Thatcher-EffektWas stimmt hier mit Adeles Gesicht nicht?
Über 3 Millionen Likes und über 173’000 mal geteilt: Der kurze Clip einer Psychologin geht auf Tiktok durch die Decke. Dabei zeigt sie bloss ganz gewöhnliche Fotos von drei Prominenten. Oder etwa doch nicht?
Darum gehts
- Auf Tiktok geht das Video einer Psychologin viral.
- Darin stellt sie den sogenannten Thatcher-Effekt vor.
- Dieser beschreibt ein verblüffendes Wahrnehmungsphänomen.
Das Video ist kaum 15 Sekunden lang. Und dennoch gelingt es Julia Smith, Psychologin aus dem britischen Ringwood, mit der Erklärung eines psychologischen Phänomens Millionen von Tiktok-Usern zu begeistern.
Dafür braucht die Expertin, die sich mit den Arbeitsweisen des Gehirns beschäftigt, nicht mehr als drei Fotos von Prominenten. Die Porträts von Sängerin Adele, Ex-US-Präsident Barack Obama und Rapper Kanye West sind darauf jeweils auf den Kopf gedreht. Das wars.
So scheint es zumindest. Denn dreht man, wie von Smith aufgefordert, das Smartphone und damit die Bilder um 180°, merkt man plötzlich, dass es sich ganz und gar nicht um gewöhnliche Aufnahmen der drei Prominenten handelt. Was vorher nicht aufgefallen ist, ist, dass ihre Gesichter manipuliert wurden: Augen und Münder wurden jeweils falsch herum arrangiert.
Bei gedrehten Köpfen sind Details unwichtig
Grund dafür, dass das bei der umgekehrten Ansicht nicht ins Bewusstsein rückt, ist der sogenannte Thatcher-Effekt (siehe Box). Mit seiner Hilfe lässt sich verdeutlichen, dass der Mensch nur dann auf Details von Gesichtern achtet, wenn er es richtig herum betrachtet.
Der Thatcher-Effekt
Das Phänomen ist nach der Politikerin Margaret Thatcher benannt, die als erste Frau überhaupt zwischen 1979 und 1990 das Amt der Premierministerin des Vereinigten Königreiches innehatte. Ihr Foto nutzte Peter Thompson von der University of York im Jahr 1980, um die Illusion zu visualisieren.
Für den Thatcher-Effekt können in jedem beliebigen Gesicht einzelne Details wie Augen oder Mund auf den Kopf gestellt werden. Wird dann dieses gesamte Gesicht auf dem Kopf stehend präsentiert, registrieren Betrachter die Manipulation kaum. Erst wenn man das jeweilige Foto umkehrt wird klar: Da stimmt etwas nicht.

Der Effekt ist nach der ehemaligen britischen Premierministerin Margaret Thatcher benannt.
«Unsere Fähigkeit, kleine Veränderungen im Verhältnis der Merkmale wahrzunehmen, ermöglicht es, dass wir Tausende Gesichter unterscheiden können», erklärte Psychologe Robert Hampton von der Emory University anlässlich einer früheren Studie.
Fachleute bezeichnen das als Konfigurationserkennung. Ist ein Gesicht aber um 180° gedreht ist, ist diese Funktion gestört, weil die einzelnen Bestandteile des Gesichts – Mund, Nase, Augen, Ohren – nicht mehr dort sind, wo sie gemäss unserer Erfahrung hingehören. Entsprechend achtet man nicht mehr auf die Details und übersieht so deren Manipulation.
Weitere optische Illusionen findest du in der folgenden Bildstrecke:
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