Manipulierte Motoren: VW denkt über Eintauschprämie nach

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Manipulierte MotorenVW denkt über Eintauschprämie nach

Laut Insidern prüft Volkswagen eine Eintauschprämie für manipulierte Dieselautos. Je nach Modell kommt das für VW günstiger als eine Reparatur.

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Vergleich zwischen VW und Autobesitzern: Die US-Flagge reflektiert im VW-Logo. (Archivbild)

Vergleich zwischen VW und Autobesitzern: Die US-Flagge reflektiert im VW-Logo. (Archivbild)

Keystone
Sollen weniger verdienen: Die VW-Vorstandsmitglieder (v.l.) Karlheinz Blessing, Herbert Diess, Matthias Mueller, Bernd Osterloh und Stephan Weil an einer Pressekonferenz in Wolfsburg. (18. November 2016)

Sollen weniger verdienen: Die VW-Vorstandsmitglieder (v.l.) Karlheinz Blessing, Herbert Diess, Matthias Mueller, Bernd Osterloh und Stephan Weil an einer Pressekonferenz in Wolfsburg. (18. November 2016)

Keystone/Philipp von Ditfurth/EPA
Anfangsverdacht auf Betrug und «strafbare Werbung»: Martin Winterkorn, hier bei einer Anhörung im Bundestag in Berlin. (19. Januar 2017)

Anfangsverdacht auf Betrug und «strafbare Werbung»: Martin Winterkorn, hier bei einer Anhörung im Bundestag in Berlin. (19. Januar 2017)

Keystone/Michael Sohn

Noch immer brütet der Volkswagen-Konzern über dem Plan, wie er Kunden von Autos mit manipulierten Dieselmotoren zufriedenstellen will. Einerseits geht es um eine technische Nachbesserung am Auto, andererseits denkt Volkswagen laut der deutschen Presseagentur auch über das Angebot einer Eintauschprämie nach. VW plant demnach, die manipulierten Autos in Zahlung zu nehmen und zudem weitere Anreize für einen Neuwagenkauf zu setzen, wie die Deutsche Presseagentur (DPA) aus Konzernkreisen erfahren hat.

Die Eintauschprämie würde sich vor allem bei Motoren mit 1,6-Liter-Hubraum lohnen, da dort die Manipulation nicht durch ein Softwareupdate behoben werden kann. Das betrifft laut dem Bericht rund drei Millionen Motoren. Hier muss die Motorentechnik erneuert und ein dafür nötiges Bauteil erst noch konstruiert und getestet werden. Dieses dürfte laut Volkswagen nicht vor September 2016 zur Verfügung stehen.

Umrüstung dauert zwei Stunden

Weil dieser technische Umbau wegen des Bauteils und der Arbeitsstunden verhältnismässig teuer ist, könnte sich für VW eine Anreizzahlung für den Eintausch – ähnlich der vor einigen Jahren in Deutschland gezahlten Abwrackprämie – lohnen. Stark profitieren könnten vor allem Besitzer von Dieselautos mit bereits vielen Kilometern Laufleistung, die ohnehin schon mit einem Neuwagenkauf liebäugeln. Noch ist laut dem Bericht aber kein definitiver Entscheid gefallen.

«Eine allfällige Eintauschprämie ersetzt die technische Aufbesserung nicht. Die Schweizer Kunden haben in jedem Fall Anspruch darauf», sagt VW-Schweiz-Sprecher Livio Piatti zu 20 Minuten. VW wird spätestens nächste Woche alle betroffenen Schweizer Fahrzeughalter anschreiben. In dem Schreiben wird eine allfällige Eintauschprämie laut VW aber nicht erwähnt werden. Noch liefen die Gespräche mit der Konzernzentrale über ein Loyalitätsangebot.

In der Schweiz sind 128'802 Autos vom Rückruf betroffen. «Wir gehen derzeit davon aus, dass die Umrüstung maximal ein bis zwei Stunden pro betroffenem Wagen beanspruchen wird», sagt Amag-Sprecher Livio Piatti Mitte Oktober.

Milliardenverlust droht

Für den Rückruf von weltweit gegen elf Millionen Autos hat VW 6,5 Milliarden Euro zur Seite gelegt. Deswegen dürfte der Konzern im dritten Quartal laut Analystenschätzungen ein Minus von zwei Milliarden Euro vermelden. Allein in Europa muss Volkswagen 8,5 Millionen Fahrzeuge zurückrufen. Die ersten Fahrzeuge gehen ab Januar 2016 zurück in die Werkstätten.

Toyota überholt VW

Der japanische Autohersteller Toyota hat den vom Abgas-Skandal gebeutelten VW-Konzern beim Absatz wieder überholt. Die Japaner verkauften in den ersten neun Monaten des Jahres knapp 7,5 Millionen Fahrzeuge, wie Toyota am Montag mitteilte. Damit ist der Konzern mit seinen Marken Toyota, Daihatsu und Hino wieder der Autobauer mit dem weltweit höchsten Absatz, auch wenn dieser um 1,5 Prozent gefallen ist. VW hatte zuletzt für den gleichen Zeitraum einen Absatzrückgang um 1,5 Prozent auf 7,43 Millionen Stück gemeldet. Im ersten Halbjahr hatte Volkswagen noch mehr Fahrzeuge verkauft als die Japaner.

VW steckt wegen der Manipulation von Abgastests in der tiefsten Krise seiner Geschichte. Aber auch Konkurrent Toyota machte in der vergangenen Woche Negativ-Schlagzeilen: Er musste erneut massenweise Autos in die Werkstätten zurückrufen. Betroffen sind Angaben von Toyota zufolge weltweit 6,5 Millionen Fahrzeuge. Ursache ist ein Defekt bei einem Modul für elektrische Fensterheber.

(sda)

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