Vatikan will nichts von Schwulen wissen
Die Katholische Kirche will Homosexuelle und ihnen nahe stehende Personen auch in Zukunft nicht in geistlichen Ämtern dulden Dafür wird sie hart kritisiert.
In einer Instruktion des Heiligen Stuhls, die am Mittwoch in Rom bestätigt wurde, heisst es, für Menschen mit diesen Neigungen komme die Priesterweihe nicht in Frage. Bei FDP, Grünen und Schwulenverbänden stiess die Haltung des Vatikans auf scharfe Kritik. Die Deutsche Bischofskonferenz begrüsste dagegen die Instruktion.
In dem von Papst Benedikt XVI. abgesegneten Dokument wird darauf verwiesen, dass im katholischen Katechismus homosexuelle Akte eine schwere Sünde darstellten und «im Gegensatz zum Naturgesetz» stünden. Auch «tiefsitzende homosexuelle Tendenzen» stellten für die betreffenden Personen eine schwere Prüfung dar. Daher könne die Kirche jene nicht für das Priesterseminar und für die heiligen Weihen zulassen, «die Homosexualität praktizieren, tiefsitzende homosexuelle Tendenzen aufweisen oder die so genannte Gay-Kultur unterstützen».
Ausnahmen macht der Vatikan nach dem Dokument nur dann, wenn es sich um homosexuelle Tendenzen handele, die nur Ausdruck eines Übergangsproblems wären. Als Beispiel nennt das Papier den Fall «eines noch nicht abgeschlossenen Erwachsenwerdens». Dann müsse die Homosexualität aber mindestens drei Jahre vor der Diakonsweihe «ganz klar überwunden» sein.
Zur Begründung des Nein zur Homosexualität im Priesteramt heisst es in der Schrift, dass der Priester «auf sakramentale Weise Christus, Haupt, Hirte und Bräutigam der Kirche» repräsentiere. Der Kandidat für das Weiheamt müsse daher eine Reife erlangen, die ihn fähig mache, mit Männern und Frauen in korrekter Beziehung zu stehen.
Das «Anweisung» genannte Papier wurde vom Präfekten der Glaubenskongregation, am 4. November unterzeichnet. Papst Benedikt XVI. hatte es bereits am 31. August gebilligt. Ausdrücklich wird in dem Dokument jedoch hervorgehoben, dass die Katholische Kirche Homosexuelle ausserhalb des Priesteramtes als Personen «zutiefst respektiert».
Die Deutsche Bischofskonferenz äusserte sich positiv zu der Anweisung: «In der Regel wird in unseren theologischen Konvikten und Priesterseminaren schon seit längerer Zeit in diesem Sinne verfahren.» Daher werde die Instruktion auch als Bestätigung eines eigenen Wegs der katholischen Bischöfe in Deutschland gesehen, «der einerseits eine klare grundsätzliche Orientierung und andererseits eine differenzierte Beratung und Entscheidung im Einzelfall darstellt».
Der Erste Parlamentarische Geschäftsführer der Grünen, Volker Beck, warnte den Vatikan vor einer generellen Verdammung der Homosexuellen. Es bestehe die Gefahr einer theologischen Verteufelung von Schwulen und Lesben, weil offenbar selbst Enthaltsamkeit den Homosexuellen vor dem totalen Unwerturteil der Kirche nicht schütze. Wenn der Vatikan von homosexuellen Priesteranwärtern mehr verlange als von heterosexuellen Anwärtern, sei dies diskriminierend und nicht zu begründen.
«Verdammung der Homosexualität an sich»
Der FDP-Bundestagsabgeordnete Hans-Michael Goldmann nannte die Anweisung des Vatikans «sowohl in der Sache als in der Wortwahl verfehlt». Die Kirche drücke mit dem Papier eine Haltung aus, «die geeignet ist, die menschliche und gesellschaftliche Akzeptanz von Homosexuellen zu untergraben». Der Sprecher des Lesben- und Schwulenverbandes (LSVD), Manfred Bruns, warf dem Vatikan vor, die Vielfältigkeit von Lebensformen zu unterdrücken. (dapd)