VideoreportageWas erwarten syrische Flüchtlinge von Europa?
Wie denken syrische Flüchtlinge über den Krieg, über Europa und ihre Zukunft? 20 Minuten fragte sie direkt – bei einem Besuch in Jordanien.
- von
- Nicolas Saameli ,
- Irbid
3819 syrische Flüchtlinge wollten 2014 in die Schweiz und stellten deswegen einen Antrag auf Asyl – sie sind damit die zweitgrösste Gruppe hinter den Eritreern. Da ein Ende des Krieges in Syrien nicht absehbar ist, wird dieser Strom nicht abnehmen: Tausende harren an italienischen Bahnhöfen oder in griechischen Auffangzentren aus, um ein besseres Leben in Europa beginnen zu können, Abertausende hoffen in Nordafrika, bald die Reise übers Mittelmeer antreten zu können.
Fast vier Millionen Flüchtlinge haben in den direkt an Syrien angrenzenden Nachbarländern Zuflucht gefunden. Wer sind diese Menschen? Wie denken sie über den Krieg, über Europa und über ihre Zukunft? 20-Minuten-Reporter Nicolas Saameli reiste nach Jordanien, wo fast 650'000 syrische Flüchtlinge leben. In Irbid, nur wenige Kilometer von der syrischen Grenze entfernt, lernte er die Flüchtlingsfamilie Salohn kennen.
Bedauern Sie die Revolution?
2011 war Syrien ein reiches Land. Angesteckt von der Aufbruchstimmung des Arabischen Frühlings forderte ein wachsender Teil der Bevölkerung mehr Demokratie – die Regierung unter Präsident Baschar al-Assad schlug die Demonstrationen mit brutaler Gewalt nieder. Heute – nach vier Jahren Krieg – ist von den Hoffnungen von 2011 nicht mehr viel zu spüren. Frage an Flüchtling Ishan Abu Salohn: Wäre es besser für Syrien, wenn die Demonstrationen gegen Baschar al-Assad nie stattgefunden hätten.
Warum wollen Sie nach Europa?
Für unzählige syrische Flüchtlinge bleibt Europa ein grosses Ziel. Immer wieder erweisen sich die Fluchtwege über das Mittelmeer aber als tödliche Falle. Mehr noch: Im krisengeschüttelten Europa sind die Flüchtlinge nicht erwünscht. Was erwarten die Flüchtlinge von Europa? Familienvater Ishan Abu Salohn über sein Bild von Europa und die Gründe für seine Flucht.
Warum bauen Sie sich in Jordanien keine neue Existenz auf?
Viele verstehen nicht, wieso die Flüchtlinge nicht versuchen, sich nahe ihrer Heimat eine neue Existenz aufzubauen. Schliesslich leben sie hier in einer Kultur, die ihrer eigenen sehr ähnlich ist, und müssen keine neue Sprache lernen. Hier bleiben ihnen die Probleme erspart, die sie in Europa erwarten. Wissam (19) erzählt, wie es für einen jungen Mann ist, seine Heimat zu verlassen.
Was tun die Hilfswerke vor Ort eigentlich?
In Jordanien erhalten die Flüchtlinge Unterstützung von Hilfswerken. Das Geld kommt von Spenden – doch es reicht bei weitem nicht. Wofür wird es gebraucht und wie helfen die Betreuer konkret? Hassan Abu Seniah (26), Animator bei Terre des hommes, erzählt von seiner Arbeit.
Videos: Vincent Freigang/Nicolas Saameli

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