DetailhandelWegen Discountern sind Migros und Coop weniger beliebt
Noch ist fast jeder zweite Schweizer ein Migros-Kind. Doch die Konkurrenz aus Deutschland schläft nicht: Aldi und Lidl sind auf dem Vormarsch.
- von
- Janine Gloor
Darum gehts
Die Migros hat in der Schweiz ein gutes Image.
Die Hälfte der Bevölkerung kauft am liebsten in der Migros ein.
Coop ist mit einigem Abstand am zweitbeliebtesten.
Aldi und Lidl konnten an Beliebtheit zulegen.
Für den Lebensmitteleinkauf gibt es in der Schweiz eine ganz klare Favoritin: Die Migros. 47 Prozent aller Befragten haben in einer Studie des Marktforschungsinstituts Marketagent Schweiz angegeben, am liebsten in der Migros einzukaufen. Mit grossem Abstand folgt Coop, den 27 Prozent der Befragten bevorzugen. Für die Studie wurden 1000 Menschen interviewt.
Noch vor zehn Jahren wurde Migros von mehr als der Hälfte der Befragten als Lieblingsladen angegeben, 55 Prozent wählten Migros. 2016 waren es noch 53 Prozent. Auch Coop hat an Beliebtheit verloren, 2011 kauften 30 Prozent der Befragten am liebsten bei Coop ein, 2016 waren es 26 Prozent. Coop hat in den letzten Jahren wieder einen Prozentpunkt gutgemacht.
Somit wählen am meisten Schweizerinnen und Schweizer zwischen Migros und Coop, wenn es ums Posten geht. Doch ein Blick auf die Zahlen zeigt, dass die beiden Grossen an Beliebtheit eingebüsst haben. Und zwar zu Gunsten von Aldi und Lidl.
Aldi und Lidl sind beliebter als Denner
Die deutschen Discounter sind in den letzten zehn Jahren kontinuierlich beliebter geworden. In der neusten Auswertung gaben 9 Prozent der Befragten an, am liebsten bei Lidl einzukaufen. 7 Prozent gehen am liebsten in den Aldi. Zum Vergleich: 2011 wählten erst 4 Prozent den Aldi, Lidl hat in zehn Jahren gar 7 Prozentpunkte gutgemacht.
Aldi und Lidl liegen damit vor Denner, wo 6 Prozent der Befragten am liebsten einkaufen. Jeweils 1 Prozent der Befragten geht am liebsten zu Volg, Manor Food oder Globus Delicatessa, Spar wurde von niemandem als Lieblingsladen angegeben.
Obwohl die Migros in den letzten Jahren an Beliebtheit verloren hat, gibt es immer noch sehr viele Migros-Kinder in der Schweiz. Das überrascht den Marketingexperten Felix Murbach nicht. «Die Migros hat nach wie vor ein sehr gutes Image», sagt er. Ob als Arbeitgeber oder als Laden zum Einkaufen, das Grundvertrauen in die Migros sei kaum zu erschüttern.
Dieses Vertrauen ist die Ernte jahrelanger Bemühungen der Migros, eine starke Marke aufzubauen. «So hat die Migros früher beispielsweise mit Bussen alle Gemeinden bedient», sagt Murbach. Das blieb in guter Erinnerung.
Und wo die Migros bis heute punkten kann: «Die Migros wird tendenziell als günstiger wahrgenommen als Coop», sagt Murbach. «Die Kundinnen und Kunden schätzen die Eigenmarken mit gutem Preis-Leistungs-Verhältnis.»
Auf die Preise angesprochen, verweist Coop auf die Prix-Garantie-Linie. «Mit über 1300 Prix-Garantie-Produkten bieten wir ein komplettes Sortiment auf Discounter-Niveau», sagt eine Sprecherin zu 20 Minuten.
Weniger Einkaufstourismus nach Corona
Corona hat auch das Einkaufsverhalten bei den Einkaufstouristen verändert. Wegen der Pandemie mussten viele gezwungenermassen auf das Shoppen im Ausland verzichten. Und daran wollen einige festhalten. Vor Corona hätten die Befragten 16 Prozent aller Produkte des täglichen Bedarfs im Ausland gekauft. Nach Corona wollen sie diesen Anteil auf 12 Prozent reduzieren.
Um die Kundinnen und Kunden in den Schweizer Läden zu behalten, sollen die Detailhändler in attraktive Ladenkonzepte investieren, auf Qualität, Beratung und Einkaufserlebnis setzen, sagt Murbach. «Damit es sich lohnt, in der Schweiz einzukaufen.» Marketagent empfiehlt den Schweizer Detailhändlern, ihre Stärken, wie ein breiteres Sortiment an nachhaltigen oder ökologisch produzierten Produkten, zu betonen und Preissenkungen aktiv zu kommunizieren. Coop und Migros werben beide mit Preissenkungen.
Die Deutschen mussten Swissness lernen
Dass die Schweiz eine eigene Kultur hat, wenn es ums Einkaufen geht, musste auch die deutsche Konkurrenz feststellen. «Aldi und Lidl mussten zuerst lernen, dass der Schweizer Markt anders funktioniert», sagt Murbach.
In der Schweiz ist Geiz nicht geil und es wird Wert auf schöne Präsentation der Ware gelegt. «Mit Schwingern als Markenbotschafter haben die Discounter auf Swissness gesetzt und auch bei den Werbespots haben sie aufgeholt.»
Murbach glaubt, dass Aldi und Lidl auch in den kommenden Jahren an Beliebtheit gewinnen könnten.
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