Völkermord mit Kinderaugen betrachtet
Tote Zivilisten, abgetrennte Gliedmassen und Blut wohin man schaut: Kinder hielten in Zeichnungen den Völkermord in Darfur fest. Die Gräuelbilder könnten als Beweismittel gelten, falls es zum Prozess gegen Kriegsverbrecher kommt.
Das entschied laut einem Bericht des «Independent» der International Criminal Court (ICC). Die Zeichnungen wurden von der Organisation Waging Peace zusammengetragen und dem Gerichtshof in Den Haag gestern übergeben. Ein Sprecher sagte: «Wir sind in Kontakt mit Waging Peace um zu sehen, wie wir die Zeichungen verwenden können.»
Kriegsgreuel freiwillig gezeichnet
Die Kinder wurden offenbar nicht angehalten, Kriegszeichnungen anzufertigen. Sie haben sie auf eigene Faust gezeichnet, nachdem ihnen die Waging-Peace-Mitarbeiterin Wachsmalstifte in die Hand gedrückt hatte und sie aufforderte, ihre stärkste Erinnerung festzuhalten. Sie malten nicht nur, wie ihre Dörfer nach Angriffen der sudanesischen Armee und den alliierten Dschandschawid-Milizen Raub der Flammen wurden, sondern auch Vergewaltigungen, Verstümmelungen und Massenerschiessungen von Zivilisten.
Die Zeichnungen sind auch Dokumente aus einem Krieg, aus dem es im Gegensatz zum Irak etwa kaum Bilder gibt. Der Sudan lässt kaum Reporter ins Land und wehrt sich mit Händen und Füssen gegen internationale Präsenz im Land. Umso verstörender sind die Zeichnungen von Kinderhand aus dem Kriegsgebiet.
Wichtige Dokumente
Die Kinder selbst sollen nicht vor Gericht aussagen müssen. Trotzdem könnten ihre Zeichnungen helfen: «Überwältigend schrecklicke Bilder wie diese sind sehr wichtig, um der Welt die Situation in Darfur zu verdeutlichen. Sie sagen eine Menge über Ausmass und Art der Gewalt dort aus», sagte eine Sprecherin.
Die Direktorin von Waging Peace, Louise Roland-Gosselin, präsentierte die Bilder der Leiterin der Abteilung für Verbrechen an Kindern des ICC. Auch Richter waren zugegen, als die Kriegsgreuel aus Kinderaugen gezeigt wurden.
(ast)