EgyptAir-AbsturzWas das Schweigen der Islamisten sagen könnte
Keine Terrororganisation hat bisher die Verantwortung für den Absturz der EgyptAir-Maschine übernommen. Laut Experten könnte es dennoch ein Anschlag gewesen sein.
- von
- rub
Auch drei Tage nach dem Absturz der EgyptAir-Maschine über dem Mittelmeer läuft die Suche nach den Flugschreibern weiter. Weder der Flugdatenschreiber noch der Stimmenrekorder wurden bislang gefunden. Von den Geräten erhoffen sich die Behörden Aufschluss über die Absturzursache.
Die Suche nach weiteren Trümmerteilen wird heute ebenfalls fortgesetzt, wie es am Samstag aus dem ägyptischen Luftfahrtministerium hiess. Ägypten wird dabei von Griechenland und Frankreich unterstützt.
Rauchalarm
Neue Erkenntnisse hatten am Samstag ergeben, dass an Bord des Fluges MS804 unmittelbar vor dem Absturz ein Rauchalarm ausgelöst wurde. Die Instrumente gaben entsprechende Signale aus. Ein Rückschluss auf die Absturzursache lässt dies aber nach wie vor nicht zu.
Die Nachricht vom Rauchalarm rückte die These von einem technischen Defekt als Absturzursache wieder in den Vordergrund. Der Rauch wurde zuerst aus einer Toilette gemeldet, dann seien auch Sensoren an Fenstern auf der rechten Seite, unter anderem im Cockpit, aktiviert worden. Eine Minute später registrierte das System auch Rauch in der Bordelektronik unter dem Cockpit.
Der ägyptische Luftfahrtminister sagte, es sei noch zu früh ein Urteil abzugeben. Einzelne Informationen wie die Rauchentwicklung könnten unterschiedliche Ursachen haben. Experten wiesen darauf hin, dass jemand auch absichtlich ein Feuer gelegt haben könnte.
Versagen von Technik oder Elektronik
Bei bisherigen Attentaten hatten die Terrormiliz Islamischer Staat oder al-Qaida jeweils am selben Tag oder einen Tag später die Verantwortung dafür übernommen. Man befinde sich nun ausserhalb des Zeitfensters, in der Islamisten normalerweise die Urheberschaft übernehmen, schreibt die auf Sicherheitsfragen spezialisierte US-Organisation Stratfor.
Das spreche für ein Versagen der Technik oder Elektronik. Ein mechanisches Problem sei sehr unwahrscheinlich während des Flugs. Solche Unglücke ereigneten sich typischerweise kurz nach dem Start oder während der Landung.
Neue Anschlagsmethode?
Sollten doch Attentäter hinter dem Absturz stecken, so könnte es entweder das Werk eines isolierten Sympathisanten sein, der auf eigene Faust handelte, ohne das die Führung der Terrororganisationen davon wusste. So hatte etwa das Paar, das im kalifornischen San Bernardino eine Weihnachtsfeier attackiert, seine Tat zuvor dem IS gewidmet. Die Organisation lobte sie jedoch erst drei Tage später.
Oder, «die düsterere aber weniger wahrscheinliche Erklärung» für das Schweigen von Terrororganisationen könnte laut Stratfor eine neue Anschlagsmethode sein. Die Terroristen würden dann schweigen, um auf dieselbe Weise erneut zuzuschlagen. Als ein Beispiel für dieses Vorgehen nennt Stratfor das Attentat auf den Flug 434 der Philippines Airlines Ende 1994, das niemand für sich beanspruchte. Denn man habe die dort getestete Methode später gleichzeitig auf 10 Transpazifik-Flügen anwenden wollen.
Die EgyptAir-Maschine war am frühen Donnerstagmorgen mit 66 Menschen an Bord auf dem Weg von Paris nach Kairo über dem östlichen Mittelmeer abgestürzt. Suchmannschaften des ägyptischen Militärs bargen am Freitag und Samstag erste Trümmerteile. Auch Körperteile und persönliche Gegenstände wurden rund 290 Kilometer nördlich der ägyptischen Küstenstadt Alexandria gefunden. (rub/sda)