Unglücks-Bergführer sind wieder unterwegs
Vor einem Jahr erschütterte das Lawinenunglück im Jungfrau-Gebiet mit sechs toten Soldaten die Schweiz. Die zwei Bergführer von damals sind wieder mit Rekruten im Gebirge unterwegs - trotz Untersuchung wegen fahrlässiger Tötung.
Das berichtet «Radio DRS 4 News» am Mittwoch. Im Frühjahr werden jeweils keine Bergtouren durchgeführt. Doch jetzt sind die angehenden Gebirgsführer wieder in den Bergen unterwegs – und mit ihnen die zwei militärischen Unglücks-Bergführer, die am vergangenen 12. Juli die Soldaten angeführt hatten. Informationschef Heer Daniel Reist: «Die beiden Bergführer nehmen ihre normale Funktion wahr. Sie sind Bergführer und sie führen heute auch Touren und bilden am Gebirgskompetenzzentrum der Armee normal aus. Sie gehen auch wieder mit Soldaten in die Berge.»
Kann das sein? Gegen die beiden Bergführer läuft nach wie vor eine Untersuchung. Geprüft wird, ob sie für mehrfache fahrlässige Tötung zur Verantwortung gezogen werden. Im Oktober 2007 kam eine Untersuchung zum Schluss, dass die Absturzursache eine Lawine war. Diese sei höchstwahrscheinlich durch die sechs Soldaten im Alter zwischen 20 und 23 Jahren selbst ausgelöst worden. Experten schätzten die Lawinengefahr für den Unfalltag in der Jungfrau-Region als «erheblich» ein. In diesem Fall ist auf Grund der teilweise ungünstigen Verhältnisse Erfahrung in der Lawinenbeurteilung erforderlich, und Steilhänge der angegebenen Exposition und Höhenlage sind möglichst zu meiden.
Doch für die Armee gilt für die zwei militärischen Bergführer weiterhin die Unschuldsvermutung. «Wir gehen davon aus, dass die beiden die Aufgabe nach bestem Gewissen gelöst haben. Ein Berufsverbot oder eine Einschränkung wäre nicht üblich. Und auch nicht angebracht», sagt Reist gegenüber Radio DRS. Die Fähigkeiten der beiden würden nicht angezweifelt, bis ein rechtskräftiges Urteil gefallen sei. Gemäss Silvia Schenker, Sprecherin der Militärjustiz, wird die Strafuntersuchung zum Jungfrauunglück voraussichtlich im Sommer abgeschlossen werden.
(ast)