Geneva Motor ShowVolvo zieht sich vom Auto-Salon Genf zurück
Die Hersteller geben für ihre Präsenz am Auto-Salon Millionen aus. Nun tritt mit Volvo eine grosse Marke auf die Bremse. Statt auf die Messe in Genf setzt Volvo auf Mode-Events.
- von
- S. Spaeth
In diesem Frühjahr war Opel einer der grossen Abwesenden am Auto-Salon in Genf. Die zur französischen PSA-Gruppe (Peugeot, Citroën) gehörende Marke gab offen zu, dass man aus Kostengründen auf einen Auftritt an der Geneva International Motor Show (GIMS) verzichte. Laut Branchenkennern lassen grosse Hersteller mit viel Messefläche und aufwendigen Ständen für ihren zwölftägigen Auftritt schon mal höhere zweistellige Millionenbeträge springen.
Nun wird im neuen Jahr ein weiterer gewichtiger Aussteller fehlen: Volvo. Der schwedische Autobauer hat am Freitagnachmittag angekündigt, im kommenden Jahr nicht mehr in Genf auszustellen. Man wolle sich darauf fokussieren, den Kunden die neuen Fahrzeuge auf neuen Wegen zu präsentieren. So hat Volvo beispielsweise 2017 den kompakten SUV XC40 im Rahmen der Fashion Week in Mailand vorgestellt. Der Autohersteller will damit laut eigenen Angaben weg von traditionellen Automessen hin zu für die Marke massgeschneiderten Events. «Die Teilnahme an den traditionellen Branchenevents ist kein Selbstläufer mehr», wird Volvo-Topmanager Björn Annwall in der Medienmitteilung zitiert.
«Messen mit Eventcharakter sind erfolgreicher»
Weil die Auftritte an grossen Automessen enorme Summen kosten, überlegen sich die Marketingabteilungen laut Experten heute genauer, ob mit dem investierten Geld auch die maximal mögliche Wirkung erzielt werden kann und ob das Konzept einer Messe funktioniert. Das Problem: Es hat an grossen Messen zwar mehrere Hunderttausend Besucher, doch sind auch jene darunter, die sich weder für die entsprechende Marke interessieren noch das Budget haben.
Für die klassischen Messen werde es in Zukunft schwieriger und schwieriger, sagt Professor Ferdinand Dudenhöffer zu 20 Minuten. Sie seien eine Art Dinosaurier mit hohen Kosten und zu wenig Wirkung in der digitalen Welt. Der Auto-Experte der Universität Duisburg-Essen plädiert für mehr Kreativität und neue Formate: «Messen wie die CES in Las Vegas oder die Gamescom in Köln haben Eventcharakter und sind damit sehr erfolgreich.»
Gute Chancen sieht Dudenhöffer auch für die Auto China, die immer Ende April im Wechsel zwischen Shanghai und Peking stattfindet. «China ist der Nabel der Autowelt und die Auto China die wichtigste Messeveranstaltung für die Branche. Da will keiner fehlen.»
Neue Zielgruppen ansprechen
Ist Volvos Abschied aus Genf ein Abschied für immer? Laut Volvo-Schweiz-Kommunikationschef Sacha Heiniger bleibt Genf die wohl einflussreichste Automobilmesse der Welt. «Wir sind zuversichtlich, dass der Genfer Automobilsalon sich weiterentwickeln wird und es ist möglich, dass auch wir in Zukunft wieder zurückkehren werden», sagt Heiniger zu 20 Minuten.
Weil ein Auto ein sehr emotionales Objekt ist, wird es laut Heiniger auch in Zukunft wichtig bleiben, dieses persönlich erleben zu können. «Eine Autoshow ist aber nur eine von verschiedenen möglichen Plattformen», so Heiniger. Alternative Plattformen wie eine Fashion Week erlaubten es der Marke, noch gezielter neue Zielgruppen anzusprechen. Am Auto-Salon in Genf haben im letzten März rund 180 Aussteller ihre Fahrzeuge und Komponenten präsentiert. Während der elf Tage dauernden Veranstaltung verzeichneten die Organisatoren 660'000 Besucher.