Co-Elternschaft: «Vom Mann wollte ich nur ein Baby»

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Co-Elternschaft«Vom Mann wollte ich nur ein Baby»

Noëmi Schöni wollte mit einem Mann ohne Liebesbeziehung ein Kind haben. Im Interview erzählt sie von ihrer komplizierten Suche nach dem perfekten Vater.

von
B. Zanni
Die heute 30-jährige Noëmi Schöni suchte mit 29 Jahren einen Co-Partner, weil sie früh eine Familie gründen wollte.

Die heute 30-jährige Noëmi Schöni suchte mit 29 Jahren einen Co-Partner, weil sie früh eine Familie gründen wollte.

Noëmi Schöni, Sie haben eine eigene Rechts- und Unternehmensberatung, sind promovierte Juristin und ehemalige Miss-Schweiz-Kandidatin. Wie kommt es, dass Sie mit einem Mann, den Sie nicht lieben, eine Familie gründen wollten?

Mein Wunsch, möglichst früh eine eigene Familie zu gründen, war schon immer gross. Doch als ich mit 29 Jahren noch keinen passenden Partner gefunden hatte, beschäftigte mich die Frage, ob ich mir auch vorstellen könnte, ein Kind allein grosszuziehen. Dabei bin ich auf das Thema Co-Elternschaft gestossen, das ich ganz spannend fand. Es erschien mir eine gute Alternative zur Samenspende.

Warum ist eine Co-Elternschaft für ein Kind gut?

Im Gegensatz zu einer klassischen Samenspende wird das Kind auch von seinem leiblichen Vater mit aufgezogen. Ich bin praktisch ohne Mutter aufgewachsen und weiss, wie wichtig es für ein Kind ist, beide Elternteile um sich zu haben. Meine Eltern haben sich getrennt, als ich vier Jahre alt war, und haben sich jahrelang um das Sorgerecht gestritten. Das hat allen Beteiligten viel abverlangt. Bei einer Co-Elternschaft werden diese Dinge vor der Zeugung eines Kindes geklärt und auch wenn es keine Garantie dafür ist, dass es nicht zu solch heftigen Auseinandersetzungen kommt, wird doch zumindest das Risiko dafür minimiert.

Wie gingen Sie vor?

Ich habe mich auf einem Portal für Co-Elternschaft angemeldet und mit potenziellen Kindsvätern Kontakt aufgenommen. Einigen habe ich nur geschrieben oder mit ihnen telefoniert, zwei habe ich aber auch getroffen. Der eine Mann hatte sich, wie sich beim ersten Treffen herausstellte, nicht ernsthaft mit dem Thema auseinandergesetzt. Mit dem anderen hatte ich mehrfach Kontakt und wir sprachen auch ziemlich konkret darüber, wie eine gemeinsame Co-Elternschaft aussehen könnte. Mit der Zeit hatte ich jedoch den Eindruck, dass er mehr als nur eine Co-Elternschaft wollte, was für mich jedoch nicht in Frage kam.

Angenommen, der Mann wäre als Co-Vater in Frage gekommen. Hätten Sie eine Samenspende oder Geschlechtsverkehr vorgezogen?

Hätte mich der Partner angezogen, wäre ich auch bereit gewesen, auf traditionellem Weg ein Kind zu empfangen.

Suchten Sie auch im Bekanntenkreis nach einem Co-Vater?

Ja. Ich hatte mit zwei Bekannten darüber gesprochen. Der eine wollte keine Kinder und der andere war zwar nicht abgeneigt, wollte aber noch etwas warten.

Nach einem Jahr gaben Sie die Suche nach einem Co-Vater aber auf. Warum?

Für mich war es nur eine mögliche Option. Im Verlaufe der Zeit merkte ich jedoch, dass mein Kinderwunsch gar nicht so gross war, wie ich immer dachte. Hinzu kam, dass es mir noch schwieriger erschien, einen potenziellen Kandidaten für eine Co-Elternschaft als einen passenden Partner für eine Beziehung zu finden. Als ich mich dann noch in einen Mann verliebte, der keine Kinder wollte, habe ich mich sogar mit dem Gedanken auseinandergesetzt, wie ein Leben ohne Kinder aussehen könnte. Es stellte sich jedoch heraus, dass ich dafür nicht bereit war.

Was planen Sie jetzt?

Am liebsten würde ich nach wie vor auf klassischem Weg eine Familie gründen. Aber planen lässt sich das nur schwer und schon gar nicht allein. Mit meinem aktuellen Partner kann ich mir jedoch gut vorstellen Kinder zu haben.

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