Naturschützer am Werk?: Waldkindergarten als Zielscheibe für Vandalen

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Naturschützer am Werk?Waldkindergarten als Zielscheibe für Vandalen

Vorgeblich militante Naturschützer haben diverse Schäden am Waldkindergarten auf der Berner Engehalbinsel verursacht. Dabei wird den Kindern dort gelehrt, der Natur Sorge zu tragen.

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Im Waldkindergarten im Reichenbachwald in Bern lernen Kinder, die Natur zu schätzen. Dennoch wird der Ort zur Zielscheibe militanter Naturschützer.

Im Waldkindergarten im Reichenbachwald in Bern lernen Kinder, die Natur zu schätzen. Dennoch wird der Ort zur Zielscheibe militanter Naturschützer.

Franziska Rothenbüler / der Bund

Angebliche Naturschützer toben sich derzeit auf Kosten von Vorschulkindern aus: Im Berner Reichenbachwald auf der Engehalbinsel haben Unbekannte in den letzten Monaten immer wieder die Infrastruktur der dortigen Waldspielgruppe und des Waldkindergartens heimgesucht.

So wurden etwa am für die Kinder aufgestellten Forstwagen der Kamin abgerissen, Fensterläden aufgebrochen und das Eingangsschloss mit Silikon verstopft. Wie der «Bund» berichtet, prangte eines Morgens auf einer Werkzeugkiste der Schriftzug «Der Wald den Tieren. Wie weit wollt ihr euch noch ausbreiten?» Eine Infotafel wurde zudem mit dem Satz «Das ist kein Schulzimmer, das ist Natur» verschmiert.

Kinder werden gelehrt, der Natur Sorge zu tragen

«Das sind nicht betrunkene Jugendliche, das hat System», sagt Michael Schoch, Vereinsmitglied von Waldkinder Bern. Für ihn sind die Aktionen ebenso unheimlich wie unverständlich und das Motiv der Zerstörer schleierhaft. Der Waldkindergarten setze sich ja gerade für die Natur ein, sagt auch Vereinspräsidentin Susanne Loosli Müller.

Wie im Leitbild steht, würden die Kinder im Unterricht «forschend Naturbeobachtungen machen» und auf diese Weise «mit dem Leben der sie umgebenden Pflanzen und Tiere vertraut». So wird den Kindern auch gelehrt, achtsam mit Flora und Fauna umzugehen. Abfall wird stets weggeräumt, bleibende Spuren versucht man keine zu hinterlassen. «Es ist darum schon sehr irritierend, dass wir Zielscheibe von Vandalenakten werden», meint Loosli.

Vandalen ritzen WWF in Holz ein

Wie viele und vor allem welche Täter hinter diesen zerstörerischen Aktionen steckt, konnte bislang nicht eruiert werden. Zwar wurde von den Unbekannten auch der Name der Naturschutzorganisation WWF in Holz geritzt, doch auch dort weiss man nichts über Hintergrund und Motiv der Vandalen: «Wir vom WWF haben sicherlich nichts mit diesen Angriffen zu tun – auch vom Naturschutz im Allgemeinen sind diese Aktionen meilenweit entfernt», sagt so Jörg Rüetschi, Programmleiter von WWF Bern.

Feuermachen, Stecken abschneiden und zwischen den Bäumen herumrennen würden der Natur sicherlich nicht schaden. «Zudem ist der Reichenbachwald kein Reservat, sondern ein Erholungswald», so der Naturschützer.

Auch schätze er das grosse Angebot an Waldspielgruppen und -kindergärten für Berner Modis und Giele: «Menschen schon von klein auf die Natur bewusst schätzen zu lehren ist ein nachhaltiger Gewinn für alle.»

Förster soll geeigneten Platz finden

Auch Berns Sozialdirektorin Franziska Teuscher begrüsst den Vorschulunterricht zwischen Tannen und Wurzeln. Doch die Biologin und grüne Politikerin fügt an: «Für solche Wald-Angebote ist es wichtig, dass die Vereine die Waldbesitzer kontaktieren und den zuständigen Förster beiziehen.» Dieser soll mithelfen, einen geeigneten Standort zu finden, der einerseits für die Kinder angemessen sei, gleichzeitig aber auch den Bedürfnissen der dortigen Natur Rechnung trage. Waldkindergärten zu bewilligen, liege aber nicht in der Kompetenz der Stadt – «wir können hier nicht gross mitreden.»

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