wurden zwangsläufig wach. Vergleiche mit Armstrong hält der Tour-Leader aber für nicht zulässig. «Lance hat gelogen, aber ich lüge nicht», so der Brite.

Doch wie Froome den Mont Ventoux hinaufstürmte, machte nicht nur Experten stutzig, sondern auch die Fans. Der Brite, der schon die Bergankunft in Ax 3 Domaines in den Pyrenäen souverän für sich entschied, wurde am «Riesen der Provence» sogar vereinzelt ausgepfiffen.

Froome lässt Contador locker stehen. (Quelle: Youtube)

«Wada kann sich alles anschauen»

Froome brauchte für die letzten 15,7 Kilometer der Strecke auf den Mont Ventoux 49:20 Minuten. Das ist die 11. schnellste Zeit seit 2000. Lance Armstrong war im Jahr 2002 in 48:33 der Schnellste aller Zeiten, Alberto Contador und Andy Schleck benötigten 2009 - nach der Einführung des Blutpasses - 48:57 Minuten. Froomes Zeit ist zwar stark, aber nicht übermenschlich.

Sky-Teamchef Dave Brailsford ärgert sich über die Veröffentlichung von solch umfangreichen Informationen zu Froomes Leistungen. «Ich weiss nicht, ob das etwas bringt», sagte der Brite, machte aber zugleich den Vorschlag, der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) alle denkbaren Daten zur Verfügung zu stellen. «Die Wada-Experten können sich alles anschauen, die Leistungsdaten, das Gewicht, was wir trainieren und wo wir trainieren - das gesamte Bild wie beim Blutpass. Sie können dann der Welt beweisen, ob die Daten glaubwürdig sind oder nicht.»

Grosses Herz und üppige Lungen

Froome, der für einen Radfahrer mit 1.86 Meter ungewöhnlich gross ist, hat die ersten 14 Jahre seines Lebens in Kenia verbracht. Erst 2008 erhielt er einen britischen Pass, Ende 2009 wechselte er zum britischen Sky-Team, das ihn konsequent zum Spitzenfahrer aufbaute. Froome sei genetisch mit einem perfekten Körper ausgestattet, sagen seine Betreuer beim Team Sky. Er habe ein grosses Herz und üppige Lungen. Erst 2010 wurde bei ihm die Parasiteninfektion Bilharziose diagnostiziert, welche die Zahl der roten Blutkörperchen reduziert. Dagegen gab es Medikamente. Ganz legale.

(pre/si)

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