StromknappheitVerwaltungen senken Heiztemperatur und lassen Mieter frieren
Die Temperaturen sinken und auch daheim könnte es bald frostig werden – bei einigen ist das bereits der Fall. Die 20-Minuten-Community berichtet von eiskalten Radiatoren und Heizversuchen mit dem Backofen.
Darum gehts
Erste Vermieterinnen und Vermieter haben aufgrund der Energiekrise damit begonnen, die maximalen Heiztemperaturen zu beschränken. Wer es doch wärmer will, muss zu Wärmeflasche und Wollsocken greifen.
Monika (30) aus St. Gallen musste schon frieren: Obwohl ihre Heizung hätte funktionieren sollen, blieb es kalt. «Der Monteur kam mehrmals vorbei, bis er die Heizung zum Laufen gebracht hat», erzählt die St. Gallerin. Der Monteur habe zudem darüber geplaudert, dass er in letzter Zeit viele Aufträge von Verwaltungen habe: «Er erzählte, dass er in vielen Häusern jetzt die Heiztemperaturen direkt im Keller beschränkt – ohne dass die Mieterinnen und Mieter das mitbekommen», sagt Monika.
«Sollen sie doch woanders sparen»
Am Tag sei es bei ihr in der Wohnung nun schön warm – doch in der Nacht wache die 30-Jährige vor Kälte auf. «Wenn ich den Heizkörper anfasse, ist er eiskalt. Ich bin mir sicher, die Verwaltung hat die Heizungen limitiert, ohne uns Bescheid zu geben», sagt sie. Dass die Mieterinnen und Mieter nicht informiert worden seien, sei ein «grosses No-Go».
Da Monika an Rheuma leide, hat die Kälte zudem grosse Auswirkungen auf ihren Körper. «Das begünstigt die Morgensteifigkeit extrem: ich brauche bis zu zwei Stunden, um richtig aufstehen zu können», erzählt sie. Warme Decken habe die 30-Jährige bereits hervorgeholt – doch sie werde bei der Verwaltung nicht locker lassen: «Sollen sie doch woanders sparen, aber nicht beim Wohl der Bewohner.»
Dass das Drosseln oder Abschalten von Heizungen kein Einzelfall ist, zeigt auch ein Beispiel aus dem Kanton St. Gallen. Walter Angst vom Mieterinnen- und Mieterverband erklärt, was man hinnehmen muss – und wie man sich gegen zu kalte Wohnungen wehren kann.
«Der Hauswart hat mir einen zweiten Elektroofen gebracht»
«Bei uns verteilen die Hauswarte Elektroöfen, um die Wohnungen zu heizen», erzählt Gina (48) aus Zürich. Schon seit mehreren Jahren stelle die Verwaltung die Heizungen der Wohnungen ab 22.30 Uhr aus, um die beiden nicht gut isolierten Wohnblocks am Morgen danach wieder aufzuheizen. «Das ist nur pseudo-sparsam und braucht im Endeffekt viel mehr Energie», meint die Zürcherin.
Eine einwöchige Temperaturmessung der Verwaltung habe eine Durchschnittstemperatur von 19 Grad ergeben. «Aber anstatt die Heizung einzustellen, hat mir der Hauswart einfach einen zweiten Elektroofen gebracht», sagt die 48-Jährige. Nachbarinnen und Nachbarn würden gar versuchen, mit dem Backofen zu heizen. «Wir Mieterinnen und Mieter sind abhängig von diesen Wohnungen und müssen es einfach aushalten», sagt Gina. Auch nach mehreren Reklamationen bei der Verwaltung seien immer noch keine Änderungen vorgesehen.
«Eine Temperatur von 20 Grad steht den Mietenden zu»
Eine andere Perspektive hat derweil Manuela (40) aus Zürich. Sie verwaltet und vermietet zwei Liegenschaften mit rund 20 Bewohnerinnen und Bewohnern. «Es ist dasselbe wie jeden Winter: Es gibt immer eine Handvoll Mieterinnen und Mieter, die während der Heizperiode das Fenster den ganzen Tag gekippt lassen», erzählt sie. Informiert habe sie die Bewohnenden schon mehrfach, mehr könne sie aber auch nicht machen.
«Bestrafen kann man das nicht, nur darauf hinweisen», sagt Manuela. Ein triftiger Kündigungsgrund sei das permanente Lüften auch nicht – und schlussendlich wolle man ja ein gutes Verhältnis mit seinen Mietenden. Manuela habe trotzdem nicht vor, die Heiztemperatur zu beschränken. «Eine Temperatur von mindestens 20 Grad steht den Mietenden sowieso zu – bei tieferen Temperaturen können sie eine Mietzinsreduktion einfordern.» Dies sei nicht im Sinne der Vermieterin.
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