Nicht Corona, nicht GrippeWegen dieses Virus sind die Schweizer Kinderspitäler überfüllt
Immer mehr Kleinkinder und Säuglinge müssen in der Schweiz wegen des sogenannten Respiratorischen Synzytial-Virus (RSV) im Spital behandelt werden. Für Erwachsene ist das Virus selten gefährlich.
Darum gehts
Innerhalb einer Woche stieg am Inselspital Bern die Zahl der Patienten mit dem Respiratorischen Synzytial-Virus (RSV) von 24 auf 39 um mehr als die Hälfte an. «Der RSV-Peak ist noch nicht erreicht», sagt Christoph Aebi, Chefarzt an der Kinderklinik des Inselspitals Bern, gegenüber den Zeitungen der Tamedia.
Das RS-Virus ist verantwortlich für die meisten Fälle von akuter Bronchitis bei Säuglingen und kleinen Kindern. Für Erwachsene und ältere Kinder ist das Virus meist harmlos und verursacht «nur» leichte Erkältungssymptome wie Schnupfen, Husten oder Halsschmerzen. RSV verursacht jährliche Epidemien im Herbst und Winter. In der Schweiz tritt im Rhythmus von zwei Jahren jeweils eine stärkere Epidemie auf, wie der Bund schreibt.
Aktuell bestehen absolute Rekordzahlen an Hospitalisationen von RSV-Infizierten Kindern. Dafür haben Expertinnen und Experten der Kinderinfektiologie auch für dieses Jahr ein nationales Dashboard der Fallzahlen zusammengestellt.
Die Fallzahlen steigen an
Die Übertragung von Mensch zu Mensch erfolgt durch Tröpfcheninfektion bei engem Kontakt, wobei Bindehaut und Nasenschleimhaut die Eintrittspforten bilden. Eine Übertragung ist auch durch verunreinigte Gegenstände und Oberflächen möglich. Für Erwachsene und ältere Kinder ist das Virus meist harmlos und verursacht «nur» leichte Erkältungssymptome wie Schnupfen, Husten oder Halsschmerzen.
Während der Corona-Pandemie fiel die RSV-Saison 2020/21 vollständig aus, wie die Zeitungen der Tamedia weiter schreiben. Wie üblich falle die jetzige Saison des RS-Virus in die kalte Jahreszeit. Es könnte zu einer heftigeren Welle von Infektionen kommen. Viele Säuglinge und Kleinkinder hätten bisher keinen Kontakt mit dem Virus gehabt, es komme nun zur ersten Infektion. Zurzeit würden die Fallzahlen im ganzen Land ansteigen.
Operationen werden teilweise verschoben
Am Kinderspital Zürich seien momentan 30 von 150 Betten mit RSV-Patienten belegt. Christoph Berger, Chefarzt Infektiologie und Spitalhygiene am Kinderspital Zürich, sagt dem «Tages-Anzeiger»: «Wir haben momentan keine Reserve mehr an freien Betten mit pflegerischer Betreuung.» «Wir tun alles, um die gesundheitliche Versorgung zu gewährleisten, haben aber auch einen Stufenplan zur Priorisierung der geplanten Eingriffe», fügt Berger an.
Kann das Spital eine nicht dringende Operation wie die Entfernung von Platten oder Schrauben nach einem Bruch verschieben, müssen sie dies tun. Die zurzeit herrschenden Kapazitätsengpässe seien für die Spitäler auch eine logistische Herausforderung. Vor kurzem sei ein Baby mit einer RSV-Infektion nach Yverdon geflogen worden, da in der Deutschschweiz kein einziges Bett für den besagten Fall zur Verfügung gestanden habe.
Hochansteckender Erreger
«Überall haben wir derzeit die gleichen Probleme und helfen uns gegenseitig», sagt Julia Biliecki, leitende Ärztin für pädiatrische Infektiologie am Universitätskinderspital beider Basel. Waren im September noch 16 Fälle des Virus bekannt, waren es Anfang November bereits 94. Am Universitätsspital in Basel hätte man dieses Jahr noch keine Patientinnen mit dem RS-Virus verschieben müssen.
Der Erreger ist hochansteckend, daher werden mehrere RSV-Infizierte gemeinsam in ein Zimmer gelegt. Somit nutze man die vorhandenen Ressourcen bestmöglich. «Im Moment können wir teilweise leider nicht mehr den gleichen Komfort bei der Betreuung wie früher anbieten», so Biliecki. Die medizinische Versorgungsqualität bleibe aber erhalten.
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