Nur 1’270 Personen: Als die Menschheit beinahe ausgestorben war

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UrahnenPlötzlich schrumpfte die Weltbevölkerung auf 1280 Individuen

Die Menschheit war vor rund 900’000 Jahren fast ausgestorben. Laut einer Forschungsgruppe brauchte sie über hunderttausend Jahre, um sich wieder zu erholen. Grund für die Bevölkerungskrise war das Klima.

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Ein harter Überlebenskampf: Vor 900’000 Jahren schrumpfte die Zahl der menschlichen Vorfahren deutlich.

Ein harter Überlebenskampf: Vor 900’000 Jahren schrumpfte die Zahl der menschlichen Vorfahren deutlich.

University of Utah
Zu dieser Erkenntnis kommt eine Forschungsgruppe aus China, Italien und den USA. Sie verwendete genetische Informationen aus dem Genom (Erbgut) von 3154 aktuell lebenden Menschen.

Zu dieser Erkenntnis kommt eine Forschungsgruppe aus China, Italien und den USA. Sie verwendete genetische Informationen aus dem Genom (Erbgut) von 3154 aktuell lebenden Menschen.

Science Magazine
Bis vor 930’000 Jahren soll die Bevölkerungsgrösse noch bei rund 100’000 Individuen gelegen haben. Diese Zahl schrumpfte um fast 99 Prozent und sorgte für einen sogenannten «Populations-Flaschenhals», schreibt die Forschergruppe. 

Bis vor 930’000 Jahren soll die Bevölkerungsgrösse noch bei rund 100’000 Individuen gelegen haben. Diese Zahl schrumpfte um fast 99 Prozent und sorgte für einen sogenannten «Populations-Flaschenhals», schreibt die Forschergruppe. 

20Min / Jonathan Müller

Darum gehts

  • Die Vorfahren der heutigen Menschen standen vor 900’000 Jahren kurz vor dem Aussterben.

  • Die Bevölkerung ging um 99 Prozent zurück und schrumpfte auf etwa 1280 Individuen.

  • Zu diesem Ergebnis kommt eine Forschungsgruppe aus China, Italien und den USA.

  • Grund für die Krise war laut den Forschenden wohl das Klima.

  • Erst 117’000 Jahre später erholte sich die Population wieder.

Vor 900’000 Jahren stand unsere Existenz auf der Kippe. Rund 99 Prozent unserer menschlichen Vorfahren starben aus, so das Ergebnis einer internationalen Studie. Lange vor der Entstehung des Homo sapiens kamen unsere Vorfahren von etwa 98’130 Individuen auf eine magere Population von etwa 1280. Die Phase hielt lange an – etwa 117’000 Jahre brauchten unsere Urahnen, bis ihre Existenz nicht mehr in Gefahr war, so die Berechnungen der Forschenden. Ursache dieser Schrumpfung waren wahrscheinlich die damaligen Klimabedingungen.

Wie fanden die Forscher das heraus?

Zu dieser Erkenntnis kommt ein Team mit Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen aus China, Italien und den USA. Die Forschenden verwendeten genetische Informationen aus dem Genom (Erbgut) von 3154 aktuell lebenden Menschen verschiedener Herkunft (afrikanisch und nicht-afrikanisch). Ein Computermodell berechnete anhand dieser Informationen in einem komplexen Verfahren die Grösse vergangener Populationen, schreibt die Forschergruppe im Fachjournal «Science». 

Ein weiterer Hinweis auf den deutlichen Rückgang der Bevölkerung soll der Umstand sein, dass in dieser kritischen Phase (siehe Grafik unten) wenige bis gar keine menschlichen Fossilien mit Ursprung in Afrika oder Eurasien geborgen wurden. Der Homo heidelbergensis scheint besonders unter diesem Bevölkerungsschwund gelitten zu haben. Vor rund 300’000 Jahren entwickelten sich aus dieser Art nicht nur der Homo sapiens, sondern auch der Neandertaler und der Denisova-Mensch.

Wie kam es zu diesem Rückgang?

Dieser Bevölkerungsengpass fiel mit dramatischen Klimaveränderungen während des Übergangs zum sogenannten mittleren Pleistozän (vor etwa 780’000 Jahren) zusammen, so das Forscherteam. Die Eiszeiten wurden länger und intensiver, was zu einem Rückgang der Temperatur und sehr trockenen klimatischen Bedingungen führte – diese Schwankungen sollen unseren Vorfahren zu schaffen gemacht haben.  

Dieser sogenannte «Populations-Flaschenhals», so nennen die Forschenden den Bevölkerungs-Engpass vor etwa 900’000 Jahren, soll laut den Forschenden 117’000 Jahre gedauert haben. Danach wuchs die Menschheit wieder auf etwa 27’160 Individuen. Vor 100’000 Jahren breitete sich der moderne Mensch (Homo sapiens) auch ausserhalb Afrikas aus. 

Dieser sogenannte «Populations-Flaschenhals», so nennen die Forschenden den Bevölkerungs-Engpass vor etwa 900’000 Jahren, soll laut den Forschenden 117’000 Jahre gedauert haben. Danach wuchs die Menschheit wieder auf etwa 27’160 Individuen. Vor 100’000 Jahren breitete sich der moderne Mensch (Homo sapiens) auch ausserhalb Afrikas aus. 

20Min / Jonathan Müller

Wie konnte die Menschheit wieder wachsen?

Wie die Bevölkerung wieder wachsen konnte, ist unklar, die Forschenden haben jedoch Theorien geschildert. Sie vermuten, dass die Ur-Menschen schliesslich lernten, Feuer zu machen. Auch der Einbruch eines angenehmeren Klimas könnte zu einem erneuten Bevölkerungswachstum führen. Die frühesten Belege für die Verwendung von Feuer zum Kochen von Speisen stammen aus der Zeit vor 780’000 Jahren im heutigen Israel, so die Autoren. 

Wie schätzen andere Fachleute die Studie ein? 

Zwei britische Forscher beschreiben die Studie in einem Kommentar im Fachjournal als «Zeugnis für die Verwundbarkeit früherer menschlicher Populationen.» Sie relativieren aber, dass die menschlichen Fossilienaufzeichnungen zwar gering sind, diese jedoch auch ausserhalb Afrikas zu finden waren. Somit könnte dieser «Populations-Flaschenhals» auch ein lokales Ereignis gewesen sein. 

Immer wieder finden Forschende fossilisierte Schädel von Urahnen, die vor Hunderttausenden Jahren gelebt haben. Damit sollen Rückschlüsse über die Zeit der ersten Menschen gezogen werden. 

Tamedia

Wird die Menschheit wohl erneut um ihre Existenz bangen?

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