Neue Songs und Europa-TourWas hat Tokio Hotel musikalisch noch zu bieten?
Promi-Schlagzeilen beiseite: 20-Minuten-Radio-Musikchef Moe erklärt, wie sich die deutsche Kultband gut 20 Jahre nach ihrer Gründung in ihrer Kernkompetenz schlägt.
- von
- Melanie Biedermann
Darum gehts
Was man auf der Band-Website liest, spricht Bände: Mit 110 nationalen und internationalen Awards in 68 Ländern, über zehn Millionen verkauften Alben, gut 70 Platin- und 120 Gold-Auszeichnungen gehört Tokio Hotel zweifelsohne zu den erfolgreichsten deutschen Acts ihrer Generation. Es sind aber auch Zahlen, die sich inmitten der vielen privaten Schlagzeilen um die Band leicht vergessen lassen.
Erst Musikkarriere, dann internationales Promi-Parkett – und jetzt?
Der Song «Durch den Monsun» dürfte tatsächlich auch vielen Leuten ein Begriff sein, die wenig Ahnung von oder Interesse an Tokio Hotel haben. «Die Band brachte damals den richtigen Sound und den richtigen Look zur richtigen Zeit», erinnert sich 20-Minuten-Radio-Host Moe.
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Um die Musik ging es seither jedoch immer seltener, besonders die Zwillingsbrüder Tom und Bill Kaulitz (32) erlangten mit eigenen Projekten und privaten Wendungen – zuletzt Toms Hochzeit mit Heidi Klum – international Promistatus. «Im Celebrity-Ranking Deutschlands steht die Band enorm weit oben», bestätigt auch «Supreme Show»-Host und 20-Minuten-Radio-Musikchef Moe.
Aber jetzt, da neue Musik und ab April eine Europatour anstehen, wie steht es um die Band? Kann Tokio Hotel im Musikmarkt 2022 bestehen?
Zielstrebig, aber uninspiriert
«Die neuen Songs sind super produziert, aber sie klingen weder individuell noch originell», meint Moe. Er würde den Sound am ehesten als «zielstrebig» beschreiben. «Man hört ganz klar heraus, dass die Band mit der Musik Profit machen will, darum nehmen sie alle aktuell funktionierenden Erfolgsformeln in die Hand, die sie meistern können.»
Konkret versuchte Tokio Hotel die EDM-Schiene mit der 80er-Welle zu vereinen. «Es gibt durchaus Musikerinnen und Musiker, die das gut zusammenbringen können, Tokio Hotel gehört leider nicht dazu», meint Moe. Für ihn seien die neuen Songs zu uninspiriert und zu wenig ausgereift, er wagt den Vergleich mit Fast Food oder Fast Fashion: «einfach konsumierbar, aber nicht sehr nachhaltig.»
Das Gesamtbild stimmt und findet Anklang
«Es ist Tokio Hotel aber definitiv gelungen, den Zeitgeist einzufangen», so Moe. Der Sound passe zudem zum Kontext der kommerziellen Welt, in der die Band sich bewege. «Womöglich ist diese Art Musik ja auch etwas, das den Jungs persönlich am besten gefällt», meint er. Damit wären sie bei weitem nicht alleine, die schiere Masse an Hörerinnen und Hörern gibt den Songs ihre Daseinsberechtigung.
Moes Fazit: «Tokio Hotel positioniert sich als Gesamtpaket in einer Mainstream-Szene, die von einfach zugänglicher Musik geprägt ist, und sie tut das durchaus mit ihrem eigenen Charakter – dieser fällt meiner Meinung nach in Sachen Musik eher flach aus.» Er persönlich höre lieber etwas, das nachhallt und ihm womöglich nach Monaten, Jahren oder vielleicht sogar Jahrzehnten noch viel gibt.
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