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TV-QuizUndercover-Moderator enttarnt Abzocker

In Belgien haben die Macher von Call-in-Shows die Zuschauer systematisch betrogen. Journalisten ermittelten im Herzen der TV-Show – und deckten das Gebaren um unlösbare Aufgaben auf.

phi
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TV-Skandal in Belgien: Die Call-in-Show «Quizzit» steht unter Beschuss, nachdem ein Undercover-Moderator und ein Mathematiker enthüllt haben, dass die in der Sendung gestellten Rechenaufgaben für den Durchschnittszuschauer unlösbar sind. Während diese Tatsache an sich keine Meldung wert wäre, zeugt das Vorgehen bei der Enttarnung der Abzocker für Durchhaltevermögen und Professionalität: Während der Kopf der Ermittler die mathematische Arbeit erledigte, heuerte das Gesicht der Rechercheure direkt bei den Schummel-Sendern an.

Das etwas andere Einmaleins

Maxime De Winne war vor der Aufdeckung des Skandals für die meisten Belgier bloss eine «Quizzit»-Labertasche, doch jetzt kennt ihn das Land als investigativer Journalist. Vier Monate lang moderierte der Angestellte des Satireblatts «Basta» undercover in der Redaktion der Spielshow, die bisher auf den Sendern «VTM» und «2BE» lief. Während dieser Zeit sammelte er Beweise: Bei der TV-Show muss das heimische Publikum Aufgaben lösen, bei denen etwa gefragt wird: Wie viele Zahlen stecken in Aussage XY?

Natürlich geht es dabei nicht um simples Addieren oder Multiplizieren: Ob in solchen Sätzen der Zahlenwert eines Buchstabens im Alphabet berücksichtigt werden muss, ist unklar. Der Buchstabe V könnte demnach für eine 22 stehen, aber auch für die römische 5 – oder aber er darf gar nicht gezählt werden. De Winnes Partner bei der Aktion war dann auch ein studierter Mathematiker: Gaetan De Weert rechnete eineinhalb Jahre an den bisher gestellten Aufgaben herum, bis er den Rechenschlüssel von «Quizzit» knackte.

Wanzen und Mini-Kameras

Der zuvor eingeschleuste Undercover-Moderator dokumentierte mit heimlichen Filmaufnahmen derweil das Vorgehen der Abzocker und hatte auch eine Wanze installiert, als für einmal kein blindes Huhn, sondern der Mathematikfuchs in der Leitung hing. De Weert beantwortete an einem Sonntag die Quizfrage richtig. Als er das Preisgeld von 4500 Euro erspielte, rumorte es hinter den Kulissen. «Scheisse, er muss wissen, wie es funktioniert», fängt das Mikrofon der TV-Ermittler auf.

Noch viel betroffener waren diese Mitarbeiter am darauffolgenden Montag, als zur Primetime die Undercover-Bombe platzte: In einem 45-minütigen Special deckte das Satiremagazin «Basta» die Machenschaften der Betrüger auf. Tatsächlich konnte der Mathematiker den Show-Verantwortlichen sogar noch einen Rechenfehler nachweisen: Als er am Zuschauer-Telefon aufzeigte, dass die richtige Lösung eigentlich 1996 und nicht 1994 lautete, hörte man die Regie via Wanze sagen: «Was für ein Arschloch!»

Sender nennt Recherche einseitig

Wie die Webseite «Grenzecho» berichtet, reagierte der zuständige Sendeeigentümer mehr als pikiert. «Basta» habe einseitig recherchiert, das Quiz sei notariell überwacht und auch die Glücksspielkommission kontrolliere die Richtigkeit. Belgische Politiker fordern dagegen nach dem Skandal eine Verschärfung der Richtlinien für die Call-in-Shows.

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