Ticket-Frust am EidgenössischenVeranstalter machtlos gegen Ticket-Abzocke bei Resellern
Die Tickets für das Eidgenössische Schwing- und Älplerfest in Pratteln waren im Nu ausverkauft. Bei Resellern werden sie für horrende Preise gehandelt, unterbinden kann man das kaum, wie auch der Konsumentenschutz kritisiert.
- von
- Tanya Vögeli
Darum gehts
Der Frust ist gross bei den Fans. Alle 4500 verfügbaren Tickets für das Eidgenössische Schwing- und Älplerfest (ESAF), das vom 26. bis 28. August in Pratteln im Kanton Baselland stattfindet, sind verkauft. Doch kurze Zeit später tauchten Angebote zu überteuerten Preisen auf Ricardo oder Viagogo auf, teils für das Mehrfache des offiziellen Preises.
Die Kapazität der ESAF-Arena beträgt 50’900 Plätze, allerdings gingen schon zwei Drittel der Tickets an Schwingerverbände, Sponsoren und Partner. Wer kein Ticket mehr durch eine Verlosung gewinnt, kann wenigstens die Festatmosphäre im frei zugänglichen Public-Viewing-Bereich geniessen.
«Wenn man sich engagiert, kommt man auch an Tickets»
Viele Schwing-Fans sind empört über die Wiederverkäufer und die Wucherpreise und machen ihrem Ärger auf der Facebookseite des Eidgenössischen Luft. ESAF-Mediensprecher Matthias Hubeli versteht die aufgebrachten Stimmen: «Wenn wir eindeutig erkennen, dass Tickets zu Wucherpreisen verkauft würden, versuchen wir, dies nach Möglichkeiten zu unterbinden.»
Wer dennoch bei einem Reseller ein teures Ticket erwirbt, geht dabei ein erhebliches Risiko ein. Der Weiterverkauf zum nicht offiziellen Preis sei strikt untersagt, halten die ESAF-Organisatoren fest. «Der Käufer muss in diesen Fällen für sich entscheiden, ob sich das Risiko und der Preis lohnen. Wenn er die Wucherpreise zahlt, erklärt er sich einverstanden damit», so Hubeli.
Die Mehrheit der Tickets ging an Schwingerverbände und -vereine. «Wenn man sich in Schwingervereinen engagiert, hat man auch Zugang zu den Tickets. Es ist wichtig, schwingsportaffine Menschen in der Arena zu haben», erklärt Hubeli.
Reseller zocken ab
Sara Stalder, Geschäftsleiterin Konsumentenschutz, ist ernüchtert ob den herrschenden Zuständen: «Das Ganze ist eine gesetzliche Grauzone. Man kann nicht von einem Schwarzmarkt bei Ticketwucher sprechen. Es gibt keine gesetzliche Handhabung, um das Ganze zu stoppen und wer auf solchen unseriösen Wiederverkaufsplattformen betrogen wird, hat anschliessend keine Handhabung, um zu seinem Recht zu kommen. In diesen Fällen ist man schlichtweg machtlos.»
«Man googelt nach Tickets für ein Konzert oder eben für das ESAF und klickt das erste Suchresultat an. Doch meistens sind die ersten Resultate unseriöse Anbieter und nicht die offiziellen Verkaufsplattformen», so Stalder.
Viagogo und Co. machen ein immenses Geschäft damit. «Diese Plattformen zocken ab oder verschicken ungültige Tickets. Wir empfehlen, nur Tickets beim offiziellen Anbieter zu kaufen», so Stalder. Schon seit 2010 machte der Konsumentenschutz verschiedene Vorstösse zum Thema, auch im nationalen Parlament.
Bestimmungen der Event-Veranstalter nicht übertragbar
Gemäss der AGBs von Ricardo und deren Verbotsliste ist der Verkauf von Tickets erlaubt, denn die Bestimmungen der Event-Veranstalter bezüglich Wiederverkauf sind nicht auf die Plattform übertragbar.
«Wir beobachten ständig das Geschehen und sofern die Tickets nicht personalisiert sind und kein Verdacht auf Ticketverkauf zu stark überteuerten Preisen besteht, sind die aktuellen ESAF-Angebote auf Ricardo.ch zulässig. Wir greifen auch nicht ins Marktgeschehen, das von Angebot und Nachfrage lebt, ein», so die Mediensprecherin von Ricardo, Mojca Fuks.
My 20 Minuten