Brienz/Brinzauls GRWann kommt der Berg? «Einige haben ihre Koffer schon gepackt»
Die Behörden informierten kürzlich die Bewohner des Bergdorfes Brienz/Brinzauls über die anstehende Evakuierung. Der kommende Felsrutsch wird sich wohl über Wochen ankündigen.
Darum gehts
Das Bündner Bergdorf Brienz/Brinzauls wird wohl in diesem Jahr von einem Bergrutsch betroffen sein.
Die Behörden haben die Bewohnerinnen und Bewohner am Donnerstag über die Evakuierung informiert.
Man geht davon aus, dass die Menschen sieben Tage Zeit haben werden, um sich in Sicherheit zu bringen.
Das Szenario einer akuten Evakuierung sei unwahrscheinlich.
Dennoch wurde empfohlen, einen Reisekoffer mit den wichtigsten Gegenständen gepackt zu haben.
Seit Jahren ist das Bündner Bergdorf Brienz/Brinzauls von einem Bergrutsch bedroht. Die Rutschgeschwindigkeit der «Insel», wie der Abhang oberhalb des Dorfes genannt wird, hat seit Monaten markant zugenommen. Die Bevölkerung muss sich wohl noch in diesem Jahr in Sicherheit bringen. Diesbezüglich wurden die betroffenen Anwohnerinnen und Anwohner am Donnerstag in einer Mehrzweckhalle von den Behörden informiert.
«Eine sofortige Evakuierung des Dorfes ist sehr unwahrscheinlich, aber wir können sie nicht ganz ausschliessen», sagt Christian Gartmann, Mitglied des Gemeindeführungsstabs der Gemeinde Albula/Alvara. Viel wahrscheinlicher sei eine genügend grosse Vorwarnzeit: «Ein gefährlicher Felsrutsch wird sich aller Wahrscheinlichkeit nach Wochen im Voraus ankündigen.» Dann hätten die betroffenen Bewohnerinnen und Bewohner etwa rund eine Woche Zeit, das Dorf zu verlassen.
Laptop mitnehmen, Sofa zu Hause lassen
Man habe die Bevölkerung am Donnerstag aufgefordert, sich zu überlegen, welche Gegenstände des alltäglichen Gebrauches sie im Falle einer Evakuierung einpacken wolle. «Wenn man wochen- oder monatelang weg von zu Hause ist, sollte man sich darauf vorbereiten, alles, was man braucht, mitzunehmen und unnötiges Gepäck zu Hause zu lassen», erklärt Gartmann. Der Laptop sei beispielsweise wichtig, wohingegen es nicht nötig sei, das Sofa in die neue Unterkunft mitzunehmen.
Obwohl die Chance einer akuten Evakuierung innerhalb von Minuten sehr minimal ist, sollte man dieses Szenario im Hinterkopf behalten, wie Gartmann sagt: «Wir haben den Bewohnern und Bewohnerinnen empfohlen, einen Reisekoffer mit den wichtigsten Dingen für einen allfälligen Notfall gepackt zu haben.» Er geht davon aus, dass dies schon einige Leute gemacht haben.
Brienz als Youtube-Star
Doch wo bringt man die Personen nach der Evakuierung unter? «Die Betroffenen organisieren sich grösstenteils selbst, viele dürften bereits einen Platz bei Familie oder Freunden haben», so Gartmann. Bereits hätten sich auch Privatpersonen bei der Gemeinde gemeldet und Wohnungen für die Betroffenen angeboten. «Diese Solidarität freut uns sehr; die Betroffenen werden nicht alleingelassen. Sollte eine Person nichts finden, wird die Gemeinde bei der Suche helfen.» Am Freitag wurde zudem eine Hotline für Betroffene des Brienzer Rutsches eingerichtet. Fragen zu Alltagsproblemen werden dort entgegengenommen.
Viral ging das Bergdorf schon im November 2021, als der bekannte Youtuber Tom Scott ein Video veröffentlichte, in dem er den Berghang neben dem Dorf thematisierte. Scott zeigte etwa die spezielle Verkehrsampel, die bereits 2017 auf der Strasse installiert wurde. Die Ampel ist mit einer Radaranlage verknüpft. Wenn das Radar einen Steinschlag bemerkt, wird die Ampel auf Rot gestellt, um den Verkehr zu blockieren.
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