Knatsch im BergdorfValser fordern von Remo Stoffel 6 Millionen Franken
Unzufriedene Dorfbewohner haben eine Volksinitiative eingereicht. Sie wollen, dass der von Investorenseite angekündigte Bau der Mehrzweckhalle endlich beginnt.
- von
- C. Landolt
Das Bündner Dorf Vals kommt nicht zur Ruhe. Als der Bündner Bauunternehmer Remo Stoffel 2012 die dortige Therme und das dazugehörige Hotel für zehn Millionen Franken kaufte, schloss er mit der Gemeinde einen Handel ab. Er versprach, der Valser Jugend eine Mehrzweckhalle zu bauen und diese zur Hälfte zu finanzieren. Dieses Versprechen wird von vielen gar als entscheidender Coup gewertet, der ihm dazu verhalf, damals den Zuschlag zu erhalten, schreibt die Bauwelt. Es sei das schlagende Argument gewesen, weshalb er die Therme bekam und nicht sein Kontrahent Peter Zumthor.
Sechs Millionen Franken müsste Stoffel hierfür zahlen. Dieser Betrag wird erst fällig, wenn die Mehrzweckhalle gebaut wird, ursprünglich spätestens Ende März 2015. Stoffel hatte sich im Kaufvertrag ausbedungen, dass er nicht den ganzen Betrag bar bezahlen muss, sondern sich stattdessen an der geplanten Mehrzweckhalle beteiligen kann.
Wenig Geduld
Doch die Gemeinde hat noch gar nicht mit der Planung begonnen, schreibt der «Tages-Anzeiger». Laut Gemeindepräsident sei der ursprüngliche Zeitplan nicht mehr realistisch, obwohl der Gemeinderat die Frist von März auf Ende September erstreckt habe. Mittlerweile ist der Kaufvertrag laut Gemeindepräsident bis 2016 gestundet, so der «Tages-Anzeiger». Die Valserinnen und Valser hätten nun eine entsprechende Volksinitiative an der Gemeindeversammlung deponiert. Sie verlangen, dass Stoffel innert eines Monats die sechs Millionen Franken inklusive Zinsen bezahlt.
Pius Truffer, Verwaltungsrat der 7132 AG, wie die Hotel und Thermalbald Vals AG neu heisst, bestätigt auf Anfrage, dass die Initiative deponiert wurde. Er betont aber, dass «nicht absichtlich eine Verzögerung herbeigeführt worden war». Dass es im Dorf eine Mehrzweckhalle brauche, sei «unumstritten». Er verstehe deshalb auch den «gewissen Unwillen» diesbezüglich. Man habe aber den Planungs- und Organisationsaufwand unterschätzt, den ein gemeinsames Projekt zwischen Gemeinde und Investoren mit sich bringe. An der nächsten Gemeindeversammlung im Januar werde darüber genau informiert, wie die künftige Zusammenarbeit und die Finanzierung aussehe.
Stoffel plant Ando-Park
Die Mehrzweckhalle solle auf dem ursprünglich geplanten Areal beim Schulhaus stehen. Stoffel plant auf dem ursprünglichen Land jedoch den Ando-Park, der vom japanischen Star-Architekten Tadao Ando konzipiert wird.
Hinter den Kulissen in Vals herrscht bei einigen noch immer Unmut über das geplante Mammut-Projekt. Pius Truffer wählt in einer Leserbrief-Replik scharfe Worte: Kolumne «Kultur entsteht aus zivilisatorischem Schaffen. Aber das Einzige, was ich als Echo hier oben höre, ist der Bier-Rülps vom Stammtisch. Wir brauchen etwas Neues. Wir brauchen diesen Turm.»