Masern-ToterWären alle geimpft, könnte der Mann noch leben
Obwohl er geimpft war, starb ein Mann in der Schweiz an Masern. Dies, weil noch immer Menschen die lebensrettende Spritze verweigern.
- von
- Fee Riebeling
Trotz Impfung ist hierzulande ein junger Mann den Folgen seiner Maserninfektion (siehe Box) erlegen. Diese hatte eine Lungenentzündung hervorgerufen, die der an Leukämie erkrankte Patient nicht überlebte. Das Tragische: Sein Tod hätte verhindert werden können.
Das müssen Sie wissen:
Der Verstorbene war gegen Masern geimpft. Warum war er trotzdem nicht immun?
Der Verstorbene litt an Krebs und wurde entsprechend therapiert. Dadurch wurde jedoch sein Immunsystem stark geschwächt. «Allgemein ist es so, dass wenn das Immunsystem schwerwiegend versagt, auch die Impfung keine Wirkung mehr hat», sagt Hugo Sax, Leiter Spitalhygiene am Universitätsspital Zürich.
Können denn Menschen mit intaktem Immunsystem darauf vertrauen, dass die Impfung bei ihnen wirkt?
Nein, auch bei gesunden Menschen kann es passieren, dass sie nicht auf die Impfung ansprechen. «Das ist nach der ersten Impfung bei fünf Prozent der Geimpften der Fall, nach der zweiten Impfung bleiben zwei Prozent ohne Schutz», sagt Daniel Koch, Leiter der Abteilung Übertragbare Krankheiten beim Bundesamt für Gesundheit (BAG).
Warum wird nicht überprüft, ob die Impfung Wirkung zeigt?
Möglich wäre es laut Experten schon. Und zwar, indem man untersucht, ob Antikörper gegen den Erreger gebildet wurden. Bei Pflegepersonal wird das beispielsweise standardmässig nach Hepatitis-B-Impfungen gemacht, so Koch: «Theoretisch wäre das auch bei der Masernimpfung möglich. Das wird routinemässig aber nicht gemacht, weil die Tests nicht so aussagekräftig sind.»
Wenn die Impfung nicht immer anschlägt, warum ist es dann so wichtig, dass man sie trotzdem vornimmt?
Weil sich die Schutzmedikamentierung auch dann auszahlt: Denn nur ein bis acht Menschen von 100 bekommen trotz Impfung Masern, nachdem sie dem Virus ausgesetzt waren. Von den nicht Geimpften stecken sich dagegen etwa 90 von 100 an.
Zudem übernimmt man damit auch Verantwortung für andere Menschen. Insbesondere für jene, die sich aus medizinischen Gründen wie Allergien, akuten Infektionen oder – wie im Fall des Verstorbenen – geschwächtem Immunsystem nicht impfen lassen können, ist das wichtig.
Um die Schweiz zuverlässig von Masern zu befreien, muss eine Impfquote von 95 Prozent erreicht werden. Nur dann kann sich der Erreger nicht mehr verbreiten. Aktuell liegt diese aber erst bei 85 Prozent, sagt Hugo Sax vom Universitätsspital Zürich.
Wie lange hält der Schutz nach einer Impfung?
Danach ist man lebenslang geschützt, denn es wird ein Lebendimpfstoff gegeben, der eine geringe Menge an funktionsfähigen Viren enthält. Wer ihn bekommt, macht danach eine ganz leichte Infektion mit den geimpften Viren durch. Wie bei der Erkrankung auch bildet der Körper dann Abwehrzellen und Antikörper, die ein Leben lang bleiben.
Wie lautet die Impfempfehlung für die Schweiz?
Im Schweizerischen Impfplan wird geraten, Kleinkinder gegen Masern impfen zu lassen. Empfohlen sind zwei Dosen im Alter von zwölf Monaten und 15 bis 24 Monaten. Allen 1964 und später Geborenen, die nicht zweimal geimpft sind und die Masern noch nicht hatten, wird die Nachimpfung empfohlen.
Was ist mit Neugeborenen?
Sofern sie gestillt werden und die Mütter entweder Masern hatten oder ausreichend geimpft sind, verfügen Säuglinge über einen sogenannten Nestschutz. Darunter versteht man Antikörper, die die Mutter über die Plazenta oder die Milch auf das Kind übertragen hat. Jedoch schwindet dieser Schutz mit der Zeit.
Was sind Masern?
Was sind Masern?
Masern (lat. Morbilli) sind eine durch das Masernvirus hervorgerufene Infektionskrankheit. Der Erreger ist hochansteckend. Schon einmal niesen oder husten eines Infizierten reichen aus, um sich anzustecken. Auch das Berühren von kontaminierten Oberflächen kann eine Infektion nach sich ziehen. Besonders fatal: Erkrankte sind auch dann schon ansteckend, wenn sie noch nicht den typischen Hautausschlag entwickelt haben. Denn die Infektionsgefahr besteht drei bis fünf Tage vor dem Ausbruch des Hautausschlags und bis vier Tage danach.
Nach der Ansteckung dauert es etwa zehn bis vierzehn Tage, bis die Erkrankung ausbricht. Sie beginnt wie eine heftige Grippe: mit hohem Fieber, einer laufenden Nase und Husten sowie entzündeten Schleimhäuten. Daher sind auch oft die Augen gerötet und tränen. Der einzige eindeutige Hinweis auf Masern findet sich zu diesem Zeitpunkt im Mundraum des Betroffenen: die sogenannten Koplik-Flecken. Sofern eine Maserninfektion vorliegt, befinden sich die weissen Flecken mit rotem Rand an den Wangeninnenseiten. Der typische Masern-Ausschlag auf der Haut entwickelt sich hingegen erst zwei bis drei Tage später – zunächst im Gesicht und auf dem Hals, dann breitet er sich über den ganzen Körper aus, bis er sich nach fünf bis sechs Tagen langsam wieder zurückbildet.