OberseeWasserpflanze zieht Ruderer ins Wasser
Auf dem Obersee zwischen Rapperswil-Jona und Schmerikon liegen derzeit Seegrasteppiche. So schlimm, dass Boote stecken bleiben und Ruderer ins Wasser gezogen werden.
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Es ist nicht nur wüst anzusehen, es zieht auch jede Menge Probleme mit sich: Das Seegras im Obersee. «Etliche Motorboote bleiben darin stecken», sagt Dario Helbling, Geschäftsführer der Helbling-Werft in Schmerikon SG, gegenüber der «Linth-Zeitung» (Bezahlartikel). Vor allem die heissen Sommertage hätten die Pflanzen richtiggehend wuchern lassen. Nicht immer helfe es, mit dem Boot vor- und zurückzufahren, um sich zu befreien. Meist müssten die Bootsführer den Motor von Hand von den Pflanzen befreien und dafür tauchen. Seine Mitarbeiter seien diesen Sommer mehrfach ausgerückt, um Boote zu befreien.
Mit den Pflanzen zu kämpfen hat auch der Ruderclub Rapperswil-Jona SG. Laut Nicola Schröder, Chefin Leistungssport, kann es für die Ruderer sogar gefährlich werden, wenn sie mit ihren Ruderblättern hängen bleiben. «Dadurch können sie richtiggehend ins Wasser gezogen werden», so Schröder.
Gemeinde machtlos
Die Gemeinde Schmerikon hat das Seegras in der Vergangenheit bereits gezielt geschnitten und eingesammelt. Das bedeute aber einen enormen personellen Aufwand, so Gemeindepräsident Félix Brunschwiler. Auch bringe dies langfristig wenig, doch eine andere Lösung gebe es nicht. Andere Massnahmen, wie etwa eine Schwemmholzsperre, die das Seegras aufhalten sollte, funktionierten nämlich nicht, so Brunschwiler.
Laut Lukas Taxböck, Fachspezialist für Gewässerbiologie und -ökologie des Kantons St. Gallen, bietet das saubere Wasser des Oberen Zürichsees eine optimale Grundlage für Wasserpflanzen. «Je tiefer Licht dringt, desto tiefer leben Pflanzen. In 'sauberen' Seen funktioniert demnach an tieferen Stellen die Fotosynthese», wird er zitiert. Zudem sei der Begriff «Seegras» in vorliegendem Fall theoretisch falsch. Seegras im eigentlichen Sinne gebe es nämlich nur in Ozeanen und Meeren. Passender wäre der Begriff submerse Makrophyten. Im Obersee sind es laut dem Experten vor allem untergetauchte Samenpflanzen oder Characeen – sogenannte «Armleuchteralgen» – die dort wachsen.