HaustiereVogelgrippe trifft auch Katzen und Hunde – Fachleute mahnen zur Vorsicht
Das Vogelgrippevirus befällt längst nicht mehr nur Vögel, sondern auch Säugetiere. Nachdem nun auch Hunde und Hauskatzen positiv getestet wurden, empfehlen Experten, Vorsichtsmassnahmen zu treffen.
Darum gehts
Das Vogelgrippevirus H5N1 breitet sich weiter aus – und das ganzjährig.
In Polen und Italien hat es nun Katzen und Hunde erreicht.
Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit empfiehlt nun Vorsichtsmassnahmen.
Die Weltgesundheitsorganisation sieht in der zunehmenden Ausbreitung eine potenzielle Gefahr für den Menschen.
Fachleute sehen uns aber besser gewappnet als in den Anfängen der Covid-19-Pandemie.
Lange Zeit stellte das Vogelgrippevirus H5N1 nur für Vögel eine Gefahr dar. Doch die letzten Monate zeigen: Es grassiert nicht nur ganzjährig, sondern befällt auch immer mehr Säugetiere wie Seelöwen und Nerze. Ursula Höfle, Veterinärwissenschaftlerin an der spanischen Universidad de Castilla-La Mancha, sprach bereits von einer Panzootie, einer Pandemie unter Tieren, die enorme Auswirkungen auf die Artenvielfalt habe.
Zuletzt hat H5N1 in Polen und Italien auch Haustiere befallen, weshalb die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit Efsa nun Katzen- und Hundebesitzern empfiehlt, Vorsichtsmassnahmen zu treffen.
Was hat es mit den infizierten Haustieren in Polen und Italien auf sich?
In Polen wurden 24 Hauskatzen und ein in Gefangenschaft gehaltener Karakal positiv auf das Vogelgrippevirus H5N1 getestet. Einige der Tiere entwickelten laut Angaben der Efsa schwere klinische Symptome, die zum Tod führten. Wie sich die Tiere infiziert haben, ist unklar. Eine Übertragung von Katze zu Katze, Mensch zu Katze oder umgekehrt habe nicht nachgewiesen werden können, heisst es in einer Mitteilung. Informationen, wonach das Virus über kontaminiertes Pouletfleisch zu den Tieren gelangte, wies Krzysztof Ciecióra vom Warschauer Landwirtschaftsministerium als «absolut unbewiesen» zurück.
In Italien handelte es sich um einen konzentrierten Ausbruch, dessen Ursprung klar ist: Dort wurde das Virus bei fünf Hunden und einer Katze auf einer Geflügelfarm in der Provinz Brescia entdeckt. Dort hatte sich H5N1 zunächst unter den Vögeln ausgebreitet.
Zu welchen Vorsichtsmassnahmen ruft die Efsa nun auf?
«Es wird empfohlen, den Kontakt von Hauskatzen und -hunden sowie allgemein von fleischfressenden Haustieren mit toten oder kranken Tieren zu vermeiden», erklärte die Behörde. «Mögliche Massnahmen bestehen darin, Hunde an der Leine zu führen und Katzen in Gebieten einzusperren, in denen eine starke Verbreitung von H5N1-Viren bei Wildvögeln bestätigt wurde.»
Die Weltgesundheitsorganisation hat sich ebenfalls geäussert. Warum?
Die WHO sieht in der zunehmenden Ausbreitung bei Säugetieren eine potenzielle Gefahr für den Menschen: Das vermehrte Auftreten deute auf Modifikationen des Virus hin, heisst es in einer Mitteilung. Der Erreger könnte sich nun weiter in einer Weise verändern, dass er Menschen infizieren kann. Denn Menschen sind den Säugetieren biologisch ähnlicher als den Vögeln. Die Genfer Virologin Isabella Eckerle spricht von einer besorgniserregenden Dynamik.
Kein Grund zur Panik
Noch ist eine Übertragung des Vogelvirus zum Menschen selten: Seit 2021 wurden erst acht Fälle registriert. Diese Fälle seien auf engen Kontakt mit infizierten Vögeln zurückzuführen. «Anhand der bisher verfügbaren Informationen scheint das Virus nicht leicht von einer Person auf eine andere übertragbar zu sein, aber es ist Wachsamkeit erforderlich, um jede Entwicklung des Virus zu erkennen, die das ändern könnte», sagte Sylvie Briand, Direktorin für Epidemie und Pandemievorsorge und -prävention bei der WHO.
Der Virologe Florian Krammer von der Icahn School of Medicine at Mount Sinai in New York weist darauf hin, dass Menschen aufgrund der langjährigen Zirkulation des Erregers wahrscheinlich eine gewisse Immunität gegenüber dem Vogelgrippevirus haben, was sie vor schweren Krankheitsverläufen und Sterblichkeit durch H5N1 schützen dürfte. Der Stamm trat erstmals 1996 auf.
Wie Krammer sieht es auch Friedemann Weber, Leiter des Instituts für Virologie an der Justus-Liebig-Universität Giessen: «Anders als zu Beginn der Covid-Pandemie sind wir nicht unvorbereitet gegen H5N1.»
Was heisst das jetzt?
Die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO), die WHO und die Weltorganisation für Tiergesundheit (WOAH) fordern die Länder auf, sektorübergreifend zusammenzuarbeiten, um so viele Tiere wie möglich zu retten und Menschen zu schützen.
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