Maskenpflicht an Schulen aufgehoben«Unnötig, zwei Wochen vor den Sommerferien Risiko einzugehen»
Seit Montag ist das Maskentragen in Baselbieter Primar- und Sekundarschulen nur noch freiwillig. Die Regierung hält dies angesichts der tiefen Fallzahlen für vertretbar.
- von
- Lukas Hausendorf
Gymnasiastinnen und Berufsschüler dürften im Kanton Baselland seit gestern neidisch auf die unteren Schulstufen blicken. Denn seit Montag muss in den Primar- und Sekundarschulen des Kantons nur noch das Lehrpersonal im Klassenzimmer eine Maske tragen. In den weiterführenden Schulen, Berufsschulen, Universitäten und Fachhochschulen hat der Bund das Sagen und dieser hält vorerst an der Maskenpflicht für Präsenzveranstaltungen fest.
Die Baselbieter Regierung erachtet die Aufhebung der kantonalen Covid-19-Verordnung angesichts der epidemiologischen Lage und der tiefen Fallzahlen im Kanton für angebracht. Die 14-Tage-Inzidenz sank zuletzt auf 25 Fälle pro 100’000 Einwohner. «Das freiwillige Tragen einer Maske ist Kindern und Jugendlichen selbstverständlich erlaubt», heisst es in der entsprechenden Mitteilung. Weiterhin wird an Schulen aber wöchentlich getestet. Zudem hatte das Lehr- und Betreuungspersonal vor einer Woche die Möglichkeit, sich impfen zu lassen.
SP-Landrat und Sekundarschullehrer Jan Kirchmayr begrüsst die Aufhebung der Maskentragpflicht im Unterricht. «Bei 30 Grad im Schulzimmer geht die Konzentration mit Maske gegen null», schreibt er auf Twitter. Dort stösst der Entscheid aber auch auf Kritik. «Dumm und unnötig» sei es, zwei Wochen vor den Sommerferien noch so ein Risiko einzugehen, findet eine Userin.
Epidemiologen bereitet die Ausbreitung der Delta-Variante derzeit Sorgen. In England, hat diese zu einem merklichen Anstieg der Fallzahlen bei der noch un- oder erste teilgeimpften Bevölkerung geführt. Die geplante Aufhebung der verbleibenden Schutzmassnahmen wurden deshalb um vier Wochen verschoben. Über das Wochenende wurde in Portugal die Hauptstadt Lissabon vom Rest des Landes abgeriegelt, nachdem die Delta-Variante dort einen sprunghaften Anstieg der Fälle verursachte.
«Wenn man sich den Report aus Großbritannien anschaut, waren die meisten Risiko-Settings die Bildungsstätten», sagte Virologin Sandra Ciesek im aktuellsten Corona-Update von NDR. In Schulen habe es dort in den letzten Wochen viele Ausbrüche gegeben. In der Schweiz hat die Delta-Variante noch kaum Fuss gefasst. Beim Bundesamt für Gesundheit hofft man, dass die Impfkampagne eine rasche Ausbreitung verhindert, wie Viginie Masserey, Leiterin Infektionskontrolle und Impfstoffbeschaffung des BAG beim letzten Point-de-Presse sagte.
Der Kanton Basel-Stadt hält derweil an der Maskenpflicht ab der fünften Klasse fest und hat diese erst Ende Mai vorsorglich bis zum Ende des Schuljahres am 3. Juli verlängert.
Föderalismus bei Maskenobligatorien an Schulen
Während in beiden Basel die Maskenpflicht für Kinder ab zehn Jahren, respektive der fünften Schulklasse gilt oder im Falle von Baselland gegolten hat, wird dies in anderen Kantonen unterschiedlich gehandhabt. In Zürich wurde eine Maskentragpflicht ab der dritten Klasse der Primarschule angeordnet, die aber Anfang Juni aufgrund eines Rekurses wieder ausser Kraft gesetzt wurde. So unterstehen der Maskentragpflicht nur noch die Sekundarschulen. Im Kanton Sankt Gallen kannten Primarschulen gar nie eine Maskenpflicht und auf der Sekundarstufe wurde sie schon per Ende Mai aufgehoben. Auch im Kanton Luzern gilt die Maskenpflicht erst ab Sekundarstufe. Ebenso im Kanton Bern. Dort hofft man die Maskentragpflicht nach den Sommerferien ganz aufheben zu können, allerdings soll das breite Testen mindestens in den ersten drei Schulwochen nach den Ferien weitergeführt werden.
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