Verseuchte Stadt soll «verschwinden»
Der Bürgermeister von Tschapajewsk will die 70 000 Einwohner umsiedeln und die russische Stadt komplett schliessen. Angesichts der Umweltverschmutzung durch vier dort angesiedelte Rüstungsunternehmen sei das die «ideale Lösung».
Dies sagte Nikolai Malachow bei einem Treffen mit Kreml-Vertretern und Mitgliedern des Umweltausschusses der Duma in Moskau, wie die Zeitung «Nesawissimaja Gaseta» heute berichtete.
Tschapajewsk, vormals Trotzk, wurde 1927 in der Wolga-Region als Schlafstadt einer geheimen Rüstungsfabrik gegründet. Mit der Zeit kamen drei weitere Fabriken der sowjetischen Armee hinzu. Nach dem Ende der Sowjetunion wurden alle vier Unternehmen in den 90er Jahren geschlossen. Ihre Altlasten verseuchen jedoch bis heute die Böden und das Grundwasser.
Laut Malachow sterben dreimal so viele Einwohner seiner Stadt an Tuberkulose, Leber-, Nieren- oder Rachenkrebs als in der Region üblich. Im Jahr 2000 wurde Tschapajewsk deshalb als «Opfer einer Umweltkatastrophe» anerkannt. Aus unbekannten Gründen wurde der Stadt dieser Status fünf Jahre später aber wieder entzogen.
(sda)