Alternative TherapieViren sollen künftig Antibiotika ersetzen
Immer mehr Antibiotika verlieren ihre Wirkung, weil Erreger resistent werden. Eine Alternative testet nun das Unispital Lausanne.
- von
- Claudia Hoffmann

Im Spital sind Keime oft gegen Antibiotika resistent - stattdessen helfen spezielle Viren.
Schon heute lassen sich bestimmte Infektionen nicht mehr behandeln, weil die krankmachenden Bakterien gegen Antibiotika resistent sind. Dazu zählen beispielsweise Tuberkulose-Erreger, aber auch Bakterien, die in Spitälern verbreitet sind und schwere Infektionen auslösen können. «Um sie zu bekämpfen, braucht es dringend Alternativen zu Antibiotika», sagt Yok Ai Que, Intensivmediziner am Unispital Lausanne.
Eine davon könnten so genannte Phagen sein. Das sind Viren, die ganz gezielt Bakterien angreifen und diese abtöten (siehe Box). Menschen können sie hingegen nicht befallen. «Deshalb sind sie ungefährlich und eignen sich für medizinische Behandlungen», sagt Que. Zudem verursachen sie kaum Nebenwirkungen.
Studie soll Zulassung vorbereiten
Erfolgreich angewendet wird die Phagentherapie bereits in Ländern wie Russland, Polen und Georgien, unter anderem bei Harnwegs- und Darminfekten. In der Schweiz ist die Behandlung jedoch bislang nicht zugelassen. «Der Grund dafür ist, dass klinische Studien fehlen», sagt Que.
Eine solche führt das Unispital Lausanne ab Juni erstmals durch. Im Rahmen eines europäischen Forschungsprojekts soll untersucht werden, wie wirksam eine Phagentherapie bei Patienten mit infizierten Brandwunden ist. Verläuft die Studie erfolgreich, könnten zukünftig auch weitere Krankheiten mit der neuen Methode behandelt werden.
«Wissen»
in 20 Minuten wird unterstützt durch die GEBERT RÜF STIFTUNG und die Stiftung Mercator Schweiz.
Winzige Bakterienjäger
Phagen sind mikroskopisch klein und kommen überall in grosser Zahl vor – allein in einem Wassertropfen finden sich mehrere Millionen Exemplare. Es gibt sehr viele verschiedene Arten von Phagen, von denen aber jede nur eine bestimmte Bakterienart angreift. Für medizinische Behandlungen müssen Forscher die jeweils passenden Phagen aus der Umwelt isolieren, im Labor vermehren und zu einem Arzneimittel verarbeiten. Dieses wird – je nach Krankheit – als Spray, Sirup oder Infusion verabreicht.