Vorschau auf die Mittwochs-Spiele
An der EM-Endrunde in Portugal wird am Mitwoch eventuell der erste Viertelfinalist ermittelt.
In der Gruppe A begegnen sich in Porto (18.00) die beiden Startsieger Griechenland und Spanien, danach folgt in Lissabon (20.45) das Verlierer-Duell Russland - Portugal.
Falls es bei Russland - Portugal ein Unentschieden gibt, steht der allfällige Sieger aus Griechenland - Spanien bereits als Viertelfinalist fest. Griechen oder Spanier wären bei einem Sieg aber auch dann weiter, wenn im zweiten Match jenes Team gewinnt, dass sie schon zum Auftakt geschlagen haben. Aus der Sicht der Spanier heisst das: Gewinnt Russland gegen Portugal, wäre Spanien bei einem Sieg gegen die Griechen weiter.
Die Spanier wollen Revanche
Die Spanier sind aber gewarnt: Sie wissen spätestens seit dem 7. Juni des letzten Jahres um die Stärke der Griechen. Damals unterlagen sie in der Qualifikation zu dieser EM zuhause in Saragossa 0:1, und letztlich belegten sie in ihrer Gruppe nur Platz 2 hinter Griechenland. Es war dies damals die erste und bisher einzige spanische Niederlage gegen den heutigen Gegner. Einen weiteren Ausrutscher gegen das Team von Otto Rehhagel, den sie in Griechenland bereits als «Rehhakles» vergöttern, soll es nicht geben. Aber Respekt ist durchaus vorhanden. Flügelstürmer Joseba Etxeberria sagt: «Griechenland ist sehr stark in der Abwehr und überaus gefährlich mit seinen schnellen Kontern.»
Beide Mannschaften haben keine Sorgen wegen verletzter Spieler. Im spanischen Team dürfte es aber dennoch eine Änderung geben gegenüber dem Startspiel gegen Russland. Es wird erwartet, dass Trainer Inaki Saez im Mittelfeld anstellte von Ruben Baraja (Valencia) Xabi Alonso von San Sebastian von Beginn an einsetzen wird. Aus Sicht der Öffentlichkeit ist dies aber nicht die richtige Massnahme. Vehement wird Juan Carlos Valeron gefordert, der Regisseur von Deportivo La Coruña, der gegen Russland wenige Sekunden nach seiner Einwechslung den 1:0-Siegtreffer schoss. Einer Umfrage zufolge würden die spanischen Fans sogar eine Nicht- Berücksichtigung von Captain Raul oder Morientes in Kauf nehmen.
Dem portugiesischen Fest droht ein frühes Ende
Während fünf Jahren wurde in Portugal auf diese EM hin gearbeitet, es entstanden wunderschöne Stadien und die Erwartungen waren immens, dass auch das Team seinen Teil zu einem perfekten Anlass liefert. Doch nun droht bereits am fünften Spieltag das Ende des Gastgebers. Der Schock des 1:2 gegen Griechenland steckt den Portugiesen noch immer in den Knochen, und so erstaunt es nicht, wenn auch ihr brasilianischer Coach Luiz Felipe Scolari die kommende Partie als Match beschreibt, in dem es «auf Leben und Tod» ginge.
Eine Niederlage im ersten Spiel muss aber nicht das Ende aller Hoffnungen bedeuten. Dafür gibt es aus der Vergangenheit der Beispiele genug. An der Endrunde 2000 überstanden sowohl die Türkei als auch Spanien die Vorrunde, obwohl sie zum Auftakt verloren hatten. Oder dann dürfen sich die Portugiesen auch an Tschechien erinnern, das 1996 den ersten Match verlor und am Ende trotzdem im Final stand; oder an Holland, das 1988 zum Auftakt gegen die Sowjetunion unterlag und sich letztlich gegen dieselben Sowjets gar den Titel eroberte.
Mostowoj ausgemustert
Eines scheint gewiss: Portugals Elf wird auf einigen Positionen anders besetzt sein als in der Partie gegen Griechenland. Rui Costa (AC Milan), einst die unbestrittene Figur im zentralen Mittelfeld, wird wohl Portos Deco weichen müssen. Doch Scolari ist ein Trainer, der sich von niemandem etwas vorschreiben lässt, vor allem nicht von den Medien, und so darf man gespannt sein, auf wen er wirklich baut.
Auch bei den Russen, die seit 1983 nie mehr gegen Portugal zu einem Länderspiel angetreten sind, macht sich nach der Start- Niederlage Nervosität breit. Alexander Mostowoj hatte sich einige kritische Anmerkungen zur Vorbereitung und der Taktik erlaubt, was Trainer Georgi Jarzew nicht goutierte. Mostowoj wurde umgehend aus dem Team geworfen, was wiederum dem russischen Vize-Präsidenten nicht gefiel: «Wir haben zu wenige Spieler von Mostowojs Kaliber. Ich bedaure diese Entscheidung.» Man sieht: auch für Jarzew geht es im nächsten Spiel um alles oder nichts.
(si)