Wie Manipulation bei Dieselskandal: Viele Motorräder mit «Manipulationsmechanismus» ausgerüstet

Aktualisiert

Wie Manipulation bei DieselskandalViele Motorräder mit «Manipulationsmechanismus» ausgerüstet

Der Rheintaler Kantonsrat Meinrad Gschwend (Grüne) bekämpft seit langem Lärm von Motorräder. Nun hat er festgestellt, dass viele Töffs bei Lärmmessungen das System überlisten, um so tiefere Werte zu erzielen.

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In einem Vorstoss aus dem St. Galler Kantonsrat werden Massnahmen gegen besonders lärmige Motorräder verlangt.

In einem Vorstoss aus dem St. Galler Kantonsrat werden Massnahmen gegen besonders lärmige Motorräder verlangt.

KEYSTONE/ENNIO LEANZA
Mit einem Trick könnten Lärmmessungen manipuliert werden.

Mit einem Trick könnten Lärmmessungen manipuliert werden.

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Gschwend hat Gefallen an einer Massnahme im Tirol gefunden. Dort seien von Juni bis Oktober auf Strassen zu Ausflugszielen Fahrverbote für besonders laute Motorräder erlassen worden.

Gschwend hat Gefallen an einer Massnahme im Tirol gefunden. Dort seien von Juni bis Oktober auf Strassen zu Ausflugszielen Fahrverbote für besonders laute Motorräder erlassen worden.

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Darum gehts:

  • Polizei und die Strassenverkehrsämter stellten fest, dass Motorräder mit einem EU-konformen «Manipulationsmechanismus» ausgerüstet sind.
  • Damit können Lärmmessungen manipuliert werden.
  • Der Trick ist vergleichbar mit den Manipulationen beim Dieselabgas.
  • Kantonsrat Meinrad Gschwend (Grüne SG) will von der St. Galler Regierung wissen per Einfacher Anfrage wissen, ob diese Lärmbekämpfungsmassnahme bekannt sei. Die Anfrage wurde Anfang Juli eingereicht.

In einem Vorstoss aus dem St. Galler Kantonsrat werden Massnahmen gegen den Lärm von Motorrädern verlangt. Neuere Modelle könnten Lärmmessungen manipulieren, schreibt ein Parlamentarier der Grünen. Das St. Galler Strassenverkehrsamt kennt das Problem.

Ausflugsstrecken auf dem Land würden an sonnigen Wochenenden bis weit in den Herbst mit einer massiven Lärmbelästigung durch Motorräder eingedeckt, führte Meinrad Gschwend, Fraktionschef der Grünen im St. Galler Kantonsrat, in seiner einfachen Anfrage aus.

Die Polizei und die Strassenverkehrsämter stellten fest, dass Motorräder mit einem EU-konformen «Manipulationsmechanismus» ausgerüstet seien, mit dem die Lärmmessung durch das Strassenverkehrsamt überlistet werden könne.

Es gebe Hinweise, dass bei über 50 Prozent der neueren Motorräder solche Vorrichtungen installiert seien. Das Fahrzeug erkenne den Prüfmodus und könne «die Lärmmessung entsprechend manipulieren». Der Trick sei vergleichbar mit den Manipulationen beim Dieselabgas.

Lauter mit offenen Klappen

Dem kantonalen Strassenverkehrsamt ist das Problem bekannt: Für neue Fahrzeugtypen ab dem 1. Juli 2016 gebe es tiefere Geräuschgrenzwerte als vorher, erklärte Fritz Oehler, Leiter Technik im Strassenverkehrsamt, auf Anfrage von Keystone-SDA. Bis 2026 sollen diese Grenzwerte schrittweise um bis zu vier Dezibel gesenkt werden.

Trotzdem seien momentan Autos und Motorräder mit Klappentechnik im normalen Betrieb wesentlich lauter, bestätigt er. Die Auto- und Motorradbauer nutzten das standardisierte Prüfverfahren für die Typengenehmigung so aus, dass die Abgasanlagen mit Klappentechnik zum Zeitpunkt der Messung grenzwertkonform seien. Im normalen Fahrbetrieb, also mit offenen Klappen, seien die Fahrzeuge dann aber «deutlich lauter».

Gschwend will nun wissen, was die St. Galler Regierung gegen die Lärm-Manipulationsmechanismen bei Motorrädern unternehme und wie vorgegangen werden müsste, damit im Kanton St. Gallen auf bestimmten Strecken ein Fahrverbot für «besonders lärmige Fahrzeuge» erlassen werden könnte.

Er verweist dabei auf eine Massnahme des österreichischen Bundeslandes Tirol. Dort seien von Juni bis Oktober auf Strassen zu Ausflugszielen Fahrverbote für besonders laute Motorräder erlassen worden.

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(SDA)

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