Was bedeutet der Milliarden für die Credit Suisse?

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Boni, Dividende, BankkontoWas bedeutet der Megaverlust für die CS?

110,5 Milliarden Vermögensabflüsse allein im vierten Quartal – wie lange geht das noch gut? Wirtschaftsrechtsprofessor Peter V. Kunz ordnet für 20 Minuten ein.

Fabian Pöschl
von
Fabian Pöschl
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Die Credit Suisse schreibt einen so hohen Verlust wie seit 2008 nicht mehr.

Die Credit Suisse schreibt einen so hohen Verlust wie seit 2008 nicht mehr.

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Die Bank kommt aus dem Tief nicht raus.

Die Bank kommt aus dem Tief nicht raus.

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CEO Ulrich Körner will die Bank umbauen.

CEO Ulrich Körner will die Bank umbauen.

via REUTERS

Darum gehts

  • Die Credit Suisse (CS) schreibt ein Minus von 7,3 Milliarden Franken.

  • Wirtschaftsrechtsprofessor Peter V. Kunz zeigt sich nicht überrascht.

  • Er sagt, wie es jetzt mit der zweitgrössten Schweizer Bank weitergeht.

Skandale um Geldwäsche, Drogen und Millionenbussen machten 2022 zum Horrorjahr für die Credit Suisse (CS). Die Folge: Am Donnerstag präsentierte sie Jahreszahlen mit einem Mega-Verlust von 7,3 Milliarden Franken – so viel wie seit der Finanzkrise 2008 nicht.

Deutliche Rückgänge gabs in den Bereichen Wealth, Asset und Investment Management. Kundinnen und Kunden zogen 123 Milliarden Franken ab, davon 110,5 Milliarden im vierten Quartal – gut zehn Prozent des gesamten verwalteten Vermögens der Bank. Die Aktie sackte nach Bekanntgabe deutlich unter 3 Franken ab und verlor am Ende des Börsentages fast 15 Prozent.

CEO Ulrich Körner will die Bank umbauen, 9000 Stellen streichen und etwa das Investmentbanking verkleinern. Er warnte, dass wohl auch dieses Jahr wegen der Kosten für den Umbau mit einem Verlust endet.

Was bedeutet das für die zweitgrösste Schweizer Bank? Wirtschaftsrechtsprofessor Peter V. Kunz von der Uni Bern ordnet für 20 Minuten ein.

Wie ist der Milliardenverlust der Credit Suisse einzuordnen?

«Das war zu erwarten, er ist die Quittung für eines der schlechtesten Jahre der Bankengruppe», sagt Kunz. 

Ist die CS jetzt auf dem Weg der Besserung?

Das lässt sich erst mit dem abgeschlossenen Umbau in zwei bis drei Jahren sagen, so Kunz. Die CS scheine aber auf gutem Weg. «Die Entlassungen sind hart, aber damit kann die Bank Kosten reduzieren.» Schwieriger sei es bei den Einnahmen.

Wie lange können solche Milliardenabflüsse noch gut gehen?

Der Geldabfluss war fast ausschliesslich im vierten Quartal. Ein solches dürfe sich die CS nicht mehr erlauben, so Kunz: «Das Kundenvermögen ist die zentrale Basis, um Erträge zu generieren.» Der Bankexperte zeigt sich aber zuversichtlich: «Damals war der Vertrauensverlust riesig. Aber ich habe den Eindruck, dass die CS Vertrauen zurückgewinnt und die Abflüsse stoppen kann.»

Wenn sie es nicht schafft, muss ich Angst um mein Konto oder meine Hypothek bei der CS haben?

«Nein, das Schweiz-Geschäft, das systemrelevant beziehungsweise too big to fail ist, läuft gut und liesse sich auch abspalten. Konto und Hypothek sind sicher», so Kunz.

Gibt es eine Dividende für die Aktionäre?

Ja, fünf Rappen pro Aktie. «Das ist ein Zückerchen nach den enormen Börsenverlusten, damit die Aktionäre nicht verkaufen», so Kunz.

Ist eine Dividende nun das richtige Zeichen?

Solange Auszahlungen möglich sind, wäre ein Verzicht falsch, so Kunz: «Das wäre ein Krisensignal.» Es sei aber  gut möglich, dass die Aktionärinnen und Aktionäre die Dividende ablehnen, damit die Bank mit dem Geld arbeiten kann. Die neuen Grossaktionäre aus dem arabischen Raum könnten so ein Zeichen setzen, langfristig dabei sein zu wollen, so Kunz. Wenn dadurch die Aktie steigt, sei es auch das bessere Investment als eine geringe Dividende.

Hast du noch CS-Aktien?

Bekommen die Manager Boni?

Die CS streicht den Bonuspool um 50 Prozent. Die Senior Manager sollen davon stärker betroffen sein als auf Junior-Ebene. Die Geschäftsleitung bekommt gar nichts. Erst wenn der Umbau erfolgreich läuft, soll es laut Berichten für sie wieder Boni geben. Kunz hält das für richtig: «Das Top-Management muss für die Fehler gerade stehen.» Aber es solle auch einen Anreiz haben und Boni bekommen, wenn die CS wieder Gewinne schreibt, neue Kundengelder gewinnt und der Aktienkurs steigt.

Skandale-Auswahl der CS

2022 befand die Staatsanwaltschaft die Credit Suisse (CS) der Geldwäsche im Auftrag der bulgarischen Mafia für schuldig. Die Bank bestreitet das und kündigte an, in Berufung zu gehen. 2021 war die CS in den Zusammenbruch des Kreditgebers Greensill Capital und des US-Hedgefonds Archegos Capital verwickelt und räumte ein, Anleger rund um den Skandal um Thunfischanleihen in Mosambik betrogen zu haben. 

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