Wissenschaftliches ModellWas hat Schweizer Käse mit der Corona-Pandemie zu tun?
Die Corona-Massnahmen gefallen nicht allen Menschen. So wird kritisiert, sie seien nicht sicher. Das stimmt. Allerdings ist es genauso richtig, daran festzuhalten, wie der Vergleich mit Schweizer Käse zeigt.
Darum gehts
Perfekt sind Verhaltens- und Hygieneregeln nicht – aber sie sind besser als ihr Ruf.
Je mehr davon befolgt werden, desto besser.
Das beweist das sogenannte Schweizer-Käse-Modell.
Abstand halten, Hygienemassnahmen beachten, Maske tragen, Lüften – an diese Regeln, in Deutschland kurz AHA-L-Formel genannt (siehe Box), müssen wir uns seit geraumer Zeit halten, um die Corona-Pandemie einzudämmen.
Einigen Personen stösst dies sauer auf. Während die meisten Menschen in der Schweiz sie für wichtig und gerechtfertigt halten, wie eine repräsentative Onlineumfrage von 20 Minuten und Tamedia zeigt, halten andere sie für lästig und übertrieben. Vor allem, so liest und hört man immer wieder, weil die Massnahmen keinen 100-prozentigen Schutz böten.
Das sieht auch Melanie Brinkmann, Virologin und Infektionsbiologin an der Technischen Universität Braunschweig und Arbeitsgruppenleiterin am Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung, so. Die Prävention, die im Kampf gegen Sars-CoV-2 «eigentlich das Beste ist, was wir in der Hand» haben, sei «nicht ganz optimal», erklärte sie auf der deutschen Bundespressekonferenz am 3. November 2020 (siehe Twitter-Video, ab Minute 0:45).
Zusammen stark
Doch obwohl sie «noch viel Luft nach oben» sieht, betont sie im gleichen Atemzug die grosse Bedeutung der AHA-L-Regeln und weiterer Waffen im Kampf gegen das Virus. Zur Erklärung bedient sie sich des sogenannten Schweizer-Käse-Modells: «Dieses besagt, dass jede Scheibe Käse Löcher hat. Das sind Imperfektionen (Unvollkommenheiten). Und jetzt stellen Sie sich die Massnahmen vor, die wir in der Hand haben – die AHA-L-Regeln, aber auch das Contact-Tracing, die neuen Antigen-Tests, die Impfung – das sind alles neue Käsescheiben, die alle ihre Imperfektion haben.»
Wenn wir die alle hintereinanderschalten, können wir uns immer besser vor dem Virus schützen.
Bezogen auf die Covid-19-Prävention heisst das: Alleine hat keine der Massnahmen das Zeug, das Virus aufzuhalten. Werden die einzelnen zusammengenommen, sieht das anders aus, so Brinkmann: «Wenn wir die alle hintereinanderschalten, können wir uns immer besser vor dem Virus schützen.»
In einem Punkt hinkt der Vergleich mit dem Schweizer Käse aber – und das sind gute Nachrichten. Denn anders als Käser hätten die Menschen in der Pandemie auch die Möglichkeit, die Löcher durch weitere Massnahmen zu verkleinern. Etwa durch die Stärkung des eigenen Immunsystems, neue Therapien oder die verpflichtende Rückkehr ins Homeoffice.
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