Kiew leitet Untersuchung ein – Video soll zeigen, wie ukrainische Soldaten russische Kriegsgefangene foltern

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Kiew leitet Untersuchung einVideo soll zeigen, wie ukrainische Soldaten russische Kriegsgefangene foltern

Auf nicht verifizierten Aufnahmen sind mehrere russische Kriegsgefangene zu sehen, denen in die Beine geschossen wurde. Kiew nimmt die Angelegenheit «sehr ernst».

von
Karin Leuthold

Das sind wenige Sekunden aus einem fast sechs Minuten langen Video: Darin zu sehen sind verletzte russische Soldaten. Einigen wurde angeblich in die Beine geschossen.

20 Minuten via Twitter

Darum gehts

Der Kreml beschuldigt die Ukraine, russische Kriegsgefangene zu foltern. Auf Social Media geht derzeit ein Video viral, auf dem ukrainische Streitkräfte eine Gruppe russischer Soldaten in der Region Charkiw in die Beine schiessen, während diese gebunden am Boden liegen. In dem fast sechs Minuten langen Video hört man ukrainische Soldaten sagen, dass sie eine russische Aufklärungsgruppe gefangen genommen haben, die von Olchowka aus operierte, einer Siedlung etwa 32 Kilometer von der russischen Grenze entfernt.  

Die Aufnahmen, die nicht verifiziert werden konnten, zeigen, wie ukrainische Soldaten drei vermummte Russen aus einem Lieferwagen holen und anschliessend auf sie schiessen. Ein Mann schreit auf Russisch «mein Bein, mein Bein».  Einem weiteren zieht einer der Ukrainer die Kapuze weg, der russische Soldat wurde offenbar schwer zusammengeschlagen.

Die Ukraine will den Fall untersuchen lassen

Der ukrainische Militärkommandeur General Waleri Saluschni beschuldigte laut «Guardian» zunächst Russland, das Video inszeniert zu haben. «Der Feind produziert und verbreitet Aufnahmen mit der unmenschlichen Behandlung angeblicher ‹russischer Gefangener› durch ‹ukrainische Soldaten›, um die ukrainischen Verteidigungskräfte zu diskreditieren», sagte Saluschni. 

Doch inzwischen wird die Angelegenheit in Kiew sehr ernst genommen, wie «News 18» berichtet. Am Sonntag erklärte der hochrangige ukrainische Präsidentenberater Olexi Arestowitsch, dass die ukrainische Regierung eine «sofortige Untersuchung» des Folter-Videos durchführen werde. «Wir sind eine europäische Armee, und wir verhöhnen unsere Gefangenen nicht. Sollte sich dies als wahr herausstellen, ist dies ein absolut inakzeptables Verhalten.»

Die Vereinten Nationen schauen beiden Ländern auf die Finger

Auch eine Vertreterin der Vereinten Nationen äusserte sich am Montag zum Thema: Die Leiterin der UN-Menschenrechtsbeobachtungsmission in der Ukraine, Matilda Bogner, sagte zu CNN, man müsse noch «das gesamte Material überprüfen». Dennoch fügte sie an: «Wir fordern die Behörden auf beiden Seiten auf, die Anschuldigungen, die in diesen Videos erhoben werden, vollständig zu untersuchen.»

«Es ist wichtig, dass diese Art von Videos und jede Art von Misshandlung sofort gestoppt werden», fuhr die UN-Vertreterin fort. Sie hoffe, dass die Untersuchungen dazu dienen, dass «alle Täter zur Rechenschaft gezogen werden». Zuletzt erinnerte Bogner beide Länder an ihre Verpflichtungen, Kriegsgefangene nach den internationalen Menschenrechtsnormen human und würdevoll zu behandeln.

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Hier findest du Hilfe für dich und andere:

Fragen und Antworten zum Krieg in der Ukraine (Staatssekretariat für Migration)

Kriegsangst?, Tipps von Pro Juventute

Dargebotene Hand, Sorgen-Hotline, Tel. 143

Pro Juventute, Beratung für Kinder und Jugendliche, Tel. 147

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