20-Minuten-LeserinWegen Energiekrise – «Mein Partner will sich eine Waffe kaufen»
Wegen der Energiekrise wurde der Partner einer 20-Minuten-Leserin immer paranoider. Er habe Angst, dass er sich verteidigen müsse. Dass er sich jetzt eine Waffe kaufen will, macht ihr Angst.
- von
- Anja Zingg
Darum gehts
Die Energiekrise war zu viel für den Partner einer 20-Minunten-Leserin.
Er fürchtet sich vor einem Kollaps und will sich deswegen eine Waffe zulegen.
Das führt zu einer Beziehungskrise.
In gewissen Kantonen nehmen die Waffengesuche zu.
Nach zwei Jahren Pandemie und einem Kriegsausbruch in Europa sind viele Menschen unsicher geworden. Eine mögliche Energiekrise gab dem Partner von 20-Minuten-Leserin P. B.* den Rest: «Mit der Energiekrise ist mein Partner paranoid geworden.» Er fürchte sich vor einem Versorgungskollaps und dass in der Schweiz alles zusammenbreche, so die Leserin, die anonym bleiben möchte.
«Er spricht davon, sich eine Waffe zu kaufen, um sich verteidigen zu können, und will sich die nötigen Bewilligungen besorgen», so die Leserin weiter. Ihr mache dies Angst und sie fände es völlig übertrieben. Unter anderem wegen dieser Diskussion stecke das Paar in einer heftigen Beziehungskrise.
Gesuche schossen in die Höhe
Als diesen Frühling der Ukraine-Krieg ausbrach, schossen die Gesuche für einen Waffenerwerbsschein in gewissen Regionen in die Höhe. Experten gingen davon aus, dass dies mit einem erhöhten Sicherheitsbedürfnis zu tun hatte.
Eine schweizweites Register, in dem die Anzahl der Gesuche für Waffenerwerbsscheine festgehalten wird, gibt es nicht. Die Zahlen werden kantonal erfasst. 20 Minuten hat bei einigen Kantonen und Städten nachgefragt, ob nach wie vor vermehrt Gesuche eingereicht werden.
Gesuche im Aargau nehmen zu
«Im Kanton Aargau hält der Boom weiter an», so Bernhard Graser von der Kantonspolizei Aargau. «Aktuell verzeichnen wir 25 bis 30 Prozent mehr Gesuche für Waffenerwerbsscheine als im Vorjahr.» Genaue Gründe seien schwierig zu benennen: «Da die Gesuche nicht begründet werden müssen, können wir keine verbindliche Einschätzung für die ganze Entwicklung abgeben. Es liegt aber auf der Hand, dass neben anderen Ursachen der Krieg in der Ukraine eine Rolle spielt.»
Im Kanton Zürich werden die Waffenerwerbsscheine von den Gemeinden ausgestellt. Die Kantonspolizei Zürich hat lediglich Kenntnis darüber, wie viele Waffen mit bewilligten Waffenerwerbsscheinen tatsächlich bezogen wurden. «Die aktuellen Zahlen deuten nicht auf eine Zunahme gegenüber dem Vorjahr hin», so ein Mediensprecher.
Sowohl in der Stadt Zürich als auch in Winterthur gibt es keine auffallenden Zunahmen, wie die zuständigen Stellen auf Anfrage mitteilen.
Tendenz steigend
Im Kanton Bern werden die offiziellen Zahlen erst kommenden Jahres vorliegen. «Im Jahr 2021 wurden 3572 Waffenerwerbsscheine ausgestellt. Dies waren weniger als 2020 und auch weniger als in den Jahren zuvor. Für 2022 kann allgemein gesagt werden, dass im Vergleich zu 2021 eine steigende Tendenz festzustellen ist», so ein Sprecher der Kantonspolizei Bern.
Und auch im Kanton St. Gallen geht man bis Ende Jahr von einer leichten Zunahme im Vergleich zum Vorjahr aus. «Die Zunahme der letzten Jahre könnte mitunter aufgrund des veränderten Sicherheitsgefühls in der Bevölkerung zustande gekommen sein», so ein Sprecher.
*Initialen geändert
Beschäftigt dich oder jemanden, den du kennst, der Krieg in der Ukraine?
Hier findest du Hilfe für dich und andere:
Fragen und Antworten zum Krieg in der Ukraine (Staatssekretariat für Migration)
Ambulatorium für Folter- und Kriegsopfer SRK, Tel. 058 400 47 77
Kriegsangst?, Tipps von Pro Juventute
Beratungsangebot (Deutsch, Ukrainisch, Russisch), von Pro Juventute
Dargebotene Hand, Sorgen-Hotline, Tel. 143
Pro Juventute, Beratung für Kinder und Jugendliche, Tel. 147
Anmeldung und Infos für Gastfamilien:
Schweizerische Flüchtlingshilfe, Tel. 058 105 05 55
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