Sister-Act: Vermiest Venus Schwester Serena den Grand Slam?

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Sister-ActVermiest Venus Schwester Serena den Grand Slam?

Mit einem Triumph am US Open kann Serena Williams Geschichte schreiben. Die nächste Gegnerin stammt ausgerechnet aus der eigenen Familie.

Kai Müller
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Kai Müller
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Auf dem Weg zur grössten Tennisspielerin der Geschichte: Serena Williams jagt in New York ihren 22. Major-Titel und den Grand Slam.

Auf dem Weg zur grössten Tennisspielerin der Geschichte: Serena Williams jagt in New York ihren 22. Major-Titel und den Grand Slam.

AP/Charles Krupa
Im Viertelfinal wartet jedoch ausgerechnet Schwester Venus, die bisher stark aufspielt, was auch Belinda Bencic erfahren musste. Venus hat bisher sieben Grand-Slam-Titel im Einzel errungen.

Im Viertelfinal wartet jedoch ausgerechnet Schwester Venus, die bisher stark aufspielt, was auch Belinda Bencic erfahren musste. Venus hat bisher sieben Grand-Slam-Titel im Einzel errungen.

AP/Charles Krupa
Neben den 28 Einzel-Titeln auf höchster Stufe haben die US-Schwestern im Doppel 13 Majorturniere gewonnen.

Neben den 28 Einzel-Titeln auf höchster Stufe haben die US-Schwestern im Doppel 13 Majorturniere gewonnen.

AP/Christophe ena

Noch drei Spiele. Noch drei Siege bis zur Unsterblichkeit. Serena Williams nähert sich mit grossen Schritten dem Grand Slam, dem Gewinn aller vier Major-Turniere im gleichen Kalenderjahr. Vor ihr haben dieses Kunststück erst Maureen Connolly, Margaret Court, Steffi Graf – als Letzte 1988 – sowie Don Budge und Rod Laver vollbracht. Nicht nur das: Sollte Williams der Coup tatsächlich gelingen, gäbe es kaum mehr Zweifel daran, wer die grösste Tennisspielerin überhaupt ist. Auch wenn Court mit ihren 24 Titeln auf höchster Stufe zwischen 1960 und 1973 noch vor Williams läge, die dann 22 auf ihrem Konto hätte.

Der Druck, der auf der Amerikanerin lastet, ist immens, schliesslich steht nichts weniger als Geschichte auf dem Spiel. Beobachter, die sie in diesen Tagen in Flushing Meadows erleben, erkennen denn auch eine ungewohnte Anspannung, mit der Williams selbst neben dem Court auftritt. Das Schicksal macht es ihr auch nicht gerade einfach. Im Viertelfinal stellt sich ihr ausgerechnet Schwester Venus in den Weg. «Sie ist für mich die stärkstmögliche Gegnerin», sagte Serena nach dem Achtelfinal-Erfolg gegen Landsfrau Madison Keys. «Sie schlägt hart, sie schlägt ausgezeichnet auf – wir spielen sehr ähnlich und hatten auch lange den gleichen Trainer. Es ist, als würde ich gegen mein Spiegelbild spielen.»

«Venus weiss, was sie tun muss»

Serena und Venus Williams gehören zu den dominantesten Geschwister-Paaren der Sporthistorie. Sie vereinen 28 Grand-Slam-Titel im Einzel, 13 im Doppel, dazu fünf olympische Goldmedaillen. Im Direktduell führt Serena 15:11, zuletzt besiegte sie die 15 Monate ältere Venus im Wimbledon-Achtelfinal in zwei Sätzen. Diese ist sich selbstverständlich im Klaren über die Bedeutung der Partie. «Niemand will gerne der Spielverderber sein, denn die Leute lieben es, wenn Geschichte geschrieben wird», sagt Venus. «Andererseits bist du voll auf das Spiel fokussiert und willst gewinnen, auch wenn die Umstände besonders sind.»

Serena, die auf Grand-Slam-Stufe seit 32 Partien nicht mehr verloren hat, ist sich sicher: «Sie will das Turnier gewinnen, genau wie ich. Sie hat mich schon so oft besiegt, dass sie weiss, was sie tun muss.» Dass Venus im Wissen um die historische Chance der Schwester mit angezogener Handbremse agieren wird, ist also höchst unwahrscheinlich.

Trotzdem lässt die Ausgangslage viel Raum für Gedankenspiele. Nachfolgend vier nicht nur ernst gemeinte Szenarien:

- Serena wird ihrer Favoritenrolle gerecht und gewinnt die hochklassige Partie nach hartem Kampf.

- Serena führt mit Satz und Break, ist auf bestem Weg zum Sieg, ehe sie sich den Fuss verdreht und sich nicht mehr richtig bewegen kann. Venus, von Gewissensbissen geplagt, gibt plötzlich vor, ebenfalls körperliche Probleme zu haben, und bringt kein Bein mehr vors andere – Serena zieht in zwei Sätzen in den Halbfinal ein.

- Venus spielt gross auf, lässt der Schwester keine Chance. Kurz vor dem ersten Matchball meldet sich eine strenge Stimme aus dem Publikum: «Venus, lass gut sein!» Die Angesprochene erblickt auf den Rängen eine blondgelockte Frau, die sehr böse schaut: Mutter Oracene Price. Venus bekommt kalte Füsse, worauf ihr die Partie entgleitet.

- Venus schickt sich an, ihre Schwester aus dem Turnier zu werfen, ehe sich das Publikum komplett gegen sie stellt, schliesslich steht nicht alle Tage ein Grand Slam auf dem Spiel. Die Buhrufe kränken die ältere Williams dermassen, dass sie in Tränen ausbricht, aufgibt und das Arthur-Ashe-Stadion wutentbrannt verlässt.

- Venus wird doch zur Spielverderberin und beendet Serenas Traum vom Grand Slam. Beim Handshake am Netz zettelt Serena eine Rangelei an, Sicherheitsleute schaffen es schliesslich, die Streithähne zu trennen.

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