Sarah Everard: «Völlig inakzeptabel» – Polizei wird nach Mahnwache scharf kritisiert

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Sarah Everard«Völlig inakzeptabel» – Polizei wird nach Mahnwache scharf kritisiert

Nachdem die Polizei am Samstag teils gewaltsam gegen eine Mahnwache für die mutmasslich ermordete Sarah Everard vorgegangen war, brodelt es in Grossbritannien.

Wegen solcher Szenen steht die Polizei in der Kritik: Ein Handyvideo zeigt, wie die Polizei eine Frau festhält und Protestierende zurückdrängt.

AP/Deborah Hermanns

Darum gehts

  • Am Samstag griff die Polizei bei einer Mahnwache für die mutmasslich ermordete Sarah Everard teils gewaltsam durch.

  • Sie verhaftete mehrere Teilnehmende, weil diese sich nicht an Corona-Regelungen hielten.

  • Der Bürgermeister von London findet das «komplett inakzeptabel» und leitet eine Untersuchung ein.

Hunderte Menschen haben am Sonntag in London gegen einen Polizei-Einsatz bei einer Mahnwache für die getötete Sarah Everard demonstriert. Die Teilnehmer versammelten sich zunächst vor dem Hauptquartier der Polizei, New Scotland Yard, und zogen später vor das Parlament.

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Bei einer Gedenkveranstaltung für die getötete Sarah Everard ist es am Samstag zu Auseinandersetzungen zwischen Teilnehmenden und der Polizei gekommen.

Bei einer Gedenkveranstaltung für die getötete Sarah Everard ist es am Samstag zu Auseinandersetzungen zwischen Teilnehmenden und der Polizei gekommen.

REUTERS
Wegen dieser Auseinandersetzungen steht Polizeichefin Cressida Dick in der Kritik.

Wegen dieser Auseinandersetzungen steht Polizeichefin Cressida Dick in der Kritik.

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Der Londoner Bürgermeister Sadiq Khan findet das Vorgehen der Polizei «komplett inakzeptabel» und hat eine Untersuchung in Auftrag gegeben.

Der Londoner Bürgermeister Sadiq Khan findet das Vorgehen der Polizei «komplett inakzeptabel» und hat eine Untersuchung in Auftrag gegeben.

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Auslöser für die Auseinandersetzungen ist der gewaltsame Tod der 33 Jahre alten Sarah Everard, die auf ihrem Nachhauseweg im Süden Londons entführt und getötet wurde. Der Fall hatte zu einem landesweiten Aufschrei gegen Belästigungen und Gewalt an Frauen geführt.

Am Samstagabend war es zu hässlichen Szenen gekommen, als die Polizei unter Verweis auf die Corona-Massnahmen mit Gewalt Teilnehmende einer Mahnwache von dem Musikpavillon in dem Park Clapham Common im Londoner Süden wegzerrte.

«Betrifft mich zutiefst»

Nun steht Scotland Yard heftig in der Kritik. Ausgerechnet am britischen Muttertag und der Woche des Internationalen Frauentags fühlen sich viele Frauen in Grossbritannien von Staat und Gesellschaft im Stich gelassen.

Der Bürgermeister von London, Sadiq Khan, kritisierte den Polizeieinsatz an der Mahnwache für Sarah Everard als «komplett inakzeptabel», wie «Sky News» berichtet. Er habe die Verantwortlichen gebeten, ihm das Eingreifen der Polizei zu erklären: «Diese Erklärungen haben mich nicht befriedigt», so Khan. Er hat eine Untersuchung in Auftrag gegeben.

Die Chefin der «Metropolitan Police Service», die für das Londoner Stadtgebiet zuständig ist, hat auf die Vorwürfe reagiert. «Was Sarah Everard geschehen ist, betrifft mich zutiefst. Es betrifft mich vielleicht umso mehr, als dass ich die erste Frau bin, die die Metropolitan Police leitet», sagt Cressida Dick, die seit 2017 die Londoner Polizei als Chefbeamtin leitet. Einen Rücktritt, den verschiedene Stimmen nach den Vorfällen von Samstag gefordert hatten, wies Dick zurück.

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Sarah Everard wurde mutmasslich getötet. Ein Elite-Polizist steht unter Mordverdacht.

Sarah Everard wurde mutmasslich getötet. Ein Elite-Polizist steht unter Mordverdacht.

AFP
Die junge Frau galt seit dem 3. März als vermisst. Ein Elitepolizist der Polizei Londons steht unter Verdacht, die 33-Jährige getötet zu haben.

Die junge Frau galt seit dem 3. März als vermisst. Ein Elitepolizist der Polizei Londons steht unter Verdacht, die 33-Jährige getötet zu haben.

Yui Mok/PA Wire/dpa
Der Verdächtige ist Mitglied einer Einheit der Metropolitan Police, die Regierungsgebäude und diplomatische Residenzen überwacht. Darunter auch die Downing Street und Westminster.

Der Verdächtige ist Mitglied einer Einheit der Metropolitan Police, die Regierungsgebäude und diplomatische Residenzen überwacht. Darunter auch die Downing Street und Westminster.

AFP

Erst am Freitag war der in einem Waldstück in der Grafschaft Kent gefundene leblose Körper der zuvor als vermisst gemeldeten 33-jährigen Sarah Everard identifiziert worden. Zuletzt gesehen wurde Sarah Everard am 3. März in der Nähe von Clapham Common, als sie in der Dunkelheit auf dem Nachhauseweg von einer Freundin war. Unter Tatverdacht steht ein 48 Jahre alter Polizist, der am Samstag dem Haftrichter vorgeführt wurde. Er muss weiter in Untersuchungshaft bleiben.

Auch Herzogin Kate nahm am Samstag auf eigene Initiative und aus persönlicher Betroffenheit an der Mahnwache teil. Sie legte Narzissen nieder am Clapham Common.

Die Herzogin zeigte sich in London privat bei der Gedenksstätte von Sarah Everard.

Trauerst du oder trauert jemand, den du kennst?

Hier findest du Hilfe:

Seelsorge.net, Angebot der reformierten und katholischen Kirche

Muslimische Seelsorge, Tel. 043 205 21 29

Lifewith.ch, für betroffene Geschwister

Verein Regenbogen, Hilfe für trauernde Familien

Pro Juventute, Tel. 147

(dpa, her)

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