Union-Trainer Urs FischerKein schöner Fussball? «Beim FCB wars auch nicht allen recht»
Auf Urs Fischer und Union Berlin wartet mit dem Champions-League-Spiel bei Real Madrid das nächste Highlight.
Darum gehts
Urs Fischer trifft am Mittwoch in der Champions League mit Union Berlin auf Real Madrid.
Die Vorfreude ist gross, dennoch will er sich genau gleich vorbereiten.
Kritik an der Spielweise von Union kann er nur bedingt verstehen.
Trainer des Jahres, feste Bundesliga-Grösse und nun Champions League gegen Real Madrid: 20 Minuten hat mit dem Zürcher Trainer vor dem ersten Königsklasse-Auftritt der Clubgeschichte gesprochen.
Urs Fischer, wie gehts es Ihnen?
Gut, ich habe viel zu tun. Es wartet ja bald Real Madrid.
Bevor wir über die Champions League reden: Sie sind von Kollegen und Spielern zum Trainer des Jahres gewählt worden.
Natürlich nimmt man das freudig und mit Stolz auf. Es ist ja auch eine Bestätigung für all den Aufwand, den wir hier betreiben, eine Wertschätzung der Arbeit. Als einzelner bringt man das nicht hin, da steckt die ganze Organisation dahinter.
Wie haben Sie gefeiert?
(lacht) Überhaupt nicht.
Eine weitere Belohnung für den Aufwand ist nun die Champions League mit dem Startspiel bei Real Madrid. Wie bereitet man sich auf so ein Highlight vor?
Grundsätzlich versuchen wir, vor jedem Spiel uns genau gleich vorzubereiten. Das ist auch bei Real der Fall. Aber natürlich ist eine grosse Vorfreude da.
Sie haben als Trainer noch kein Spiel in der Königsklasse gewonnen. Klappts nun gegen Real, Napoli oder Braga?
Ich kann versprechen, dass wir um jeden Punkt kämpfen werden. Wir wollen überwintern, ob das nun auf den Plätzen 1 und 2 oder auf Platz 3. Aber es ist eine Wahnsinns-Gruppe, die wir zugelost erhalten haben. Entscheidend wird sein, ob wir uns etwas zutrauen.
Mit ManCity, Leipzig und Roter Stern hat auch YB eine extrem schwierige Gruppe. Wie aussichtslos ordnen Sie die Chancen der Berner ein?
(lacht) Aussichtslos gibt es nicht im Fussball. Eines ist klar: Gegen solche Gegner braucht man einen ausserordentlich guten Tag und der Gegner nicht den besten. Dann ist alles möglich.
Am Samstag gings gegen Wolfsburg und Cédric Zesiger. Er ist einer derjenigen Schweizer, die diesen Sommer gewechselt sind. War bei Union Berlin kein Schweizer auf dem Zettel?
Wir hatten ja mit Jordan Siebatcheu vor gut einem Jahr einen Spieler aus der Schweizer Liga verpflichtet. Natürlich haben wir Spieler mit Schweizer Bezug auf dem Radar. In diesem Transferfenster hat sich aber nichts ergeben.
Wir haben vor gut einem Jahr miteinander gesprochen. Seither ist die Kritik trotz Erfolg nie abgeflacht, Union Berlin würde einen destruktiven, zerstörerischen Fussball spielen.
Diese Ansicht teilen wir nicht. Wir haben unseren Stil, da geht es um Kompaktheit und gute Organisation. Wenn man unsere Offensivaktionen anschaut, sieht das ja schon ganz ordentlich aus. Aber klar, wenn es ums Kreieren geht, haben wir trotz guter Entwicklung noch Luft nach oben.
«Rekorde aufgestellt, aber war immer noch nicht allen recht»
Sie finden also, Union spielt schönen Fussball?
Schauen Sie, ein attraktiver Fussball ist ein erfolgreicher Fussball. In meinen zwei Jahren beim FC Basel haben wir ja einen Punkte- und Torrekord aufgestellt – und es war immer noch nicht allen recht. (lacht) Jeder hat seinen eigenen Geschmack.
Eine Entwicklung hat auch Ihr Kader durchgemacht. Da sind mit Kevin Volland, Robin Gosens oder auch Leonardo Bonucci ein paar Hochkaräter hinzugekommen. Hat sich die Stimmung im Team verändert?
Die Neuen haben sich nahtlos integriert und haben ab dem ersten Tag das Gefühl vermittelt bekommen, dazuzugehören. Ein Kompliment an die Mannschaft und den ganzen Club, der die Ankunft in Berlin ideal gestaltet.
Spätestens mit dem Abstieg von Hertha Berlin ist der vormals kleine Bruder Union Berlin die klare Nummer 1 in der Stadt.
Klar ist es schade, dass wir die Derbys nicht mehr haben. Das ist von den Emotionen her etwas Aussergewöhnliches. Ich kenne das noch von den Duellen zwischen dem FC Zürich und GC. Wenn man dabei dann noch Erfolg hat, umso schöner.
Die Heimspiele der Champions League finden im Olympiastadion statt. Ist es schade, nicht in der heimischen Alten Försterei zu spielen oder freuen Sie sich auf die grosse Arena?
Am Ende war es ein vernünftiger Entscheid. Aber der findet nicht überall Anklang. Die Alte Försterei ist unsere Heimat, unser Wohnzimmer. Aber mit fast 60’000 Mitgliedern hätten wir vielen nicht einmal die Möglichkeit geben können, ein Spiel in der Champions League zu sehen.
Welchen Platz holt Union Berlin in der Gruppe der Champions League?
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