Warum schliesst Jelmoli?

Aktualisiert

5 GründeDarum ist Jelmoli gescheitert


Das Zürcher Traditions-Warenhaus macht 2024 dicht. Dabei war es gut unterwegs, sagt Detailhandelsexperte Marcel Stoffel. Das sind die Gründe für die Schliessung.

von
Fabian Pöschl
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Die Eigentümerin Swiss Prime Site besiegelt das Ende für Jelmoli.

Die Eigentümerin Swiss Prime Site besiegelt das Ende für Jelmoli.

20min/Taddeo Cerletti
Das Zürcher Traditions-Warenhaus in bester Lage muss für Büros, Fitness- und Gastroangebote sowie für andere Läden weichen.

Das Zürcher Traditions-Warenhaus in bester Lage muss für Büros, Fitness- und Gastroangebote sowie für andere Läden weichen.

20min/Taddeo Cerletti
Marcel Stoffel, Detailhandelsexperte und Herausgeber des Shoppingcenter-Marktreports, nennt die Gründe für das Jelmoli-Aus.

Marcel Stoffel, Detailhandelsexperte und Herausgeber des Shoppingcenter-Marktreports, nennt die Gründe für das Jelmoli-Aus.

stoffel.zuerich

Darum gehts

  • Jelmoli ist am Ende – 2024 schliesst das Warenhaus.

  • Doch das Warenhaus ist laut Detailhandelsexperte Marcel Stoffel gut unterwegs gewesen.

  • Die fünf Gründe für die Schliessung betreffen den gesamten Handel.

Das Zürcher Warenhaus Jelmoli schliesst 2024 nach 190-jährigem Bestehen. Die Inhaberin Swiss Prime Site (SPS) will das Gebäude in bester Lage unmittelbar zur Bahnhofsstrasse umnutzen. Sie plant darin laut Mitteilung Büros, Fitness- oder Gastroangebote und noch etwas Verkaufsfläche in den unteren Geschossen.

Für Marcel Stoffel ist die Jelmoli-Schliessung keine Überraschung, wie der Detailhandelsexperte und Herausgeber des Shoppingcenter-Marktreports zu 20 Minuten sagt. «Der Entscheid ist traurig für Jelmoli-Fans, aber verständlich für das börsenkotierte Immobilienunternehmen SPS.»

Die Schliessung habe nicht an Jelmoli gelegen. Das Warenhaus sei gut unterwegs gewesen, die Führung um CEO Nina Müller habe einen guten Job gemacht, so Stoffel. Doch mit den Problemen von Jelmoli habe der gesamte Detailhandel zu kämpfen:

1. Grosses Potenzial für Büros

Das Immobilienunternehmen SPS muss die Liegenschaft laut Stoffel so bewirtschaften, dass sie zukunftsfähig ist. Die Lage sei auch für Büros sehr attraktiv, dafür gebe es eine hohe Nachfrage. «Die Bürofläche ist ein Markt mit Zukunft», so der Experte. Oben Büros und Luxuslabels im Erdgeschoss versprechen höhere Renditen als ein Warenhaus. Das ist für das börsenkotierte Unternehmen SPS nicht unerheblich.

2. Konkurrenz

Das Warenhausgeschäft wird laut Stoffel nicht einfacher, «schon gar nicht in Zürich mit Globus in der Nähe.» Die zwei Warenhäuser seien sich zu ähnlich in der Positionierung, um nebeneinander bestehen zu können. Zudem habe Globus mit einem Gesamtumbau noch einen Schritt vorwärts gemacht.

3. Hohe Investitionen

Im Handel gebe es eine extreme Dynamik und einen hohen Konkurrenzdruck. «Warenhäuser haben es schwer, sie müssen sich ständig verändern. Die Eigentümer müssen immer wieder neues Geld für Umbauten investieren, SPS wollte das wohl nicht mehr», so Stoffel.

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4. Marktveränderung

Warenhäuser haben laut Stoffel weiterhin eine Zukunft, müssen aber nah bei der Kundschaft sein. «Die Konsumenten sind immer anspruchsvoller, es reicht nicht mehr, einfach Ware auszustellen, man muss die Kunden überraschen und ein Erlebnis beim Einkaufen bieten.» Erwähnenswert sei etwa der Zara-Laden in Madrid, in dem es nur noch wenige Kleider gebe, dafür viel Inszenierung. 

5. Onlineshopping

SPS begründet die Schliessung mit dem veränderten Konsumverhalten zum Onlineshopping. Stoffel sieht darin aber nur eine geringe Auswirkung. «Der Onlinehandel macht nur 16 Prozent aus, er ist nicht Schuld am Ladensterben.»

850 Mitarbeitende betroffen

Von der Schliessung sind 550 Jelmoli-Mitarbeitende sowie 300 Angestellte der eingemieteten Marken betroffen. Die Sektion Zürich-Schaffhausen der Gewerkschaft Unia zeigt sich in einer Mitteilung enttäuscht über den Entscheid. Nach Manor 2020, Modissa 2022 schliesse nun ein weiterer für die Bahnhofstrasse prägender Traditionsbetrieb. «Für die Besitzerin Swiss Prime Site sind offensichtlich weitere Büroräumlichkeiten für anonyme Grosskonzerne profitabler als der Betrieb eines für Zürich prägenden Warenhauses», heisst es in der Mitteilung. Die Unia werde sich für einen guten und fairen Sozialplan für die Angestellten einsetzen, Geld sei offensichtlich genug da.

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