Benzidin in Gamsen VSWegen Giftstoffen muss das Grundwasser streng überwacht werden
Unterhalb der Giftmülldeponie Gamsensried im Oberwallis wurden erhöhte Anteile giftiger Chemikalien im Grundwasser gemessen.
- von
- Dominique Dussling
Darum gehts
Im Oberwallis liegt eines der grössten Giftmülllager der Schweiz. In der Deponie Gamsenried wurden bis 1978 chemische Abfälle aus der Produktion des Chemieunternehmens Lonza gelagert. Untersuchungen zeigen, dass das Grundwasser stromabwärts der Lonza-Deponie hohe Konzentrationen von giftigen Stoffen aufweist, wie der «Walliser Bote» berichtet.
Eines der gefährlichsten Toxine darunter: Benzidin. Die organische Verbindung gilt als krebserregend. Benzidin-Werte von bis zu mehreren Hundert Nanogramm/Liter (ng/l) wurden gemessen. Dies entspricht einer Konzentration weit über dem Sanierungs-Grenzwert von 1,5 ng/l des Bundesamtes für Umwelt (Bafu).
Messungen in Trinkwasser
Die Dienststelle für Umwelt (DUW) des Kantons Wallis führte deshalb zusätzliche Messungen an umliegenden Brunnen, Quellen und Trinkwasserfassungen durch, um die Sicherheit für Anwohner und Anwohnerinnen zu gewährleisten. Auffällig war eine Probe aus dem Brunnen des Thermalbades Brigerbad.
Der Benzidin-Wert lag mit 0,2 ng/l knapp über der Bestimmungsgrenze von 0,1 ng/l, berichtet Yves Degoumois von der DUW dem «Walliser Boten». Eine Verunreinigung dieser Grössenordnung stelle jedoch kein gesundheitliches Risiko für Badegäste dar.
Die Brunnen und Quellen sowie die Trinkwasserfassung werden nun weiterhin streng überwacht.
Laufen Giftstoffe ins Grundwasser?
Wenn das Gamsenried nicht saniert wird, ist zu befürchten, dass Giftstoffe schrittweise ins Grundwasser auslaufen. Mit einem Volumen von rund drei Millionen Kubikmetern und schätzungsweise 153 Kilogramm Benzidin stellt die Sanierung des Giftstofflagers ein Grossprojekt dar. Die Gesamtkosten seien in dieser frühen Phase der Planung noch nicht abzuschätzen. Zum Vergleich: Der Abbau der bedeutend kleineren Deponie in Kölliken im Kanton Aargau kostete 900 Millionen. Dementsprechend werde der Betrag vermutlich in die Milliarden gehen.
Ebenfalls unklar ist, wer für die Kosten aufkommen muss. Die Lonza hat für die erste Phase der Sanierung 285 Millionen Franken zurückgestellt. Die Kosten werden aber vermutlich um einiges höher sein als die berechneten 285 Millionen. Gemäss Bericht bemüht sich die Lonza, eine Lösung mit dem Kanton zu finden. Laut Christine Genolet-Leubin von der Dienststelle für Umwelt ist es aber sehr wahrscheinlich, dass sich neben Lonza auch der Staat und Gemeinden beteiligen müssten.