
In Beziehungen, Freundschaften oder im Job – Phubbing ist ein weitverbreitetes Verhaltensmuster.
Beziehungskiller «Phubbing»Unterbrichst du Gespräche wegen deines Handys? Hör besser auf damit
Wir alle machen es. Du vielleicht sogar gerade in diesem Moment. Das steckt hinter dem weltweiten Phänomen Phubbing.
Stell dir mal folgende Situation vor: Du bist mit deiner besten Freundin im Restaurant, ihr unterhaltet euch angeregt, im nächsten Moment nimmt sie ihr Handy in die Hand und unterbricht euer Gespräch, um sich eine kurze Social-Media-Auszeit zu gönnen. Ab dieser Sekunde wirst du ignoriert und erst nachdem du deine Frage bereits zum dritten Mal gestellt hast, reagiert sie endlich. Eine Situation, die dir bekannt vorkommt? Vermutlich, weil wir sie alle schon erlebt haben. Oder uns selbst so verhalten haben.
Wer sein Gegenüber ignoriert, um stattdessen auf dem Smartphone rumzuscrollen, betreibt Phubbing. Das Wort kommt aus dem Englischen, setzt sich aus phone (Telefon) und snubbing (jemanden vor den Kopf stossen) zusammen und ist zum ersten Mal 2013 in einer australischen Werbekampagne aufgetaucht.
Hast du auch schon mal gephubbt?
Phubbing ist ein Phänomen, das oft in Beziehungen und Freundschaften vorkommt, aber auch im Job passieren kann. Das ständige Schauen aufs Display wird schnell so interpretiert, dass das Handy gerade wichtiger ist – wer nicht auf die nächste Runde Aufmerksamkeit warten mag, greift vielleicht im nächsten Moment selbst zum Smartphone. Schon sinkt die Chance auf eine tiefgründige Unterhaltung.

Phubbing kann zu einer gewissen Distanz zwischen zwei Menschen führen.
Die Folgen
Phubbing wirkt sich negativ auf soziale Interaktionen aus und beeinträchtigt Beziehungen. Das unhöfliche Verhalten kann laut einer kanadischen Studie dazu führen, dass man mit einer Interaktion unzufrieden ist und diese weniger geniesst. Es entsteht ein Gefühl der Ausgeschlossenheit, eine gewisse Distanz und geringere Verbundenheit.
Eine Studie der University of Princeton besagt: Menschen wissen, welche negativen Auswirkungen Phubbing haben kann, die meisten machen es aber trotzdem. Das liege unter anderem an einer verzerrten Wahrnehmung. Menschen, die selber phubben, denken oft, dass sie bei der Telefonnutzung positive Absichten haben und besser im Multitasking sind als ihr Gegenüber. Ausserdem: Wer sich nicht daran stört, wenn andere aufs Handy schauen, neigt stärker zum Phubbing, wie Forschende der Universität Basel herausgefunden haben.
Je wichtiger der Grund, umso akzeptabler
Der Grund für Phubbing macht jedoch den Unterschied. Das ist das Ergebnis einer anderen Studie. Je wichtiger dieser ist (innerhalb der Studie wurde der Grund angegeben, dass ein Familienmitglied ins Spital muss), umso besser kommt die phubbende Person weg.

Wer aus wichtigen Gründen am Handy hängt, kommt ohne gesellschaftlichen Schaden davon.
Regeln aufstellen
Prof. Anne Milek beschäftigt sich mit den Auswirkungen von Phubbing in Beziehungen an der Universität Witten/Herdecke in Deutschland. Sie und ihr Team konnten nachweisen, dass diejenigen, die von häufigerem Phubbing berichten, sich stärker ausgeschlossen fühlen und ihre Bedürfnisse nach Wertschätzung, Teilhabe und Kontrolle weniger erfüllt sind.
Die Expertin rät in ihren Forschungen dazu, die eigene Smartphone-Nutzung öfters zu hinterfragen, Probleme offen anzusprechen und Regeln für die Nutzung festzulegen. Ausserdem kann es helfen, sich in solchen Situationen in sein Gegenüber hineinzuversetzen, um die Emotionen besser nachvollziehen zu können. Wer Letzteres ab und zu befolgt, wird schnell merken, das Phubbing höchst selten positive Gefühle vermittelt.
Was hältst du vom Phänomen Phubbing? Sprichst du dein Gegenüber darauf an, wenn das Smartphone plötzlich wichtiger erscheint als du?