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Doktor Sex«Wegen ihm bin ich mit den Nerven am Ende!»

Monika weiss nicht mehr, ob sich die Ehe mit ihrem Mann noch lohnt: Kaum Sex, den Haushalt macht sie allein und ausser leeren Versprechungen kommt nichts von ihm.

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Die Trägheit des Partners bringt manche Frauen zur Verzweiflung. (Symbolbild: «Eternal Sunshine of the Spotless Mind», Universal Pictures Schweiz)

Die Trägheit des Partners bringt manche Frauen zur Verzweiflung. (Symbolbild: «Eternal Sunshine of the Spotless Mind», Universal Pictures Schweiz)

Frage von Monika (25) an Doktor Sex: Ich bin seit acht Jahren mit meinem Mann zusammen. Seit einem Jahr sind wir verheiratet. Mittlerweile weiss ich aber nicht mehr, ob sich die Beziehung mit ihm noch lohnt. Seit zwei Jahren ist er daran, ein eigenes Geschäft aufzubauen. Dabei unterstütze ich ihn tatkräftig. Aber zuhause macht er nichts von sich aus. Dauernd muss ich ihm sagen, was zu tun ist, aber auch dann wird nichts erledigt. In zwei Jahren möchte ich eine Familie haben, aber wie das unter den gegebenen Umständen gehen soll, ist mir ein Rätsel.

Was den Sex angeht, bleibt nicht viel zu sagen. Es gibt ihn nur am Wochenende und als Morgen-Quickie – auch wenn ich sage, dass ich etwas anderes möchte als immer nur Zwei-Minuten-Sex. Am Abend – ich arbeite bis halb sieben – ist er zu müde dazu. Ich habe zunehmend das Gefühl, dass ich nur noch eine Kollegin bin oder seine Mutter, jedoch nicht mehr seine Ehefrau. Nie sagt er mir, dass ich gut aussehe. Auch dann nicht, wenn ich extra was Schönes kaufe und es ihm vorführe. Ich bin eigentlich immer noch begeistert von ihm. Mit meinen Nerven aber bin ich völlig am Ende. Wenn ich meine Probleme mit ihm anspreche, sagt er, dass er mich versteht und dass ich Recht habe. Aber ändern tut er nichts! Was soll ich tun?

Antwort von Doktor Sex

Liebe Monika

Eine Beziehung als Herausforderung zu erleben oder damit ganz konkrete Schwierigkeiten zu haben, ist für viele Menschen immer noch ein Makel. Sie gehen davon aus, dass eine Ehe oder Partnerschaft nur dann «gut» ist, wenn sie harmonisch verläuft, also keine Ecken und Kanten hat. Daher warten Paare meist sehr lange, bis sie sich in eine Paartherapie begeben, um mit fachlicher Unterstützung damit zu beginnen, die Kommunikation und das Verhalten in der Beziehung genauer unter die Lupe zu nehmen und zu verändern. Lieber versuchen sie es auf eigene Faust, mit dem Resultat, dass die Problemspirale immer schneller zu drehen beginnt. Und erst kurz bevor dann gar nichts mehr geht und eine Trennung zum Thema wird, kommt noch der Gedanke auf, dass man es vielleicht mit einer Therapie versuchen könnte.

Deine Geschichte ähnelt denjenigen, die ich in meiner Praxis immer wieder höre. Je nach Thema und Beziehungskonstellation sind die Rollen einfach etwas anders verteilt. Aber im Grundsatz ist es meist so, dass sich die eine Person beklagt und den Partner mit Vorwürfen eindeckt, während die andere sich verteidigt, oder – wenn die Fronten komplett verhärtet sind – sich mittels Schweigen einer Auseinandersetzung zu entziehen versucht.

Dass dein Partner dir zwar zustimmt, wenn du ihm deine Probleme mit ihm und eurer Beziehung schilderst, er sein Verhalten aber nicht ändert, zeugt für mich nicht von Unwillen, sondern von einer gewissen Hilflosigkeit. Wahrscheinlich, so meine Vermutung, hört er von dir relativ oft und zunehmend, was alles nicht gut ist und welche seiner Verhaltensweisen dich stören. Von dem, was du gut findest oder was dir an ihm oder an eurer Beziehung gefällt, so nehme ich weiter an, sprichst du hingegen nur noch selten. Hier könntest du ansetzen, indem du mehr von dem sprichst, was dich freut und dir gefällt. Laut Studien sollte das Verhältnis etwa vier zu eins sein – also vier positive Aussagen auf eine negative. Weiter kann ich dir die sogenannte VW-Intervention empfehlen: Statt Vorwürfen formulierst du deinem Partner gegenüber Wünsche. Und last but not least: Meldet euch zu einer Paartherapie an!

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