Hauptbahnhof ZürichFoodstände erhalten auch nachts Besuch – Betreiber sind wütend
Vertragsbrüche und vermehrte Einbrüche: Seit zwei Wochen findet der Street Food Park am Hauptbahnhof statt. Die Standbetreibenden sind über die diesjährige Austragung aber nicht erfreut.
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Darum gehts
Am diesjährigen Street Food Park am Zürcher HB fanden vermehrt Einbrüche statt.
Ein paar Standbetreibende kritisieren die Sicherheitsmassnahmen am Festival.
Im Vertrag sei festgehalten, dass eine Nachtpatrouille vor Ort sein werde, welche laut den Standbetreibenden nicht erscheine.
Der Veranstalter sieht die Vorwürfe als ein Missverständnis.
In der grossen Halle des Zürcher Hauptbahnhofs findet zum neunten Mal der Street Food Park statt. Mit über 80 Angeboten bietet das Festival seit Mitte April für zwei Wochen eine vielfältige Essensauswahl aus aller Welt. Doch etwas kratzt an der vermeintlich guten Stimmung im Hauptbahnhof: Seit Tagen wird bei den Foodständen eingebrochen. Und es ist sogar von einem Vertragsbruch zwischen dem Veranstalter und den Standbetreibenden die Rede.
«In meinem und in anderen Ständen wurde innerhalb von drei Tagen zwei Mal eingebrochen», sagt B.K.* Beim ersten Einbruch sei aber nicht nur ein Hausfriedensbruch vorgefallen, sondern auch Sachbeschädigung und Diebstahl. «Ich habe eine versteckte Sicherheitskamera an meinem Stand angebracht und konnte so die Täter auf frischer Tat ertappen», erzählt der 38-jährige Standbetreiber.
Viel ärgerlicher ist für die Standbetreibenden jedoch, dass die vom Veranstalter garantierte Nachtpatrouille nie vor Ort sei. «Im Vertrag steht klar, dass der Veranstalter für eine professionelle Nachtpatrouille aufkommen wird – dem ist aber nicht so. Der Veranstalter ist somit vertragsbrüchig», so K.
Kein Spass mehr
Zusammen mit seiner Frau betreibt K. den Essensstand am Hauptbahnhof schon mehrere Jahre. Es sei zu einem Hobby der beiden geworden. Doch mit den Diebstählen und der fehlenden Unterstützung des Veranstalters sei ihnen der Spass mittlerweile vergangen. «Bei einer so hohen Standmiete müsste die versprochene Nachtpatrouille vor Ort sein – es ist schlicht eine Frechheit.»
Mit dieser Ansicht ist der 38-Jährige nicht alleine. Auch ein weiterer Standbetreiber kritisiert die Zustände vor Ort: «Bei mir wurde ebenfalls eingebrochen und dabei diverse Küchenutensilien gestohlen», erzählt L.S.*, dessen Standmiete für zwei Wochen über 11’500 Franken kostet.
Missverständnis beim Vertrag
Zu den Anschuldigungen sagt der Organisator des Street Food Parks, Daniele Ficarazzi, dass es sich bei der vertraglich festgehaltenen Nachtpatrouille um ein Missverständnis handelt. «Mit der professionellen Nachtpatrouille ist die Transsicura der SBB gemeint.» Es sei nicht gedacht, dass eine vom Street Food Park organisierte Patrouille die Stände sichere, da der komplette Bahnhof rund um die Uhr durch die Transsicura bewacht werde.
Ficarazzi bestätigt, dass an dieser Ausgabe des Zürcher Street Food Parks zwei Vorfälle passiert sind, jedoch wurde dabei ausser Lebensmitteln nichts entwendet. Er habe aber gehandelt, nachdem einzelne Betreiber auf ihn zugekommen seien. «Nach den Diebstählen wurde ein zusätzliches Sicherheitspersonal aufgeboten. Jedoch wissen die Standbetreiber, dass es immer zu Einbrüchen kommen kann. Daher liegt es an ihnen, keine Wertgegenstände in den Ständen zu lassen.»
«Vertrag wurde verletzt»
Der Rechtsanwalt Christian Lenz von Lenz & Caduff Rechtsanwälte beurteilt die Lage folgendermassen: «Aus meiner Sicht hat der Veranstalter den Vertrag verletzt, denn der Vertrag hält fest, dass der Veranstalter eine professionelle Nachtbewachung stellt», erläutert Lenz. Auch wenn der Veranstalter damit auf die Transsicura der SBB verweise, habe er sich nicht an den Vertrag gehalten. «Es ist nicht die Aufgabe der Standbetreibenden, die Organisation des Sicherheitspersonals zu planen.»
Der Veranstalter habe explizit im Vertrag geschrieben, dass eine Nachtpatrouille vor Ort sein werde, was aber erst nach den Einbrüchen passierte. Die Wut der Standbetreibenden kann Lenz gut nachvollziehen, jedoch müsse beachtet werden, dass der Veranstalter den Standbetreibenden empfohlen habe, eine Diebstahlversicherung abzuschliessen.
Die Zürcher Kantonspolizei hat von den Einbrüchen am Zürcher Hauptbahnhof Kenntnis. Da die Ermittlungen aufgrund der Vorfälle noch im Gange sind, konnte sich die Polizei nicht weiter dazu äussern.
*Name der Redaktion bekannt
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