Abgas-Skandal: VW-Chef Winterkorn entschuldigt sich

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Abgas-SkandalVW-Chef Winterkorn entschuldigt sich

Die Affäre um manipulierte Abgaswerte bei Volkswagen nimmt immer grössere Dimensionen an. VW-Chef Winterkorn verspricht eine Wiedergutmachung.

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VW-Chef Martin Winterkorn sieht einer Milliarden-Strafe entgegen. Inzwischen hat er sich für die Verfehlungen seines Konzerns entschuldigt. (Archivbild)

VW-Chef Martin Winterkorn sieht einer Milliarden-Strafe entgegen. Inzwischen hat er sich für die Verfehlungen seines Konzerns entschuldigt. (Archivbild)

EPA/JOCHEN LUEBKE
Der Vorstandsvorsitzende der Porsche AG, Matthias Müller (hier an einer Autoshow), könnte VW-Chef Winterkorn an der Spitze des Konzerns ablösen. Volkswagen hat entsprechende Gerüchte aber dementiert.

Der Vorstandsvorsitzende der Porsche AG, Matthias Müller (hier an einer Autoshow), könnte VW-Chef Winterkorn an der Spitze des Konzerns ablösen. Volkswagen hat entsprechende Gerüchte aber dementiert.

Torsten Silz
Angesichts der Ausweitung des Abgasskandals gab die Aktie von Volkswagen Anfang der Woche an der Frankfurter Börse zeitweise um über 20 Prozent nach.

Angesichts der Ausweitung des Abgasskandals gab die Aktie von Volkswagen Anfang der Woche an der Frankfurter Börse zeitweise um über 20 Prozent nach.

Twitter / Holger Tschäpitz

Der VW-Chef Martin Winterkorn meldete sich am Dienstagabend in einer Videobotschaft zu Wort: «Es tut mir unendlich leid, dass wir dieses Vertrauen enttäuscht haben. Ich entschuldige mich in aller Form bei unseren Kunden, bei den Behörden und der gesamten Öffentlichkeit für das Fehlverhalten», sagte Winterkorn.

Zudem versprach der 68-jährige eine rasche und transparente Aufklärung sowie eine Wiedergutmachung. Seinen eigenen Posten an der Konzernspitze will Winterkorn aber nicht aufgeben.

Wird Winterkorn abgelöst?

In den deutschen Medien kursieren bereits Gerüchte über einen möglichen Chefwechsel bei Volkswagen. So berichtete am Dienstag der Berliner «Tagesspiegel» unter Berufung auf VW-Verwaltungsratskreise, dass Winterkorn durch Porsche-Chef Matthias Müller abgelöst werden soll. Eine solche Behauptung sei «Schwachsinn», entgegnete ein VW-Sprecher.

Wie fest Winterkorn tatsächlich im Sattel sitzt, wird sich spätestens am Freitag zeigen. Dann tagt der VW-Verwaltungsrat und berät über eine vorzeitige Vertragsverlängerung von Winterkorn um zwei Jahre bis Ende 2018. Bereits am Mittwoch trifft sich das Präsidium des Verwaltungsrats zu einer Krisensitzung.

Niedersachsens ehemaliger Wirtschaftsminister Jörg Bode – von 2009 bis 2013 selbst Mitglied des VW-Verwaltungsrats – fordert bereits eine Verschiebung der Vertragsverlängerung Winterkorns. «Solange nicht lückenlos aufgeklärt ist, wer im Konzern von den Manipulationen wusste und vom wem sie angeordnet wurden, sollte hier keine Entscheidung gefällt werden», sagte Bode am Dienstag.

11 Millionen Fahrzeuge betroffen

Am Wochenende war noch von rund einer halben Million Autos in den USA die Rede, die von manipulierten Abgasmessungen betroffen sind. Am Dienstag räumte VW aber ein, dass die entsprechende Software weltweit in 11 Millionen Fahrzeugen der Marken VW und Audi eingebaut wurde.

Gleichzeitig kündigte der Konzern an, für notwendige Servicemassnahmen und Anstrengungen zur Kundenbefriedigung im laufenden Quartal 6,5 Milliarden Euro zurückzustellen. Auch den für 2015 angepeilten Gewinn dürften die Wolfsburger nicht halten können.

Politik schaltet sich ein

Inzwischen wurde bekannt, dass auch die Umweltabteilung des US-Justizministeriums in der Affäre Ermittlungen aufgenommen hat. Zudem wird sich ein Ausschuss des US-Kongresses mit dem Thema befassen. Weltweit fordern Regierungen eine lückenlose Aufklärung der Manipulationen.

Auch die EU-Kommission will mit den 28 Mitgliedstaaten über mögliche Schritte beraten. In Deutschland forderte Bundeskanzlerin Angela Merkel volle Transparenz. Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt setzte eine Untersuchungskommission ein. Diese prüfe nun, ob die betreffenden Fahrzeuge entsprechend der deutschen und europäischen Regeln «gebaut und auch geprüft» worden seien, sagte Dobrindt. Volkswagen unterstütze die Arbeit der Kommission.

(SDA)

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