AndermattVIP-Linien auf der Piste spalten die Meinungen
Samih Sawiris denkt laut darüber nach, in seinem Skiresort VIP-Linien zu schaffen – und löst heftige Reaktionen aus. 20 Minuten hat bei anderen Skigebieten nachgefragt.
- von
- Noah Knüsel
Die Andermatt Swiss Alps AG plant, in naher Zukunft eine Fast-Track-Linie für Skifahrer einzuführen. Die Idee: Wer mehr zahlt, darf in einer Express-Linie anstehen. Wie viel Aufpreis das kosten wird, ist noch nicht klar, wie die Firma auf Anfrage mitteilt. Es gehe auch nicht darum, gewisse Leute «schlechter» zu behandeln, sondern dem Kunden, welcher mehr Komfort wünsche, diesen auch anzubieten.
Neu ist die Idee nicht. In Laax gibt es ein Premium-Angebot mit dem Namen Blueline schon seit 1998. Das Prinzip: Mehr Zahlungsbereitschaft – mehr Service. Seit zwei Jahren kann man neben entsprechenden Saison- auch Tageskarten buchen. Eine Blueline-Saisonkarte kostet 3500 Franken, eine Blueline-Tageskarte mindestens 99 Franken. Dies gegenüber den Standardpreisen von 1200 und 77 Franken.
«Jeder hat die gleichen Möglichkeiten, wenn er will»
Die Lesermeinungen sind gespalten. Die einen sprechen von Zweiklassengesellschaft auf der Skipiste und wollen Andermatt fortan meiden. Andere weisen darauf hin, dass solche Systeme bereits bei SBB, Fluggesellschaften und in vielen anderen Bereichen gang und gäbe sind.
Auch Reto Gurtner, VR-Präsident der Weissen Arena in Laax, kann die Aufregung um das Premium-System nicht verstehen. Die Schweiz hinke da hinterher, im Ausland mache man das schon seit Jahren. Vom Vorwurf der Ungleichbehandlung will er nichts wissen: «Wir behandeln ja alle gleich. Jeder hat die gleichen Möglichkeiten, wenn er will.»
Markus Berger, Kommunikationschef von Schweiz Tourismus, sieht es ähnlich: «Der Gast hat die Möglichkeit, in der VIP-Kategorie ein Ticket mit den Extra-Leistungen zu erstehen, die er sich wünscht. Wenn er die Standardleistung möchte, dann kann er diese zum bewährten Preis weiterhin beziehen.»
Engelberg hat aus Prinzip kein VIP-System
Für Peter Reinle, Marketingleiter bei den Titlisbahnen in Engelberg, ist es eine Frage des Prinzips: «Wir möchten möglichst allen den gleichen, guten Service mit kurzen Wartezeiten bieten.» Daher investiere man in die Infrastruktur und baue die Kapazitäten aus. Reinle ist sich bewusst: «So etwas weckt immer Emotionen bei den Kunden, wenn sie in der Schlange stehen und jemand anders kann einfach vorbei.» Beim Skifahren sollten seiner Meinung nach alle gleich behandelt werden.