Vorläufige UntersuchungFehler im Signalsystem soll Ursache für verheerendes Zugunglück in Indien sein
Bei einem schweren Unglück in Indien entgleisten 22 Wagons eines Personenzuges. Bei der Ursache vermutet man einen Fehler im elektronischen Signalsystem.
Darum gehts
In Indien kam es zu einem schweren Zugunglück.
Es gab Hunderte Verletzte und Tote.
Wer genau verantwortlich sei, werde eine Untersuchung ergeben.
Das schwere Zugunglück in Indien ist nach Angaben von Bahnminister Ashwini Vaishnaw von einem Fehler im elektronischen Signalsystem ausgelöst worden. Dies habe dazu geführt, dass ein Zug fälschlicherweise das Gleis gewechselt habe, sagte Vaishnaw dem Rundfunksender New Delhi Television. Bei dem Unglück am Freitagabend kamen mehr als 300 Menschen ums Leben.
Wer genau verantwortlich sei, werde eine Untersuchung ergeben, erklärte der Minister. Die Nachrichtenagentur PTI berichtete kurz zuvor, vorläufige Ermittlungen hätten ergeben, dass einer der Züge, der Coromandel Express, ein Signal zum Einfahren in die Hauptstrecke erhalten hatte, das Signal aber später wieder aufgehoben wurde. Der Zug fuhr auf eine andere Strecke und stiess mit einem dort abgestellten Güterzug zusammen. Ein weiterer Passagierzug raste dann auf einem Nachbargleis in umgestürzte Wagen.
Nach einem der schwersten Zugunglücke Indiens ist die Zahl der Toten nach neusten Meldungen auf 261 gestiegen. An dem Unfall seien zwei Personenzüge und ein Güterzug beteiligt gewesen, berichtete beispielsweise der örtliche Fernsehsender NDTV. Dutzende Ambulanzen seien bei den Rettungsarbeiten im Einsatz gewesen.
«Es hat überall Leichen»
Weiterhin würden mehrere Hundert verletzte Passagiere in verschiedenen Spitälern in dem Bundesstaat Odisha behandelt, teilte ein Bahnsprecher am Samstag mit. Der Unfall geschah am Freitagabend gegen 19 Uhr Ortszeit (15 Uhr MESZ) in einer ländlichen Gegend des Bezirks Balasore, gut 200 Kilometer südwestlich von Kolkata (früher: Kalkutta).
Die Menschen vor Ort erzählen von grausamen Erlebnissen. «Überall Leichen, vielen fehlten Körperteile, Menschen, die in den Waggons feststeckten, schrien um Hilfe», sagte ein Überlebender der Zeitung «The Hindu». «Ich sah Menschen mit verstümmelten Körperteilen und entstellten Gesichtern. Das wird mich mein Leben lang verfolgen.»
«Europa trauert mit Ihnen»
Premierminister Narendra Modi besuchte am Samstag den Unglücksort. Sein Büro kündigte – wie dies in Indien bei Unfällen in Zusammenhang mit der Infrastruktur üblich ist – bereits kurz nach dem Unglück eine Entschädigung für die Angehörigen der Toten von je 200 000 Rupien (etwa 2300 Euro) an. Verletzte sollen etwa 50 000 Rupien bekommen.
Rund um die Welt kondolierten Politiker und Staatschefs, darunter auch der Präsident der vom russischen Angriffskrieg heimgesuchten Ukraine, Wolodimir Selenski. Er twitterte an Modi und die Angehörigen der Opfer: «Wir teilen euren Schmerz des Verlusts.» Russlands Präsident Wladimir Putin schrieb in einem Telegramm, das der Kreml veröffentlichte: «Wir teilen die Trauer derer, die bei dieser Katastrophe ihre Angehörigen verloren haben, und hoffen auf eine baldige Genesung aller Verletzten.»
Trauerbekundungen
Der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz und EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen haben sich bestürzt über das schwere Zugunglück in Indien gezeigt. Scholz schrieb am Samstag über den Kurznachrichtendienst Twitter: «Das Zugunglück in Indien mit Hunderten Toten und Verletzten erschüttert mich zutiefst. Meine Gedanken sind bei den Opfern, Verletzten und ihren Familien. Deutschland steht an der Seite Indiens in dieser schweren Zeit.»
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen kondolierte ebenfalls über Twitter. Sie schrieb an die Adresse von Regierungschef Narendra Modi: «Europa trauert mit Ihnen». Sie spreche den Angehörigen der Opfer angesichts der schrecklichen Nachrichten ihr tief empfundenes Beileid aus und wünsche den Verletzten baldige Genesung.
Auch Papst Franziskus hat den Opfern des schweren Zugunglücks in Indien sein Mitgefühl ausgedrückt. Das Oberhaupt der katholischen Kirche sei tief betrübt gewesen, als er von dem verheerenden Unglück im Bundesstaat Odisha erfuhr, hiess es in einem offiziellen Telegramm an den Vatikanbotschafter in Indien, Leopoldo Girelli, am Samstag. Der Pontifex versicherte demnach «allen, die von dieser Tragödie betroffen sind, seine geistliche Nähe». Seine Gedanken seien nun auch bei den trauernden Angehörigen der Opfer und den vielen Verletzten. Er erinnerte an die Rettungskräfte, für die er die «göttlichen Gaben des Mutes und der Tapferkeit» erbat.
Diskussion um Sicherheit
In Indien selbst lässt das Unglück wieder eine Diskussion um die Sicherheit der Bahn aufkommen – nachdem das Land nach schweren Unglücken in der Vergangenheit viel in die Bahn investiert hat und sich die Situation zuletzt verbessert zu haben schien.
Das bevölkerungsreichste Land mit rund 1,4 Milliarden Menschen hat ein grosses, historisch gewachsenes Bahnnetz. Angesichts vieler alter Züge und überholungsbedürftiger Gleisanlagen gibt es häufig Unfälle. Doch derart hohe Opferzahlen sind seltener geworden.
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